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Evangelikale ChristenDie Fundis sind los

In den letzten fünf Jahren sind mindestens ein halbes Dutzend Kirchen und religiöse Gemeinschaften entstanden. Vor allem Teams von evangelikalen Christen sind in Berlin aktiv. Sie präsentieren sich oft locker und tolerant - und sind doch fundamentalistisch.

Teams von evangelikalen Christen ziehen nach Berlin, um "Church Planting" zu betreiben. Bild: ap, Markus Schreiber

Gareth Lowe hatte ein Mission. Eine religiöse: "Man kann kaum überschätzen, was es bedeutet, Deutschland für Jesus Christus zu gewinnen." Denn erstens seien zu wenig Deutsche evangelikale Christen, zweitens sei die Bundesrepublik Deutschland ein reicher, mächtiger und strategisch günstiger Ort, um Europa zu beeinflussen. Und schließlich kontrollierten drei Deutsche unsere Welt: Einstein, Freud (!) und Marx. Mit solchen Thesen haben Lowe, seine Frau Taryn und 15 weitere junge Leute von Südafrika aus Mitstreiter gesucht. Ihr Plan: eine Kirche in Berlin gründen.

Lowe war eigentlich Pastor in einer südafrikanischen Stadt. Im Jahr 2006 absolvierte er einen sechswöchigen Gemeindegründungskurs in den USA. Ein Jahr später zog er - Mission einmal anders herum - von Südafrika aus mit seiner Familie nach Berlin. Hier haben er und sein Team tatsächlich eine Gemeinde aufgebaut, die Every-Nation-Kirche in Friedrichshain. Samstagabends feiern sie Gottesdienst mit inzwischen rund 70 Gästen. Und vom studentischen Szenekiez aus wollen sie nun Deutschland und Europa bekehren. Sie sind nicht die Einzigen in Berlin mit diesem Ziel.

In den vergangenen fünf Jahren sind in der Stadt mindestens ein halbes Dutzend Kirchen und religiöse Gemeinschaften entstanden. Dahinter stehen ganz unterschiedliche Menschen und Organisationen: So hat der Theologe Rainer Schacke die Kiezinitiative "Freischwimmer - Kirche zum Auftauchen" ins Leben gerufen, um über Glauben und Theologie zu diskutieren. Die Landeskirche will in Prenzlauer Berg und im Speckgürtel neue Kirchen bauen. Vor allem aber sind Teams von evangelikalen Christen aktiv. Sie ziehen von außen nach Berlin, um hier generalstabsmäßig durchgeplantes "Church Planting" - frei übersetzt: Kirchenpflanzungen - zu betreiben. Viele haben eine Ausbildung bei einer auf Mission spezialisierten US-Organisation absolviert und eine Freikirche als Unterstützung im Rücken.

Christen in Berlin

Laut den aktuellsten Zahlen des Statistischen Landesamts gehören in Berlin 675.000 Menschen der evangelischen Kirche an, 318.000 der katholischen. Die Stadt hat rund 3,4 Millionen Einwohner.

Daneben listen die Datensammler mehr als 40 weitere christliche Gemeinden auf. Darunter die Russisch-Orthodoxe Kirche mit 25.000 Mitgliedern, die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde (9.500 Mitglieder), die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Zwingli-Kirche (6.400 Mitglieder) und die Neuapostolische Kirche (25.700 Mitglieder). Aber auch viele kleine Gemeinden: So gibt es 27 Quäker; 55 Menschen fühlen sich der Apostolischen Kirche Urchristlicher Mission zugehörig und 206 der Kirche des Nazareners.

So hatte Lowe in Südafrika als Pastor der His People Christian Church gearbeitet. Die ist wie seine Berliner Gemeinde das Projekt einer Organisation namens Every Nation. Sie hat als Ziel ausgegeben, dass jede Gemeinde alle drei Jahre eine neue Gemeinde gründen solle. "US-geprägte Turbo-Mission", lästern Experten. Doch laut ihrer Internetseite ist Every Nation in bislang 61 Ländern vertreten und in Deutschland dreimal: in Nürnberg, Augsburg und nun auch Berlin.

Südafrika gibt das Geld

Lowes südafrikanische Heimatgemeinde zahlt zwei Drittel seines Gehalts - wie viel das ist, sagt er nicht -, der Rest sind Spenden. Drei seiner 15 Mitstreiter werden auch aus Südafrika finanziert, die anderen haben sich in Berlin Jobs gesucht.

Die Teams der Freikirchen kommen aber nicht nur aus Afrika. Auch von Deutschland aus ist man aktiv. "Innere Mission" heißt das im Jargon. So hatte sich der Bund Freier evangelischer Gemeinden (BFeG) mit Sitz im nordrhein-westfälischen Witten vorgenommen, innerhalb von zehn Jahren 100 neue Gemeinden zu gründen. Tatsächlich wurden seit 2006 fast 40 neue Gemeinden als "Gründungsgemeinde" anerkannt, in Berlin zum Beispiel das "Berlinprojekt" in Mitte. Als jüngster Spross soll das "Kreuzbergprojekt" folgen.

Die Gemeinden wachsen schnell: Das "Berlinprojekt" veranstaltet wöchentlich zwei Gottesdienste mit insgesamt rund 400 Besuchern, der Ableger "Kreuzbergprojekt" hat vor wenigen Wochen seinen dritten Gottesdienst gefeiert.

Viele Freikirchen sind sehr konservativ, mehr als das Gros der Landeskirchen, viele evangelikal oder fundamentalistisch. Das Problem dabei: Die meisten vertreten dies nicht offen, sondern stellen sich betont locker dar; die Hintergründe werden erst klar, wenn man genauer hinschaut. Volker Jastrzembski, Sprecher der evangelischen Landeskirche, sagt dazu: "Die Szene ist sehr unübersichtlich. Mit dem BFeG sind wir über den Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg verbunden. Aber man darf davon ausgehen, dass die meisten freien Gemeinden dem evangelikalen Spektrum zuzuordnen sind." Jastrzembski drückt sich vor einer klareren Antwort - bei der Landeskirche redet man nicht so gern über Freikirchen, zu viele evangelikale und charismatische Christen tummeln sich wohl in den eigenen Reihen.

Thomas Gandow ist Pfarrer für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Eine offizielle Stellungnahme will er nicht abgeben. Missionsdruck? Heimlich evangelikal? "Das haben Sie doch ganz gut beschrieben", grummelt Gandow. "Was soll ich dazu sagen?!"

Der Begriff evangelikal hat in den vergangenen Jahren eine Wandlung durchgemacht. Jahrelang nannte sich so, wer an einen persönlichen Gott glaubte, die Bibel als Wort Gottes ansah und streng nach ihr lebte. Das bedeutete im Allgemeinen nicht nur, die meisten der zehn Gebote einzuhalten, sondern etwa auch, auf Sex außerhalb der Ehe zu verzichten, die Eltern zu ehren und seinen Glauben öffentlich zu bekennen. Demgegenüber wurde als "fundamentalistisch" bezeichnet, wer alles noch ein wenig strenger nahm, etwa die Bibel als wortwörtlich inspiriert und absolut fehlerfrei ansah. Die Grenzen sind fließend.

"Evangelikal" wurde in der Szene anrüchig, seit bekennende US-Evangelikale die Politik George W. Bushs unterstützt hatten. Das weiß Christian Nowatzky, Pastor des Berlinprojekts. "Wir sind ja eine Freikirche, sehen uns aber ganz ausdrücklich nicht als evangelikale Kirche. Und zwar speziell in dem Sinne, dass wir weder Antigay noch ungetrübt pro Israel noch uneingeschränkt Antiabtreibung noch reflexartig politisch konservativ etc. sind", erklärt er. Doch die Aussagekraft dieses Satzes liegt bei null. Alles andere wäre auch erstaunlich: Die beiden "Berlinprojekt"-Pastoren Christian Nowatzky und Konstantin von Abendroth haben ebenso wie "Kreuzbergprojekt"-Pastor Fridtjof Leemhuis an der Freien Theologischen Hochschule Gießen studiert, die sich auf ihrer Website ausdrücklich als "evangelikal" bezeichnet. Als Mutterkirche haben sie sich den BFeG ausgesucht, der vom eigenen Präses Ansgar Hörsting als evangelikal bezeichnet wird.

Der BFeG ist innerhalb dieser Szene sogar besonders konservativ: So wurde 2008 abgestimmt, dass Frauen weiterhin nicht Pastorin werden dürfen. Dementsprechend besteht im Berlinprojekt das Leitungsteam aus drei Leuten, die beiden Männer sind die Pastoren, die Frau ist Gemeindereferentin. Das ist nicht der einzige Widerspruch zwischen dem BFeG und der Selbstdarstellung des Berlinprojekts: Nicht Antigay? Laut BFeG-Leitung handelt es sich bei praktizierter Homosexualität um eine Sünde.

Und weiter: "Wir haben keine Mitgliedschaft", mailt Nowatzky in einer Stellungnahme. "Wir haben keinen wirklichen Überblick als Pastoren, wer kommt oder geht (und wollen das auch nicht)." Laut BFeG dagegen muss eine Gemeinde wenigstens etwa 25 Mitglieder haben, um aufgenommen zu werden. Und wer trotz wiederholter Ermahnung seit längerer Zeit nicht mehr am Gemeindeleben teilnimmt, verliert seine Mitgliedschaft. Kurz: Wer nicht spurt, fliegt.

Kampfbereite Söhne rüsten

Ähnlich widersprüchlich sieht es bei Every Nation Berlin aus: "Zeitgemäß, locker, ungezwungen, freundlich" wirbt man für sich. "Wir haben nichts zu verbergen", sagt Gareth Lowe. Er stellt sich auf der Website lässig dar, auf dem Foto offener Kragen und lange Haare, im Text bekennt er seine Vorliebe für ungesundes Essen. Er hat vier Kinder, seine Frau aber nur drei, er reist und liest gern. Aber sein "Traum ist es, Teil einer Gemeindegründungsbewegung zu sein, die eine Reformation in Deutschland und Europa von Neuem entfacht". Dafür will er "kampfbereite Söhne und Töchter rüsten".

Bei Every Nation handelt es sich um eine pfingstlich-charismatische Kirche. Diese Richtung hat sich weltweit zu einer "Trendreligion" entwickelt, erklärt Reinhard Hempelmann, Chef der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Beratungsstellen für Aussteiger wie etwa Artikel 4 und Acharisma wissen ein Lied davon zu singen.

In charismatischen Gottesdiensten geht es lebhaft zu, Leute rufen "Hallelujah" oder "reden in Zungen": Dann sind sie angeblich vom Geist ergriffen und sprechen etwas Unverständliches, was dann jemand anderes übersetzt. Wer solche Gaben hat, gilt als Prophet. Gott hat den Lowes nach deren Aussage auch durch Prophezeiungen ausrichten lassen, dass sie nach Berlin kommen sollen. Durch eigene Nachforschungen fanden sie heraus, dass der ursprünglich geplante Ort nahe der Humboldt-Uni für eine Kirche nicht ganz so geeignet wäre, zu wenig Studenten. Darum Friedrichshain.

Die Bibel gilt als unfehlbar

Das klingt lächerlich, tatsächlich steht dahinter ein sehr autoritärer Glaube: Der Every-Nation-Organisation gilt die Bibel als inspiriertes und unfehlbares Wort Gottes; der sündige Mensch muss für sein Heil durch den Heiligen Geist erneuert werden. Es gibt eine Wiederauferstehung, die Geretteten werden auferstehen und die Verlorenen der Verdammnis anheimfallen. Alle Christen sollen das Evangelium predigen, damit ihre Mitmenschen sich zu Jesus bekehren, und sie sollen ihnen dabei "helfen", Jesus nachzufolgen. Familien sollen wiederhergestellt werden und Studenten ihre Eltern ehren, und Sex vor der Ehe lehnt Lowe ab.

Wer Mitglied bei Every Nation Berlin werden will, muss vorher einen Kurs absolvieren und ein Interview mit dem Pastor überstehen: "Es ist wichtig für uns, dass ein Mitglied den richtigen Glauben in Jesus Christus hat", erläutert Lowe. Das gilt schon für Kinder: Ihre Eltern können Materialien bekommen, damit die Kids "diese entscheidenden Lektionen für die Zukunft" erlernen, verspricht die Website.

Auf den Webseiten der Kirchen fehlen nicht die Hinweise, wie man spenden kann und wie man sich engagiert. "Angebote" heißt das bei Every Nation. Dort wird auch betont, man soll jede Woche nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch zu einem der kleineren "Treffpunkte" am Abend kommen. Berlin- und Kreuzbergprojekt veranstalten ähnliche Treffen, sie heißen "Sofagruppe". Wo könnten Christen einander besser ermahnen? Every Nation ist da ganz direkt: Wegbleiben geht nicht. "Um als Christ gesund zu wachsen, ist es sehr wichtig, an einem Gottesdienst teilzunehmen und Teil eines Treffpunkts zu sein."

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19 Kommentare

 / 
  • I
    IstEinThema

    http://www.youtube.com/watch?v=L73kFRdaJkM

     

    dann weiss man was alles im Namen Jesu von den freianglikanen Kirchen mit Kindern passiert.

  • RH
    Raymond Hint

    Hab leider erst später gesehen, dass es doch mehr Kommentare gab als die 3 angezeigten.

     

    Es ist echt noch erschreckender als vermutet.

     

    Ich zitiere:

     

    „Die Bibel ist das Buch, dessen Inhalt selbst von seinem göttlichen Ursprung zeugt. Die Bibel ist mein edelster Schatz, ohne den ich elend wäre.“

     

    Kant

     

    „Das Siegel der Wahrheit, welches das Evangelium trägt, ist so groß, so überraschend, so unnachahmlich, dass sein Erfinder größer wäre als sein Held.“

     

    Rousseau

     

    „Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen; dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur ist, sonst weiter nichts.“

     

    Gandhi

     

    "Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich grenzenlos überlegene Vernunft - die gängige Vorstellung, ich sei ein Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat diese kaum begriffen."

     

    Einstein

     

     

    und die Liste von brillianten Geistern lässt sich noch um viele weitere verlängern...

     

    Wie kannt schon sagt, der Inhalt legt für sich selbst ein Zeugnis ab. Was die Menschen daraus machen, ist was anderes. In der Bibel wird ausdrücklich davor gewarnt, dass viele die dieses Erbe missbrauchen werden. Aber wer die Schrift auch nicht gelesen hat, kann da nicht mitreden. Und blamiert sich durch sein inkompentenz bis auf die Knochen...

     

    Im übrigen ist das Schwachsinn die Aussage, dass sich die verschiedenen Textfunde völlig unterscheiden. Grade die Synchronität ist absolut auffällig und einmalig. Es wurde immer sehr viel Genauigkeit bei den Überlieferungen abverlangt. Traurig sich selbst durch solche Aussagen so dermaßen zu diskredetieren

  • RH
    Raymond Hint

    Ich verstehe nicht das Problem... Wenn das wahr ist was in der Bibel steht, dann hat das fundamentale Bedeutung für jeden Einzelnen. Ich frage mich, ob der Verfasser des Artikels überhaupt einen Plan hat von dem, was es mit der Geschichte der Bibel auf sich hat...

     

    Bitte ein wenig mehr Bewusstsein für die Materie, wenn sich hier Leute äussern. Wissenschaftliches Arbeiten -sprich exakte Betrachtung von etwas- erfordert auch etwas zu erforschen. Lesen, Prüfen und dann kann der Unmündige auch mitreden!

  • G
    Gast

    Nunja, was heißt fundamentalistisch???

    Entweder ein Christ lebt in Jesus Christus und folgt ihm nach, oder nicht. Wem soll er denn sonst folgen?

     

    Jesus sagt: "Niemand kann 2 Herren dienen."

     

    Irgendwie habe ich das Gefühl das Christentum in Deutschland ist nur noch ein einziges Schauspiel. Wenn Menschen sich versammeln sollten sie auch den Glauben bestitzen.

  • D
    Dave

    Ich kann mich dem nur anschließen,

    klar gibt es ein Problem mit zum Fundamentalismus neigenden Gemeinden, aber hier das Berlinprojekt aufzugreifen, ist völlig fehl am Platz.Es stellt für mich genau das Gegenteil zum Fundamentalismus dar und ist ein Hoffnungszeichen!

  • FK
    Frank K.

    Gott segne Frau Heitmüller!

  • T
    Tim

    Ich kenne ähnliche Gruppen seit nun mehr fast 2 Jahren in Frankfurt und Stuttgart..Ich beobachte immer wieder, dass christliche Botschaften wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe vollkommen untergehen. Immer mehr fällt mir auf, dass der Missionsbefehl und der Hinweis auf den "freiwilligen" Zehnten dominieren. Teilnehmer sind zum Großteil Frauen nicht deutschen Hintergrundes, ohnehin oft in sozial "empfänglicher" Position.

     

    Ja es stimmt...Alles sehr sozial....Aber leider trotzdem mit extrem gefährlichen Tendenzen. Schwule sind grundsätzlich Sünder und müssen geheilt bzw. erlöst werden. Überhaupt leben wir alle in Sünde, Gott über alles....Oder das, dass man dafür hält.

     

    Es fallen Zitate wie "Obama ist der Antichrist, er unterstützt die Palästinenser". Nach Außen sieht alles toll ist, weil es ja charismatisch ist. Amerikanische Songs und wirklich nicht so langweilige Gottesdienste wie üblich. Trotzdem trügt der äußere Schein....

     

    Den Gilgamesch Epos kennt hier sicher niemand....Wofür auch....Die Bibel wurde ja als fertiges Werk auf die Welt geworfen. Das es eine Sammlung von Erzählungen und Schriften ist, die durch die Entscheidung des Menschen zusammengefasst worden sind, stört niemand. Es ist alles von Gott inspiriert. Alles kann erklärt werden, auch wenn es keinen Sinn ergibt.

     

    Jede wissenschaftliche Lücke dient als Beweis von Gottes Schöpfung. Dabei steht die Wissenschaft gar nicht im Konflikt mit einem Gottesglauben.

  • UW
    Ulrich Weyel

    Ich identifiere mich weitgehend mit folgender Zitierung:

    EKD Pressemiteilung 199/2009

     

    "Fragwürdige journalistische Mittel"

    Erklärung des Rates der EKD zur Diffamierung evangelicaler Christen

     

    In jüngster Zeit sind mehrfach Veranstaltungen, Aktivitäten und Positionen von evangelischen Christen, die der evangelikalen Strömung zugehören oder zugerechnet werden, mit pauschaler Kritik überzogen und in den Medien verzerrt dargestellt worden. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der am 4. und 5. September nach der Sitzungspause des Sommers erstmals wieder zusammengekommen ist, nimmt diese Mitchristen gegen Verunglimpfungen in Schutz. Viele von Ihnen gehören mit ihrer tiefen persönlichen Frömmigkeit, ihrem nachhaltigen Eintreten für eine missionarische Kirche und ihrem diakonischen Engaement zum Kern unserer evangelischen Gemeinden...

     

    Ende der Zitierung

  • B
    Berndi

    Ich finde den Artikel gut!

     

    Es ist schrecklich mit anzusehen, wie diese Fundamentalisten

    die Bibel als das Wort Gottes verkaufen.

    Damit wird das Buch seiner Geschichte entzogen und es wird wissenschaftliche Erkenntnis dem Erdboden gleichgemacht.

    Aber die meisten Evangelikalen schlucken offenbar diese irrwitzige Doktrin, wahrscheinlich weil sie die Bibel nicht wirklich gelesen haben (es ist ja auch größtenteils kein ansprechender Text) und an erster Stelle die Gemeinschaft steht. Jeder, der sich z.B. mit dem neuen Testament befasst sieht sehr schnell, dass die Bibel keine zuverlässige historische Quelle für das Leben und das Wirken des historischen Jesus ist. Die Evangelisten widersprechen sich in vielen vielen Details. Mehr noch: geht man zu den griechischen Quellen über (aus denen unsere Bibel zusammengeflickt ist), so stellt man fest: Wir haben die Worte der Evangelisten nicht, sondern nur das was aus den Urtexten über Jahrhunderte gemacht wurde. Keine 2 der 5600 griechischen Manuskripte sind gleich.

    Aber das ist es eben: Das Interesse in der Welt der Geistlichen an der Geschichte der Bibel ist nicht gerade groß. Mein Pfarrer z.B. "lehrte" uns, dass Markus und Matthäus Augenzeugen waren.

  • H
    Helmut

    Ich bin in einer FeG in Berlin, aber nicht im Berlinprojekt, und habe eher zufällig mitbekommen, dass das Berlin-Projekt anders ist als die typische FeG-Gemeinde. Was auch schon zu internen Diskussionen geführt hat (an denen ich nicht teilgenommen habe).

     

    Aber da FeGs großen Wert auf die Selbstständigkeit der einzelnen Gemeinden legen, gehört schon mehr dazu, bis es dazu irgendwelchen Maßnahmen kommt.

     

    Auch in unserer Gemeinde gibt es Kleingruppen: Bibelstunde, Hauskreise, Selbsthilfegruppe für Drogengefährdete, Frauenkreis etc. Dafür wird geworben, aber niemand kontrolliert, und rausgeschmissen wird natürlich auch niemand, der nirgendwo mitmacht. Rausschmisse müssten von der Gemeindeversammlung (Vollversammlung aller Mitglieder) beschlossen werden, und ich kann mich an keinen Rausschmiss erinnern, seit ich vor 5 Jahren nach Berlin kam.

     

    Wie schon andere vor mir geschrieben haben: es ist schlechte Recherche, wem dem Reporter nicht klar geworden ist, dass die Unterschiede zwischen dem Profil des BFeG und dem Berlin-Projekt real sind und keine bloße Propaganda.

     

    Das lässt mich dann auch an der Seriosität der Beschreibung der übrigen im Artikel erwähnten Kirchen (die ich meist überhaupt nicht kenne) zweifeln.

  • A
    anja

    Ach schade. Chance vertan, mal ein differenziertes Bild zu zeichnen. Über Schattenseiten (klar, die gibts auch in jedem Fitnessclub), aber eben genauso auch über viele tolle Sachen, die in solchen Gemeinden laufen. Soziale Projekte. Leute, die sich jahrelang treu und ungesehen ehrenamtlich für ihren Stadtteil engagieren. Integre, fröhliche Menschen, die sich unkompliziert um ihre Nachbarn kümmern, ihren Glauben feiern und versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Ich frag mich immer, wovor (taz-)Redakteure eigentlich solche Angst haben, dass sie offenbar nicht offen und neugierig recherchieren, sondern immer mit der Schere im Kopf, dass da bestimmt irgendwas böses Fundamentalistisches im Busch sein muss.

  • JS
    Jutta Schierholz

    Ich kann es nicht anders sagen: ich muss mich gerade heftig fremdschämen, in einer Zeitung, die ich ansonsten sehr schätze, einen derart dummen Artikel zu lesen, der nichts von dem enthält, was guten Journalismus ausmachen sollte. Mag ja sein, dass Unvoreingenommenheit bei diesem Thema bei manchen Leuten zuviel verlangt ist. Aber wenigstens saubere Recherche und Sachkenntnis geht auch dann.

     

    Wieder einmal werden schon in der Überschrift Evangelikale und Fundamentalisten in einen Topf geworfen. Hat es sich inzwischen wirklich noch nicht herumgesprochen, dass es auch in der evangelikalen Szene unterschiedliche Ansätze und Ansichten gibt? Kein Wunder, dass Herr Gandow sich zu der Sache nicht so recht äußern wollte – vermutlich hat er ja wohl einfach nicht die Dinge gesagt, die Frau Heitmüller gerne zitiert hätte. Der weitaus größte Teil der evangelikalen Freikirchen pflegt gute Beziehungen zu beiden Landeskirchen und fällt einfach nicht in Herrn Gandows Aufgabenbereich als Sektenbeauftragter.

     

    Gerade was das Berlinprojekt betrifft, ist der Anspruch der Verfasserin, „genau hingeschaut“ zu haben, einfach nur lächerlich. Ich bin dort selbst aktiv, nachdem ich vor einiger Zeit selbst an einer evangelikalen Hochschule mit fundamentalistischen Zügen studiert habe, mich inzwischen davon heftig distanziert habe und vom Fundamentalismus gründlich geheilt bin. Inzwischen würde ich mich als linksevangelikal bezeichnen (ja, das gibt es, und zwar nicht erst seit gestern). Als ich vor knapp vier Jahren das Berlinprojekt kennenlernte, lebte ich gerade unverheiratet mit einem geschiedenen Mann zusammen. Die Pastoren vom Berlinprojekt interessierten sich dafür überhaupt nicht. Die beiden haben ganz einfach andere Prioritäten, als potenzielle Gemeindeglieder auf ein äußerlich korrektes Privatleben hin abzuklopfen. Ich bin im Berlinprojekt inzwischen auf Augenhöhe mit den beiden für diverse Lehrveranstaltungen verantwortlich – wofür ich als Frau nach klassisch evangelikaler Ansicht eigentlich gar nicht in Frage käme. Soviel zum verkappten Fundamentalismus im Berlinprojekt. Meine Güte, Frau Heitmüller scheint ja wirklich genau hingeschaut zu haben.

     

    Wieso hat Frau Heitmüller denn nicht mal genauer nachgefragt, wie denn eigentlich die Pastoren zu ihrer Ausbildungsstätte, zum BfeG und speziell zu Themen wie dem der Mitgliedschaft stehen? Wieso das Berlinprojekt auf eine solche verzichtet, obwohl alle anderen FeG-Gemeinden eine solche haben? Wieso setzt sie sich überhaupt nicht mit Herrn Nowatzkys Aussagen auseinander? An der Stelle wäre es doch gerade interessant geworden, aber es folgt nur die billige Bemerkung: „Die Aussagekraft dieses Satzes liegt bei null“ (wieso das denn?), und wir erfahren, dass Absolventen der Freien Theologischen Hochschule Gießen von vorneherein gar nicht in der Lage seien, einen eigenständigen Standpunkt zu entwickeln, und dass man sich besser an die Vorverurteilungen der Verfasserin dieses Artikels zu halten habe. Na großartig.

     

    Mag ja durchaus sein, dass es selten geworden ist, dass Pastoren wirklich meinen, was sie sagen. Im Fall von Herrn Nowatzky kann ich sagen: doch, es ist so. Wenn Frau Heitmüller wirklich genauer hingesehen hätte (und es vor allem auch hätte sehen wollen!), dann hätte auch sie das mitgekriegt. Bloß hätte sie dann eben die Grundthese ihres Artikels, dass hinter allen freikirchlichen Gemeindeneugründungen in Berlin beinharte Fundamentalisten stecken, etwas überarbeiten müssen. Ach so.

  • B
    berlinjc

    Es ist offensichtlich, dass der Verfasser des Artikels Meinungsmache betreiben will und nicht seriösen Journalismus abliefern will. Letzteres würde dazu führen, dass Fakten recherchiert werden, Pro und Contra, und die eigentliche Meinungsbildung dem Leser überlassen bleibt.

    Das ist eigentlich das Eigentliche an dem Artikel.

  • FG
    Friedel Geisler

    Ihre Beschreibung und Ihren Vergleich der einzelnen evangelikalen Freikirchen finde ich sehr passend. Da ich selber in einer solchen sozialisiert bin, weiß ich wovon Sie berichten. Der Druck, der ausgeübt wird, ist mehr psychologischer Art. Da wird gerne von der ewigen Verdammnis gesprochen und davon, dass frau/man sich bekehren muss, um dem allen zu entgehen. Was für mich als evangelische am peinlichetsn ist, dass es angeblich nur diesen einen "Heilsweg" gibt. Wie klein wird Gott da bemacht! Ich bin sehr dankbar, dass ich durch mein Theologiestudium einen andren Weg gefunden habe.

    Warum es richtig ist vor den evangelikalen Freikirchen zu warnen? Das Gedankengut mit seinem Anspruch auf Unfehlbarkeit setzt sich in der Psyche fest und richtet mitunter nicht unerheblichen Schaden an. Es ist ein langer Weg, sich aus den ganzen Gewissenkonflikten zu befreien.

    Und außerdem: erst im Himmel beginnt das eigentliche Leben. Deshalb wird auch meist nicht gerne gesehen, sich in irgendeiner Form politisch zu engagieren. Angheblich ist Paulus so zu verstehen, dass für alle Zeiten jede Regierung von Gott gegeben ist. danach kann ich das Weltgeschehen ihm überlassen

    Diesen Totalanspruch auf die ganze Persönlichkeit halte ich für sehr gefährlich.

  • MS
    Martin Schaefer

    Klarstellung: Die „Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Zwingli-Kirche“ gibt es nicht. Der Landesverband der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten) in Berlin-Brandenburg hat lediglich seine Landesgeschäftsstelle in den Räumen der Zwingli-Kirche. Die Zwingli-Kirche ist nicht der Namen sondern die Postadresse. Bitte besser recherchieren! Danke.

  • L
    LaHaine

    Die Christen können meinetwegen glauben was sie wollen, aber wenn einer ankommt und versucht mich oder meine Mitmenschen zu bekehren, dann bekommt der aber Kontra.

  • P
    Pere

    "Wer nicht spurt, fliegt." Lächerlich, dies dem Pastor in den Mund zu legen bzw. diesen Kirchen zu unterstellen. Wie kommen Sie darauf, dass hier Zwang ausgeübt wird?

     

    Es gibt neben aktiven und eingetragenen Gemeindemitgliedern eben auch eine Vielzahl an Besuchern und nicht registrierten Besuchern. Zumal diese Kirche vermutlich als Verein organisiert ist, gehört zu einer aktiven Mitgliedschaft sicher auch das Engagement. Wer das nicht will, bleibt eben passives Mitglied.

     

    Würden Sie über einen Fussballverein, das DRK, den Gartenbauverein oder sonst eine Interessengemeinschaft genauso schreiben, wenn es von seinen aktiven Mitgliedern eine Verbindlichkeit einfordert, die eben zu einer Mitgliedschaft dazu gehört?

     

    Am Rande: ich kenne diese Gemeinde nicht, komme auch selbst nicht aus Berlin und kann deswegen kein abschließendes urteil fällen.

     

    Was sie hier aber schreiben grenzt an Rufmord.

     

    Wäre es nicht besser gewesen, Sie hätten im Bezirk Friedrichshain - oder sonst im direkten Umfeld der Gemeinden - unter der Nachbarn und Mitmenschen nachgefragt, wie die Gemeinden wahrgenommen werden?

     

    Oder fürchten Sie sich vor objektiven Meinungen, die Ihre subjektive Verzerrung und Ihre Intoleranz und Ihre Vorurteile in Frage stellen würden?

     

    Wenn auch vom anderen Ende her aufgezäumt: das Niveau dieses Artikel spielt in derselben Liga wie das der Bild-Zeitung.

  • J
    Jo2710

    Dieser Artikel ist eher eine haltlose Hetze, bedingt durch mangelnde Verständnisbereitschaft und Verallgemeinerung.

     

    Schade

  • D
    Daniel

    Dieser Artikel ist einer der erbärmlichen Versuche, da einen Skandal zu verorten, wo beim besten Willen keiner ist. Und damit meine ich das Berlinprojekt.

    Diese Kirche ist nämlich tatsächlich genau so, wie es der Pastor in der Email beschrieben hat und in keiner Weise antigay oder besonders streng in irgendwelchen Punkten bezogen auf die Bibel.

    Es gibt auch keine Mitgliedschaft und da können Sie sonst was fabulieren, gibts einfach nicht.

    Vielleicht liegt das ja an dem Ausdruck "Projekt" im Namen, dass diese Kirche ein bisschen abweicht von den "Forderungen" der Mutterkirche. Beim Kreuzbergprojekt verhält es sich genauso. Die FeGs kann man eigentlich im allgemeinen nicht zu den "evangelikalen" (charismatischen o. pfingstlerischen) Freikirchen zählen. Das merkt man schon daran, dass der BFeG Mitglied im ACK ist.

     

    Was diese Every-Nation-Kirche angeht, so kann ich mir kein Bild davon machen, ohne dort gewesen zu sein.

    Gute Beispiele wären aber noch das ICF (international christian fellowship) mit ihrem Ableger in Berlin gewesen, dann die Hillsong Church aus Australien, Vineyard usw.

    Das sind Fundamentalisten und das Berlinprojekt ist einer der Orte, wo solche Menschen, denen das zuviel wird (gerne auch "Aussteiger"), aufgenommen werden.

    Das ist extrem unverbindlich (Es findet in einem Kino statt) und daher gibt es die Möglichkeit in Sofagruppen(!) mehr Kontakt zu pflegen, und zwar ohne "Ermahnungen".

     

    Ich hoffe ja in Zukunft auf eine etwas genauere Recherche in diesem Bereich oder vielleicht auch mal einen Eindruck von vor Ort lesen zu können.

     

    Und nein, ich bin kein Mitglied im Berlinprojekt und gehe dort auch nicht regelmäßig hin oder lasse mich sonst wie dort zuordnen, aber der Artikel ist einfach sachlich falsch.