: FAZ-Mag: Marcel, Gerhard, Goethe
(45) Gerhard Schröder saß in der ersten Reihe. Das war er gewohnt. Nur diesmal, beim Goethe-Festakt, war ihm doch ein bisschen mulmig. Neben ihm saß Marcel Reich-Ranicki. Was war der noch? Reichshauptkrawallschachtel? Irgendwie sowas. Wenn er ihn nur von der Seite ansah, musste Schröder an seine Hämorrhoiden denken. Am liebsten hätte er sich mit einer Gabel gekratzt. Aber das ging jetzt wohl nicht. Der Kanzler war deprimiert. Er fühlte sich wie eingefroren neben diesem dämonisch gut gelaunten Mann, der jeden Fernseher zu sprengen in der Lage war. Schröder fühlte sich tot, tot, tot.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen