Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer: "Ich bin für den Klassentieferen"
Drittligist Wuppertal spielt am Dienstag im Pokal gegen die Bayern. Und zwar auf Schalke. Das gibt ein Wiedersehen mit Rudi Assauer, der mittlerweile dem WSV unter die Arme greift.
Rudi Assauer war zweimal Manager des SV Schalke 04: von 1981 bis 1986 sowie von 1993 bis 2006. 2006 trat er nach einer Finanzaffäre auf Druck des Aufsichtsrates zurück. In seine zweite Amtszeit fällt der Bau der Arena auf Schalke, in der heute Abend (19 Uhr; Zusammenfassung ab 22.40 Uhr, ARD) Bayern München gegen den Drittligisten Wuppertaler SV (WSV) im Achtelfinale des DFB-Pokals antritt. Assauer kehrt somit in die Arena zurück, denn mittlerweile engagiert er sich für den WSV und hilft beim Bau eines neuen Stadions.
taz: Herr Assauer, was hat Sie nach Wuppertal verschlagen?
Rudi Assauer: Ein alter Kumpel,Friedhelm Runge, Präsident beim WSV, brauchte ein bisschen Unterstützung. Ich versuche dem zu helfen. Das bezieht sich aber nicht allein auf das Pokalspiel, sondern auch auf andere Dinge.
Sie bauen mal wieder ein Stadion?
Der WSV hat eine große Chance, aufzusteigen. Da braucht es schon ein Stadion, in das 15.000 Leute reinpassen. Und das in Wuppertal wird ja noch ein bisschen größer.
Rudi Assauer bleibt Gelsenkirchner, Sie wechseln nicht die Seite?
Überhaupt nicht. Das, was ich in Wuppertal mache, mache ich auch in Oldenburg und in Münster.
Ist das nicht Fremdgehen?
Nein. Die Vereine brauchen Hilfe. Ein schöneres Stadion als die Arena auf Schalke hat weltweit noch keiner gebaut. Da ich die Verbindung habe zu allen, setzen wir uns hin und machen das in anderen Städten.
Welche Chancen hat der Wuppertaler SV heute gegen die Bayern?
Bei der ersten Runde im Pokalwettbewerb hat sich München sehr schwer getan im Elfmeterschießen bei Wacker Burghausen. Wuppertal hat mindestens die Stärke von Burghausen. Das Ergebnis ist offen. Der WSV spielt zwar nicht zu Hause, aber mit 64.000 Leuten im Hintergrund. Von denen sind mindestens 54.000 auf Wuppertaler Seite.
Es gibt keine Bayernfans im Ruhrgebiet?
Die Wuppertaler haben innerhalb von zehn Tagen alle Karten verkauft. Das wird schon eine anständige Geschichte werden. Wuppertal könnte ein Ausrufezeichen setzen. Wenn sie sich gut verkaufen, kommen sie auch wieder gut in die Saison rein.
Es kommt also gar nicht so sehr auf das Ergebnis an?
Normalerweise verlierst du gegen die Bayern. Aber ab und zu gibt es auch ein Spiel, bei dem man über sich hinauswächst und der Gegner einen schlechten Tag hat. Alles schon vorgekommen. Es gab schon viele Amateurvereine, die gute Bundesligavereine aus dem Pokal rausgeschmissen haben. Das ist ja nicht unnormal. Das hat es jedes Jahr gegeben. Der WSV hat eine ganz gute Truppe.
Die Bayern auch.
Ja, sicher. Aber in Burghausen waren die Bayern komplett und haben mit viel Glück gewonnen.
Geld allein macht nicht glücklich?
Es gab einen großen Ausspruch von Otto Rehhagel: "Geld schießt keine Tore." Blödsinn. Geld schießt Tore.
Es gibt Menschen, die hassen die Bayern. Sie nicht?
Ach nein. Warum soll ich Bayern München hassen?
Weil Sie aus dem Ruhrgebiet kommen?
Ich habe Respekt vor Bayern München. Das ist der Club, der in den letzten 20 Jahren Fußballdeutschland vorangebracht hat, auch international.
Zwischen Schalke 04 und den Bayern gibt es ja keine ausgesprochene Fanfreundschaft.
Bayern hat einen Vorsprung von etwa 15 Jahren gegenüber Schalke. Die Geschichte des Profifußballs begann ja mit dem Bau der großen Stadien. München hat 1972 das Olympiastadion bekommen. Schalke ein Jahr später für die WM das Parkstadion. Die Kapazität mit München war ja vergleichbar. Ab dem Tag ist auch Schalke nach oben gekommen. Aber wir haben es nicht wie Bayern München geschafft, kontinuierlich oben zu bleiben. Schalke war irgendwann wieder weg, patsch, trotz großem Stadion.
Wie geht es weiter, wenn der WSV gewinnt?
Es wäre schon eine Sensation. Die nächste Sensation wäre, gegen Schalke ausgelost zu werden. Da packt jemand in die Lostrommel, und auf einmal hat man die entsprechende Paarung, und Wuppertal kann das zweite Mal in der Arena spielen.
Dann sitzen Sie mit zwei Wimpeln am Spielfeldrand?
Ich bin immer für den Klassentieferen.
Sie sind ja Kommunist?
Ich bin weder Kommunist noch sonst was.
Kennen Sie außer dem Stadion noch etwas in Wuppertal?
Die Schwebebahn. Und den Zoo.
Sind Sie eigentlich noch sauer auf Schalke?
Nein - bin ich nicht. Aber natürlich ist es immer noch ein komisches Gefühl, ins Stadion zu gehen, das ist ja klar.
Ein Sieg des WSV gegen Schalke wäre keine Genugtuung?
Nee, dafür bin ich zu sehr Sportsmann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“