Eskalation in Nahost: Verletzte bei nächtlichen Angriffen
Die Terrororganisation Hamas hat in den letzten Tagen mehr als 1.500 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert. Israel antwortet mit einer Ausweitung der Gaza-Angriffe.
Das israelische Militär setzte in der Nacht zu Donnerstag seine Luftangriffe auf den Gazastreifen fort. Die Attacken richteten sich unter anderem gegen ein Gebäude, das mit der „Spionageabwehr“ der Hamas in Verbindung steht, sowie gegen das Haus eines Hamas-Kommandanten.
Am Mittwoch hatte die israelische Luftwaffe bereits bei hunderten Einsätzen Einrichtungen der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Gruppen im Gazastreifen bombardiert. Dabei wurde unter anderem ein Hochhaus im Stadtzentrum von Gaza komplett zerstört, in dem sich auch mehrere Büros der Hamas befanden.
Nach palästinensischen Angaben wurden bei den Angriffen insgesamt 67 Menschen getötet, unter ihnen 17 Kinder. Zudem meldeten die Behörden knapp 400 Verletzte. Die Hamas bestätigte den Tod mehrerer ihrer militärischen Anführer, darunter auch der Chef ihres bewaffneten Arms in Gaza, Bassem Issa.
USA lehnt UN-Erklärung ab
Die Hamas feuerte am Mittwochabend als Vergeltung auf den Angriff auf das Hochhaus mehr als 100 Raketen in Richtung Israel. Viele der Geschosse wurden von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, andere schlugen jedoch in Wohngebieten ein. In Israel wurden insgesamt sieben Menschen durch den Raketenbeschuss getötet, darunter ein sechs Jahre altes Kind.
Insgesamt schossen militante Palästinenserorganisationen wie die Hamas und der Islamische Dschihad seit Montag nach israelischen Angaben mehr als 1.500 Raketen auf Israel ab.
Angesichts der Verschärfung des blutigen Schlagabtauschs beantragten am Mittwoch Tunesien, Norwegen und China die bereits dritte Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats binnen einer Woche. An der für Freitag vorgesehenen öffentlichen Sitzung werden voraussichtlich auch Israel und die Palästinenser teilnehmen.
Bei den bisherigen Sitzungen konnte sich der Rat nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen. Übereinstimmenden Berichten zufolge lehnten die USA als einziges der 15 Ratsmitglieder die Erklärung ab. Sie scheinen nicht daran zu glauben, dass dies „zur Deeskalation beitragen“ könnte, sagte ein Diplomat. Das US-Außenministerium kündigte am Mittwoch jedoch die Entsendung des Vize-Staatssekretärs Hady Amr als Vermittler in die Region an.
US-Präsident Joe Biden äußerte in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Hoffnung auf ein rasches Ende der Gewalt. „Meine Erwartung und meine Hoffnung ist, dass das eher früher als später endet“, sagte er. Zugleich betonte der US-Präsident: „Israel hat das Recht sich zu verteidigen, wenn tausende Raketen in sein Territorium fliegen.“
US-Außenminister Antony Blinken forderte in einem Telefonat mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ein Ende des Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen. Er habe in dem Gespräch „die Notwendigkeit unterstrichen, die Raketenangriffe zu beenden und die Spannungen zu deeskalieren“, schrieb Blinken auf Twitter.
Gewalt in jüdisch-arabischen Orten
Vor dem Hintergrund des Konflikts nahmen auch die Spannungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis zu. In mehreren jüdisch-arabischen Orten kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei berichtete am Mittwoch von gewaltsamen Zwischenfällen in Akko, Haifa und Lod.
In Bat Yam südlich von Tel Aviv wurde ein mutmaßlich arabischer Einwohner von einer wütenden Menge ultranationalistischer Juden attackiert. Vom israelischen Sender Kan übertragene Livebilder zeigten, wie dutzende Angreifer den Mann gewaltsam aus seinem Auto zerrten und ihn bewusstlos prügelten.
Auslöser der jüngsten Gewalteskalation ist die drohende Zwangsräumung von rund 30 Palästinensern aus ihren von jüdischen Israelis beanspruchten Wohnungen in Ost-Jerusalem. Bei den heftigsten Zusammenstößen seit Jahren zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem waren in den vergangenen Tagen hunderte Palästinenser und dutzende Polizisten verletzt worden.
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