: Evolution des Papstes
■ Johannes Paul II. glaubt, daß Darwin irgendwie recht gehabt haben könnte
Vatikanstadt (dpa) – Papst Johannes Paul II. hat die auf Charles Darwin zurückgehende Evolutionstheorie als mit dem christlichen Glauben vereinbar anerkannt. „Neue Erkenntnisse führen zu der Feststellung, daß die Evolutionstheorie mehr als eine Hypothese ist“, betont er in einer Botschaft an die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
Allerdings wendet sich Papst Johannes Paul II. in seiner am Mittwoch abend veröffentlichten Botschaft gegen eine „materialistische Lesart“ der Theorie über die Entstehung der Menschheit. Ansätze, die den Geist oder die Seele als Produkte der Materie betrachten, seien „mit der Wahrheit unvereinbar“. Einige Kommentatoren werten den Text gestern als „Wende“ und vergleichen ihn mit der Rehabilitierung von Galileo Galilei 1992.
Andere weisen jedoch darauf hin, daß schon Papst Pius XII. in seiner Enzyklika „Humani Generis“ 1950 die Evolutionstheorie als „ernsthafte Hypothese“ bezeichnet hatte. Der Philosoph Tullio Gregory würdigte die Botschaft als „positive Anerkennung“. Aber: „Wieder einmal kommt die Kirche zu spät.“
Die von Darwin 1859 veröffentlichte Arbeit „Von der Entstehung der Arten“ war lange als Widerspruch zur biblischen Schöpfungsgeschichte begriffen worden. Nicht als unmittelbares Geschöpf Gottes erklärt sie den Menschen, sondern als Produkt eines Evolutionsprozesses.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen