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Ex-SPDler verlässt PiratenparteiTauss ist raus

Seit 2009 war der frühere SPDler Jörg Tauss Mitglied der Piraten. Nachdem er wegen Verbreitung von Kinderpornos verurteilt wurde, trat er aus. Die Partei will er aber weiter unterstützen.

Kein Pirat mehr: Jörg Tauss. Bild: dpa

BERLIN apn/dpa/taz | Der wegen Besitzes und Verbreitung von Kinderpornos verurteilte frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss ist aus der Piratenpartei ausgetreten. "Wir müssen an den Infoständen über unsere Inhalte diskutieren können und dürfen nicht durch eine 'Tauss-Debatte' gelähmt werden. Aus diesem Grunde erkläre ich meinen Austritt aus der Partei", teilte Tauss laut Piratenpartei am Sonntag in Berlin mit. Tauss war am Freitag vom Landgericht Karlsruhe zu 15 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden.

Die Piratenpartei wollte ihn aber vorerst nicht ausschließen. "Wir haben ihn als vertrauensvollen Mann kennengelernt", sagte Piratenpartei-Sprecher Simon Lange. Die Pertei erklärte weiter: "Die Piraten respektieren seine Entscheidung, da er die Partei damit ausdrücklich unterstützen will und bedanken sich für die bisherige Zusammenarbeit."

Tauss hatte sich von Mitte 2007 bis Januar 2009 mehr als 200 Bilddateien und 3 DVDs mit harter Kinderpornografie verschafft. Im Prozess räumte er den Besitz des Materials ein. Er habe sich als Medienexperte davon überzeugen wollen, dass sich die Verbreitungswege der Kinderpornos weg vom Internet hin zu Telefonhotlines verlagert hätten.

In der Pressemiteilung der Piratenpartei erklärt Tauss sein weiteres Engagement für deren Belange: "Dieser Austritt erfolgt, um die Piraten und unsere Sache zu stärken. (...) Es geht um den Kampf für die Bürgerrechte und um den Erhalt unseres bedrohten Rechtsstaats. Es geht gegen ACTA, gegen ELENA, gegen die Malmströms, die Zensursulas und die noch schlimmeren Zensoren dieser Welt. Es geht um die Gestaltung einer modernen Informations- und Wissensgesellschaft. Es geht um die Freiheit des Internets."

Bei der Bundestagswahl im September 2009 erreichte die Piratenpartei aus dem Stand 2,0 Prozent. Im Vergleich zur Europawahl im Juni 2009 konnte sie die Zahl ihrer Stimmen sogar fast vervierfachen. Die Piratenpartei hat eigenen Angaben zufolge 12.000 Mitglieder. Tauss war seit Juni 2009 Mitglied.

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13 Kommentare

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  • E
    Emmy

    Einfach mal hier die Links anschauen, da geht es um KiPo in der CDU, CSU & SPD:

    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-05/tauss-urteil-kinderpornographie#cid-708227

     

    Zur Tauss-Berichterstattung:

    http://www.bruchsal.org/story/tauss-prozess-berichterstattung

  • A
    aber

    >letztlich unmöglich sein, weiterhin unbegrenzte

    >Datenfreiheit zu fordern, wenn der Beigeschmack

    >einer Kinderpornobande (...)

     

     

    "Beigeschmack"...

     

    das ist der Versuch so zu tun als ob es keine KP-Fans in _allen_ Vereinigungen gäbe!

     

    und natürlich nimmt man illegales in Kauf wenn man Freiheit fordert!

     

     

    -> Ich fordere weniger Kameras, und bin im Sportverein. Mein Vereins-Kammerad hat mal jemanden überfallen. Man man, wir sind schon ne Räuberbande...

  • WL
    W. Lorenzen-Pranger

    Was ist eigentlich mit Ursula von der Leyen, die in einer Pressekonferenz kinderpornografische Abbildungen hochielt, deren Besitz denn doch wohl auch für sie strafbar ist? Wann darf man da einen Prozess erwarten?

  • AS
    an susi

    Freies Internet löst bei mir auch Brechreiz aus - bitte schnell nochmal ne Pressekonferenz mit der Laientante und KiPo zum rumzeigen, damit auch jeder sieht wie schlimm freies Internet wirklich ist!

     

    Wann kommt endlich das Wahrheitsministerium¿

  • S
    Scheindaten

    Tauss wurde gemurdoched.

