Europäische Solidarität: Meine, deine, unsere Botschaft
Mit einem Hilferuf per Video wandten sich spanische AktivistInnen an die deutsche Bevölkerung. Jetzt gibt es die Antwort.
Das siebenminütige Video, das die Aktivistinnen und Aktivisten der spanischen Asamblea von Tres Campos erstellten, trägt einen stolzen Titel: „Mitteilung an das deutsche Volk zu der Sparpolitik in Spanien“ heißt es im Vorspann.
Und dann geht es los: Rund drei dutzend AktivistInnen treten mit Pappschildern vor die Kamera. Darauf, in deutscher Schrift, begleitet von deutschen Worten, folgt ihre Mahnung an die deutsche Bevölkerung: „Die sogenannte Spanienrettung wird das Volk nicht vor Armut und Arbeitslosigkeit schützen, sondern die Banken belohnen.“
Der eindrucksvolle Clip, der seit einigen Wochen im Netz zu betrachten ist, endet mit einer klaren Botschaft: „Lasst uns das Europa der Händler zur Geschichte machen. Lasst uns für ein Europa der Bürger kämpfen.“ Dann recken die SpanierInnen ihre Waffen in die Höhe: Es sind ihre winkenden Hände, friedliche Pranken, deren Symbolkraft erlösend wirkt. Ist das der grenzübergreifende Handschlag der europäischen Bevölkerung?
Es ist zumindest eines: ein emotionales Video, anrührend. Unter deutschen Bewegungsaktivisten hat es rasch die Runde gemacht. Nun gibt es die Antwort darauf aus Deutschland.
Empfohlener externer Inhalt
Eng angelehnt an diese spanische Videobotschaft haben Occupy- und Blockupy-AktivistInnen aus Frankfurt ihre Erwiderung präsentiert. In einem ebenfalls siebenminütigen Video greifen sie die spanische Bildsprache auf: Ebenfalls mit Pappschildern formulieren sie, diesmal auf spanisch, was sie ihrerseits von der europäichen Krisenpolitik halten: Nix nämlich.
„Wir fühlen mit Euch, der spanischen Bevölkerung, der griechischen, italienischen, portugiesischen, zypriotischen und der irischen Bevölkerung und mit allen anderen Menschen Europas, die unter der Austeritätspolitik leiden.“ Weiter heißt es: „Wir schämen uns, weil Merkel und die deutsche Regierung diese Politik maßgeblich vorantreiben.“
Es ist ein Schulterschluss über die Landesgrenzen, wenn auch nur ein symbolischer. Aber er hat seinen schönen Ort: eine selbstgewählte Öffentlichkeit europäischer AktivistInnen, die zumindest hier einmal eines betonen können: ihre Gemeinsamkeiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen