Externe Berater der Bundesregierung: IBM kassiert 115 Millionen Euro
Für 333 Millionen Euro hat die Bundesregierung im ersten Halbjahr 2019 externe Expertise eingekauft. Ein Drittel davon ging an den US-Konzern IBM.
Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Matthias Höhn hervor. Die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hagedorn weist darin allerdings darauf hin, dass es in den Ministerien keine einheitliche Definition für Beratungs- und Unterstützungsleistungen gebe und deshalb „Unsicherheiten bzw. Unschärfen“ entstehen könnten.
Nach einer früheren Antwort des Finanzministeriums haben die 14 Bundesministerien und die ihnen nachgeordneten Behörden im ersten Halbjahr zusammen 333 Millionen Euro für externe Berater ausgegeben. Fast die Hälfte davon entfiel mit 155 Millionen Euro auf das Verteidigungsministerium, dessen Beratereinsatz derzeit von einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss geprüft wird.
Zwei Firmen, deren Tätigkeit für das Ministerium von dem Gremium unter die Lupe genommen wird, waren im ersten Halbjahr unter den Top Ten der Regierungsberater: Die auf digitale Transformation spezialisierte McKinsey-Tochter Orphoz mit 31 Millionen Euro auf Platz sechs und das irische Beratungsunternehmen Accenture mit 18,7 Millionen Euro auf Platz zehn.
Umstrittener, teurer und unnötiger Sachverstand
Höhn sagte, die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit diesen Firmen hinterlasse, „gelinde gesagt, ein bitteres Geschmäckle“. Er könne der Bundesregierung nur zu mehr Transparenz raten. „Sie muss den Bürgerinnen und Bürgern erklären, wieso Abermillionen an Steuergeldern auf den Konten dieser externen Berater landen.“
Unter den Top Ten der externen Berater und Unterstützer der Bundesregierung waren im ersten Halbjahr auch die Unternehmensberatungen Capgemini (47,1 Millionen Euro Auftragsvolumen), Ernst und Young (46,7 Millionen) und Roland Berger (20,6) sowie das IT-Systemhaus Bechtle (23,6 Millionen) und die Technologieberatung Sopra Steria (20,8 Millionen).
Das Engagement von Unternehmensberatern und anderen Experten von außen durch die Bundesregierung ist hoch umstritten. Kritiker meinen, dass der Einkauf von Sachverstand zu teuer und angesichts der mehr als 20.000 Mitarbeiter in den Ministerien auch nicht zwingend notwendig sei. Zudem wird zu großer Einfluss von außen auf die Regierungsarbeit befürchtet. In den Ministerien wird dagegen der Einsatz von Beratern gerade im IT-Bereich für unumgänglich gehalten, da es sich oft um zeitlich befristete Aufgaben handelt, die hochspezialisierte Erkenntnis erfordern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe