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Europäische ZentralbankZentralbank verzichtet auf Zinserhöhung

Die EZB wird den Leitzinssatz nicht wie geplant von 4 auf 4,25 Prozent anheben - eine Reaktion auf die US-Immobilienkrise und die Probleme deutscher Banken. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

"Zu hohe Unsicherheit" für eine Zinserhöhung, findet die EZB. Bild: dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihre schon fest geplante Zinserhöhung von 4 auf 4,25 Prozent verzichtet. Damit zieht sie die Konsequenzen aus der US-Hypothekenkrise und der darauf folgenden Krise mehrerer deutscher Banken. Am Donnerstag verpasste sie überdies dem Bankensystem eine weitere Geldspritze im Volumen von 42 Milliarden Euro. "Angesichts der hohen Unsicherheit ist es angemessen, weitere Informationen abzuwarten", begründete EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die Zinsentscheidung.

Die Industrieländerorganisation OECD hatte zuvor die EZB dazu aufgerufen, ihren Leitzins nicht zu erhöhen. Sie solle lieber abwarten, welche Auswirkungen die Turbulenzen auf den Finanzmärkten auf die Konjunktur haben. Der US-Notenbank Fed riet die OECD sogar zu einer Zinssenkung, denn in den USA sei eine Rezession nicht auszuschließen. Hintergrund ist, dass das Geld knapp wird. Die Geschäftsbanken horten es, weil sie immer noch nicht so genau wissen, wo sich die Risiken der faulen US-Hypotheken noch überall verstecken. Die Folge dieser Kreditverknappung: Die Zinssätze für kurzfristige Kredite sind kräftig angestiegen, auch ohne Leitzinserhöhung durch die Zentralbank. Am Mittwoch erreichte der Satz für Tagesgeld den höchsten Stand seit sechs Jahren.

Die Notenbanken haben im Prinzip zwei Möglichkeiten, auf die Engpässe zu reagieren. Sie können einfach den Banken mehr Geld zur Verfügung stellen, aber das zu einem relativ hohen Zinssatz. Genau das tat die EZB schon mehrmals seit Anfang vergangenen Monats. Die zweite Option wäre eine Zinssenkung. Das heißt, die Geschäftsbanken bekommen das Geld von der Zentralbank nun billiger und können es daher auch zu niedrigeren Zinssätzen an die Kreditnehmer weiterreichen. Unternehmen erhalten so einen Anreiz zu investieren, und vielleicht überlegt sich der ein oder andere Konsument auch eine Neuanschaffung auf Pump. Ziel ist, die Konjunktur anzukurbeln.

Die US-Notenbank Fed hat bereits mit einer ersten kleinen Zinssenkung reagiert. Ob sie nun auch ihren zentralen Leitzins senken wird, der seit vier Jahren bei 5,25 Prozent steht, darüber wird in den USA derzeit heftig debattiert. Zwar konstatiert die Fed in ihrem neusten Konjunkturbericht, die Hypothekenkrise habe bislang jenseits des Bausektors nur begrenzt Spuren hinterlassen. Vor einer Woche aber hatte Fed-Präsident Ben Bernanke versprochen, er werde "bei Bedarf handeln, um negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft zu begrenzen". Aber "es ist nicht die Verantwortung der Zentralbank, die Kreditnehmer und Investoren vor den Konsequenzen ihrer eigenen Finanzentscheidungen zu beschützen". Damit begegnete er der Kritik, die Fed hätte durch ihre großzügige Zinssenkungen nach 2001 dem Entstehen der spekulativen Blase Vorschub geleistet.

Anders als die Fed hat sich die EZB, ganz in der Tradition der Deutschen Bundesbank, stets nur der Geldwertstabilität verpflichtet gefühlt. Inflation hinzunehmen, um die Konjunktur anzukurbeln, kam für sie nie in Frage. Für die Notenbanker in Frankfurt ist es schon ein großer Schritt, auf die bereits angekündigte Zinserhöhung zu verzichten. Sie signalisieren dem Markt so eine Entspannung. Zugleich soll die Botschaft keinesfalls lauten: weiter so. Die Zocker in den Hedgefonds und in den Banken sollen kein billiges Geld bekommen, um noch einmal eine Spekulationswelle auf Pump in Gang zu bringen. Bislang glaubt die EZB ohnehin nicht, dass sich die Probleme auf den Finanzmärkten zu einem Schaden für die ganze Wirtschaft auswachsen. Das Wachstum in der Eurozone werde sich vielmehr fortsetzen. Dafür spricht, dass sich die Verbraucher bisher nicht beeindruckt von der Krise zeigen. Auch in den Firmen ist die Stimmung nur leicht eingetrübt. Die Wachstumsprognose der EZB wurde am Donnerstag nur leicht von 2,6 Prozent auf 2,5 Prozent im laufenden Jahr korrigiert, für 2008 blieb sie mit 2,3 Prozent unverändert. Sollten die Notenbanker recht haben, werden sie wohl nur ein paar Wochen abwarten, bis sich die Aufregung auf den Finanzmärkten gelegt hat - und dann wie geplant ihren Leitzinssatz erhöhen.

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