piwik no script img

Ex-Vergnügungspark in BerlinBau auf, bau auf im Plänterwald

Die Sanierung des Spreeparks hat begonnen. Bis zur Eröffnung dauert es aber noch. Ein konkretes Konzept für die Nutzung soll bis Ende 2015 vorliegen.

Das waren noch Zeiten: Im Spreepark kurz nach der Wende. Foto: dpa

Schilder am Metallzaun warnen vor bissigen Hunden und einer „Gefahr für Leib und Leben“ – für jeden, der sich der Forderung „Betreten verboten!“ widersetzt. Der Schlammboden vor dem Zaun lädt so wenig zum Betreten ein wie der Blick durch den Zaun: Abgebrochene Äste und Baumstämme verwesen, ein zerstörtes Plastikschild am Boden trotzt dem ungleichen Kampf gegen die Natur. Daneben verwahrlost ein Kassenhäuschen mit der Aufschrift „Kulturpark Spree“, vergessenes Laub überzieht den Eingangsbereich. Nur das Riesenrad, das sich hinter Buchenblättern versteckt und unerreichbar fern hinter dem Zaun in den Himmel ragt, übt eine Anziehungskraft aus, die einlädt, das Gelände dennoch zu betreten. Wäre da nicht das Hundeknurren.

Es raschelt im Plänterwald

Noch sind die Türen des geplanten Freizeitparks am Spree-Ufer geschlossen. Doch es raschelt im Plänterwald: Die Sanierungsarbeiten haben begonnen – am „Eierhäuschen“. Das alte Lokal ist in einem schlechten Zustand, erhält ein neues Dach. Saniert wird es vom Liegenschaftsfonds BIM, einer landeseigenen Immobiliengesellschaft. Sobald das Haus renoviert ist, überträgt die BIM ihre Besitzrechte an die landeseigene Entwicklungsgesellschaft Grün Berlin.

Die seit August geplanten Arbeiten am „Eierhäuschen“ konnten nur beginnen, weil das Haus denkmalgeschützt ist. Für das restliche Parkgelände liegt kein Baurecht vor. Gebaut werden kann dort erst in ein paar Monaten. Erstens, weil das Gelände zuvor von Müll und möglichen Giftstoffen befreit werden muss. Sechs Monate werde das wohl dauern, schätzt Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen. Zweitens darf erst gebaut werden, wenn das Stadtentwicklungsamt Treptow-Köpenick einen Bebauungsplan vorgelegt hat. Das kann erst geschehen, wenn ein konkretes Konzept zur Park­nutzung besteht. Bis zum Jahresende soll das der Fall sein, sagt Eva Henkel vom Senat für Finanzen. Die Verhandlungen zwischen dem Parlament und Grün Berlin seien „auf einem guten Weg“. Klar ist zum Konzept bisher nur: Der Park soll „eher minimalistisch“ werden, sagt Kollatz-Ahnen. „Weniger ein vollwertiger Vergnügungspark, mehr einer für spielende Kinder.“

Für die Sanierungdes Spreeparksstehen zehn Millionen Euro bereit

Kurz: Wann das „Eierhäuschen“ und der Park öffnen, bleibt unklar. Immerhin gibt es eine Tendenz: wohl nicht vor Sommer 2016.

Unklar sind auch Details zur Finanzierung des Parks: Der Senat für Finanzen könne „aktuell nicht sagen“, wann feststeht, wie viel Geld für welche Maßnahmen ausgegeben wird, sagt Henkel. Die Pressesprecherin weiter: „Wir sind etwas zurückhaltend mit der Kommunikation, weil die Mittel im Haushalt nicht vorgesehen sind und noch nicht verabschiedet wurden. Das Abgeordnetenhaus muss die Mittel erst absegnen.“ Kollatz-Ahnen hat zu den laufenden Kosten des Parks eine „klare, realistische Zahl vor Augen“: eine sechsstellige. Die laufenden Kosten des Spreeparks wären damit deutlich günstiger als bei anderen Immobilien von Grün Berlin. Der Park am Kreuzberger Gleisdreieck zum Beispiel kostet jährlich fünf Millionen Euro.

Fördermittel bis Ende 2018

Für die Sanierung des Spreeparks stehen zehn Millionen Euro bereit – abgesegnet vom Senat, ermöglicht durch das Investitionsprogramm „Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (Siwa)“. Treptow-Köpenicks Bezirksstadtrat Rainer Hölmer hatte kritisiert, das Geld stünde dem Baustadtrat noch nicht zur Verfügung. Henkel widerspricht: „Die Mittel stehen bereit. Der Baustadtrat muss sie nur umsetzen.“

Bis Ende 2018 sind die Fördergelder vorhanden. Da sie auf das Projekt bezogen seien, werde es auch zu Ende geführt, sagt Eva Henkel.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Das "Eierhäuschen" ist Literaturliebhabern aus Fontanes "Der Stechlin" bekannt. Da im heutigen Berlin nur noch Weniges aus der damaligen Zeit erhalten ist, hat es für mich einen besonderen Wert. Sehr schön fände ich es, wenn im Falle einer Wiedereröffnung Küche im Stil vom Ende des 19. Jhdts. angeboten würde wie der bei Fontane erwähnte "Schlei mit Dill". Das dürfte ein Alleinstellungsmerkmal sein.