     

    Wer die Medienlandschaft zu nutzen weiß, kann jeden Politiker diffarmieren und aus dem Weg räumen und die dumme Bevölkerung schaut belämmert hinterher als ginge sie das nichts an - vorausgesetzt sie verstehen ansatzweise, um was es überhaupt geht. Ein Land der Eurovisionäre de la chanson lassen grüßen. Törichte Narren, die einen der wenigen Politiker haben gehen lassen, wegen KiPo in einer für Pädos nicht befriedigenden Bilddimension und einer auffällig mengenmäßig für Pädos nicht typischen Bildermenge. Die ganze Aktion war Zweckgebunden, eine Verschwörung, ein weiteres Faulspiel von systemintegeren Politikern, Geheimdiensten und Medienfürsten unserer vor die Schweine geworfenen Perlendemokratie.

  • D
    Diva

    Ne meine liebe von Susimausi haben sie leider nicht !

     

    Herrn Tauss in die Piraten aufzunehmen war genau so vorteilhaft wie sich Senf aufn Marmeladenbrötchen zu schmieren ...

    Allein auf meiner Arbeitsstelle hätten wegen Perspektivlosigkeit so an die 5 Leute von 50 Mitarbeiten die Piraten gewählt wenn ja ...wenn die Personalie Tauss nicht zur Debatte gestanden hätte .

     

    Freies Internet und nen Koffer voll Kinderpornos löst zumindest bei mir Brechreiz aus ...

     

    Die Unschuldsvermutung ist ein wertvolles Gut ..hier wurde aber der Bock zum Gärtner gemacht .

     

    gruß

  • J
    Jens

    Die Piraten wollten wegen der Öffentlichkeitswirkung vor der Bundestagswahl einen Bundestagsabgeordneten aufnehmen, gegen den wegen einer Sache ermittelt wurde, die in Zusammenhang mit einem ihrer Hauptthemen steht.

     

    Das war dämlich. Der Anstand (auf beiden Seiten, sowohl der Partei als auch der Person) hätte geboten, das Prozessende abzuwarten. Das passte aber nicht in den Wahlkalender. Nun muss die Partei mit der selbstverschuldeten schlechten Öffenlichkeit leben. Dass Tauss sich auf billige Ausreden zurückzieht (wo von vorneherein klar war, dass sie nicht ziehen) statt wenigstens demütig das Urteil zu akzeptieren, wird sich ebenso wie die jetzt zu hörenden Herumwieseleien der Partei sowie der teilweise grotesken Verschwörungstheorien ebenso negativ auf das Image der Partei auswirken. Selbstverschuldet und zu recht.

  • TS
    Thomas St.

    Susi gibt nur das zum Besten, was man allgemein unter dem Begriff Vorurteil versteht. Es ist natürlich absolut abwegig, von einem Verurteilten auf die Struktur einer ganzen Partei (Susi: meistens sind dort zahlreiche Leute organisiert) zu schließen. Aber nun ja, wem schreibe ich das...

     

    P.S.: Ich bin kein Sympathisant der Piratenpartei. Nur um einen weiteren möglichen Vorurteil gleich mal vorzubeugen.

  • MH
    Marc H.

    Ob man Herrn Tauss mag oder nicht. Sein Entschluss die Piratenpartei zu verlassen erspart der Partei internen Streit und schlechte Presse.

    Und zumidnest für diesen Schritt gebührt ihm Respekt.

  • H
    HansHubert

    Hey, mal ein neutraler Artikel zu den Piraten, es geht ja doch!

    Nur eine Sache: Tauss hat den Besitz nicht erst im Prozessverlauf zugegeben, er hat das Ganze ja nie abgestritten.

  • N
    nomercy

    ohne tauss hätte die piratenpartei wesentlich besser abschneiden können. dass sie sich auch jetzt nicht distanziert, wird ihr die bedeutungslosigkeit einbringen, die sie sich mit diesem unkritischen verhalten verdient hat. und tschüss....

  • AS
    an Susimausi

    DiePiraten haben das einzig richtige getan: sie haben ihn nicht vorverurteilt. Und meine liebste Susi, es ist nicht der Geschmack einer Kinderpornobande bei. Das findet nur in Deinem Kopf statt. Guten Abend!

  • S
    susi

    Das ist wohl das Ende der Piraten. Es wird letztlich unmöglich sein, weiterhin unbegrenzte Datenfreiheit zu fordern, wenn der Beigeschmack einer Kinderpornobande vorhanden ist. Irgendwie schade, aber wer so blöd war, Onkel Tauss publikumswirksam aufzunehmen, muss nun die Zeche zahlen.