Europäische Flüchtlingsverteilung: Quoten, die niemand einhält
Beim EU-Gipfel geht es auch um die Verteilung Geflüchteter. Das wird schwierig. Ratspräsident Donald Tusk erklärt die Quote für gescheitert.
Die bisherigen Quoten, die selbst Deutschland nicht erfüllt, seien „spalterisch und ineffizient“, hatte Tusk angemerkt. Im Grunde sprach er damit nur aus, was viele denken – nicht nur in Polen und Ungarn, sondern auch in vielen anderen EU-Ländern, die das Plansoll bei den Asylbewerbern immer noch nicht erfüllt haben.
Doch Merkel möchte neue Umverteilungsregeln. Offiziell geht es dabei darum, Griechenland und Italien zu entlasten. Künftig könnten aber auch andere EU-Staaten von Migrationsbewegungen betroffen sein, heißt es in Berliner Regierungskreisen. Außerdem sei Deutschland schon in Vorleistung gegangen.
Die EU-Kommission sieht das ähnlich. „Antieuropäisch“ sei Tusks Arbeitspapier, sagt der für Migration zuständige griechische Kommissar Dimitris Avramopoulos. „Entweder wir finden eine europäische Lösung für die Herausforderung durch Migration, oder es wird keine Lösung geben“, warnt Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans.
Kommission will Umverteilung neu regeln
Die Brüsseler Behörde hat schon einen Vorschlag vorgelegt, der eine neue Umverteilung vorsieht, sobald bestimmte Kennzahlen von Neuankömmlingen überschritten werden. Allerdings haben es die Innen- und Justizminister der EU bisher nicht geschafft, sich auf eine Reform zu einigen. Vor allem Polen und Ungarn blockieren eine Lösung.
Nun soll sich der EU-Gipfel am Donnerstag mit dem Problem beschäftigen. Solidarität sei ein „essenzieller Bestandteil der Reform“, heißt es in Berlin. Man strebe zwar einen Konsens an. Zur Not könne man aber auch mit qualifizierter Mehrheit entscheiden – also über die Köpfe der Neinsager hinweg.
Parallel dazu bereitet der deutsche EU-Budgetkommissar Günther Oettinger (CDU) schon Pläne vor, die Verweigerer finanziell abzustrafen, zum Beispiel durch den Entzug von EU-Hilfen. Zudem hat die EU-Kommission wegen des Quotenstreits Klage vor dem höchsten EU-Gericht in Luxemburg eingereicht. Polen, Ungarn und Tschechien geraten so massiv unter Druck.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist