piwik no script img

Explosion in BergwerkOpfer geborgen

Warum war die Druckwelle in dem Bergwerk in Thüringen so gewaltig? Nach dem tödlichen Gasaustritt beginnt die Suche nach den Ursachen. Die Grube ist vorerst stillgelegt.

Die Frühschicht fuhr nicht ein am Mittwochmorgen: die Kali-Grube in Unterbreizbach. Bild: dpa

UNTERBREIZBACH/KASSEL dpa | Nach dem schweren Grubenunglück mit drei Toten im thüringischen Unterbreizbach sucht die Staatsanwaltschaft nach der Ursache. Auch Experten vom Bergamt sind an der Unglücksstelle. Die drei toten Bergleute wurden nach Angaben der Polizei am frühen Mittwochmorgen aus 700 Meter Tiefe geborgen und über Tage gebracht.

Die Männer im Alter von 24, 50 und 56 Jahren starben, als am Dienstag bei einer Routinesprengung in großer Menge Kohlendioxid explosionsartig freigesetzt wurde. Dabei gab es eine gewaltige Druckwelle. Vier Bergleute konnten kurz darauf aus der Grube des Kali- und Steinsalzproduzenten K+S (Kassel) gerettet werden.

In der Kaligrube ruht bis auf weiteres die Arbeit, wie ein K+S-Sprecher am Mittwoch sagte. „Die Frühschicht ist am Morgen nicht eingefahren und wurde freigestellt.“ Experten sollen untersuchen, ob Schäden an technischen Einrichtungen in der Grube entstanden sind und wann weitergearbeitet werden kann.

Eine Obduktion soll nun die genaue Ursache für den Tod der drei Bergleute klären. Vor der Einfahrt zur Grube leuchteten am Mittwochmorgen Kerzen. Es handelt sich wahrscheinlich um das schwerste Grubenunglück seit 1989 in Deutschland. Die vier Kumpel, die sich noch in Sicherheit bringen konnten, wurden ärztlich betreut.

Laut Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) hatten die insgesamt sieben Bergleute ein Vorauskommando gebildet, das üblicherweise nach Sprengungen zuerst kontrolliert. Die Grubenfeuerwehr suchte anschließend mit schwerer Atemschutztechnik nach den drei vermissten Bergleuten, zu denen nach dem Gasaustritt kein Kontakt mehr bestand.

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) reagierte mit großer Betroffenheit und Trauer. Die Region im Südwesten Thüringens nahe der Landesgrenze zu Hessen ist seit Jahrzehnten vom Kali-Bergbau geprägt.

Gefahr für den kleinen Ort Unterbreizbach mit seinen etwa 3800 Einwohnern bestand nach Unternehmensangaben durch die Gasexplosion nicht. Die Region im Südwesten Thüringens nahe der Landesgrenze zu Hessen ist seit Jahrzehnten vom Kali-Bergbau geprägt. Kurz vor der Wiedervereinigung hatte sich in der inzwischen stillgelegten Kali-Grube Merkers ein heftiger Gebirgsschlag ereignet.

Kaliumdüngemittel – kurz: Kali – ist für die Landwirtschaft wichtig. Kalium ist nicht künstlich herstellbar, sondern muss mit großem Aufwand gewonnen werden.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • D
    das_lektorat

    Aller guten Dinge sind drei, daher würde ich im letzten Abschnitt nochmal erwähnen, dass "[d]ie Region im Südwesten Thüringens nahe der Landesgrenze zu Hessen [...] seit Jahrzehnten vom Kali-Bergbau geprägt [ist]"