: Ex-KGB setzt Terminator ein
Moskau (afp) — Für Raubkopien von Filmvideos hat sich in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ein lukrativer Schwarzmarkt herausgebildet, für dessen Entstehung nach einer von der Tageszeitung 'Iswestija‘ veröffentlichten Untersuchung der ehemalige Geheimdienst der Sowjetunion KGB wesentlich mitverantwortlich ist.
Ende der 70er Jahre wurden in der Sowjetunion Besitzer von Videogeräten wegen „Pornographie- und Gewaltpropaganda“ noch hart bestraft. Beschlagnahmungen der Geräte und auch Haftstrafen waren die Folgen. Seit Beginn der 80er Jahre eroberten die Verteilernetze für die Raubkopien das gesamte Territorium der Sowjetunion. Inzwischen sind Videoclubs allgegenwärtig, auch solche, die „erotische“ Programme bieten. Die Drahtzieher des Marktes organisieren auf geheimen Wegen Originalkassetten, zumeist amerikanischer Herkunft, die dann in Windeseile zu Serien von Kopien verarbeitet werden. Terminator 2 soll nach Angaben von 'Iswestija‘ eher als Schwarzvideo in der Sowjetunion auf dem Markt gewesen sein, denn als Kinofilm im Herkunftsland USA.
Die in den GUS-Staaten üblichen Videogeräte können für den amerikanischen Videostandard nicht genutzt werden. So werden die Originale in mit Staatsmitteln finanzierten, gut ausgestatteten Laboratorien „umkodiert“. Die erste Generation der Kopien geht an Grossisten, die aus allen Winkeln der GUS nach Moskau anreisen, um ihre „Rohware“ anzukaufen. Je Schwarzkopie sind einige tausend Rubel zu zahlen. 500 Rubel Aufpreis werden für die Standardversion der Synchronisation verlangt — ein Sprecher übernimmt sämtliche Stimmen. Auf Fragen der 'Iswestija‘ erklärte Wassili Gortschakow, einer der Profis dieser Branche: „Gerne würden wir auf ehrliche und legale Weise arbeiten, aber ich befürchte, daß das im Augenblick nicht möglich ist.“
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