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Ex-Präsident Clinton als UnterhändlerHeuchle, um zu erreichen!

Der frühere US-Präsident Bill Clinton ist mit den beiden freigelassenen Journalistinnen in den USA gelandet. Ist er die diplomatische Geheimwaffe der USA?

Anders als seine Frau in Nordkorea nicht als "Hexe" verschrieen: Bill Clinton. Bild: reuters

Kaum war Bill Clinton, Expräsident der USA, wieder auf dem Weg nach Hause, sollte der Erfolg seiner Performance nicht mehr als solcher wahrgenommen werden. Clinton war ja, nach Analysen einiger Experten, nach Nordkorea aufgebrochen, um zwei US-Bürgerinnen aus der Geiselhaft des dortigen Regimes zu befreien. Die beiden Journalistinnen, Laura Ling und Euna Lee, waren an Chinas koreanischen Grenze aufgegriffen und verhaftet, später wegen Spionage zu Gefängnis und Arbeitslager verurteilt worden.

Selbstverständlich war allen diplomatischen Corps in der westlichen wie asiatischen Welt klar, dass die Frauen nur ein Pfand sein würden. Die Frage war nur: Wen akzeptiert das nordkoreanische Regime als Unterhändler? Hillary Clinton schied aus: Sie macht offiziell Politik und wurde von den nordkoreanischen Machthabern als "Hexe" und "alte Frau" geschmäht. Der Gatte der Ministerin hatte allerdings in seiner Berufslaufbahn einschlägige Erfahrungen in Diplomatie sammeln können: Heuchle, um zu erreichen!

Kommentiert wurde die Reise Clintons jedoch oft unter Verkennung diplomatischer Gepflogenheiten. "Triumph der Tyrannen", kommentierte Spiegel Online gestern - die USA seien nun als erpressbar kenntlich geworden. Und John Bolton, US-Botschafter bei den Vereinten Nationen in der Ära George W. Bushs, giftete, Clintons Reise sei nicht weit entfernt von der Bereitschaft, "mit Terroristen zu verhandeln".

Das sind Räsonnements, die vom Gegenstand ablenken. Hätte Barack Obama besser drohen sollen, er werde das Land bombardieren, wenn es die beiden Journalistinnen nicht aus der Haft entlässt? Der Wahrheit näher kommt eine Sicht, die Politik stets als Abwägung von Übeln begreift. Lieber zwei Bürgerinnen des eigenen Landes befreit als irgendwelchen Prinzipien gehuldigt. Und lieber jetzt mit Nordkorea sprechen - bei welcher Gelegenheit sonst? -, als nicht in Kontakt sein - das eröffnet zumindest die winzige Chance, als Staaten kommunikationsfähig und damit berechenbarer füreinander zu werden. Insofern mag Clintons mission possible dem Regime Nordkoreas einen propagandistischen Sieg beschert haben, aber einen Sieg im Sinne der Menschenrechte hätten die USA ohnehin nicht erringen können.

Diplomatie funktioniert, wenn sie erfolgreich sein will, immer nach dem Muster der öffentlichen Scheinfreundlichkeit: Händeschütteln plus Lächeln für die Kameras, Klartext erst hinter den Kulissen. Dann allerdings geht es um echte Interessen: Du musst mir nützlich sein, sonst bin ich dir nicht behilflich. Und umgekehrt. Empörung darüber, dass Nordkorea doch überhaupt nur in diese günstige Position kam, weil es sich des Delikts des Kidnappings bedient zu haben scheint, verbietet sich im Politikgeschäft aus Prinzip: Moral ist nur was für jene, die weder was haben noch was wollen.

Clintons Mission konnte auch deshalb Erfolg haben, weil er kein offizielles Amt innehat. Dass seine Frau Außenministerin ist, mag ein Vorteil gewesen sein, wichtiger aber ist, dass der Expräsident tat, was zu seiner Regierungszeit Jimmy Carter, einer von Clintons Amtsvorgängern, auch getan hat: auf heikle Reisen zu gehen, ohne dass dies wie ein diplomatisch offizieller Besuch aussieht.

Dass Bill Clinton nun angeblich in besserem Licht dasteht als seine Frau, entspringt im Übrigen auch keinem Fakt, sondern Fantasien. Im Job der Außenministerin steckt vor allem die Fähigkeit zur öffentlichen Mäßigung - Bill Clintons Aufgabe war es gerade, besonders öffentlich zu agieren. Das hat, nach allem, was man weiß, zwei Frauen vor langjähriger Haft in einem der schlimmsten Gefängnissysteme der Welt bewahrt.

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2 Kommentare

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  • N
    Name

    Schöner Artikel, hat mit gut gefallen. Die Person John Bolton hätte aber durchaus genauer beleuchtet werden können. Er war das Torpedo mit dem die USA unter Bush alle multilateralen Verhandlungen, vor allem Abrüstung betreffend, beschossen haben.

     

    Ihn als ehemaligen UN-Botschafter zu bezeichnen ist absolut korrekt, allerdings wird damit suggeriert, er sei qua Amt dazu bestimmt, *qualifizierte* Aussagen zu treffen. Was so nicht stimmt.

     

    Die Kenntnis der Hintergrundgeschichte John Boltons würde erlauben, seine Aussagen besser einordnen zu können.

  • PB
    Pater Braun

    Mit solcher Schlaumeierei müsste sich Feddersen doch endlich bald zum Sprecher auf irgendeinem Regierungsposten "qualifiziert" haben - und damit den LeserInnen der taz erspart bleiben.