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„Es war wunderbar“

■ Das Pop-Duo Moloko sieht anders aus, als ihr Hit „Sing It Back“ vermuten lässt

Moloko sind weder tanzende Marionetten noch sind sie auf einem Snowboard-Fotoshooting gecastet worden. Dort würden Mark Brydon, ein bleicher Brite Ende 30 und seine irisch-rothaarige Freundin Roisin Murphy auch keine gute Figur machen. Skeptizismus und tiefschwarzer Humor umgibt das in Sheffield wohnende Duo genauso wie der Wunsch, überall anzuecken.

Den Mainstream bekamen sie noch geschenkt. Katalysator war ein Hamburger DJ namens Boris Dlugosch, der ungefragt und aus eigenem Antrieb dem flotten Jazz-Schmankerl „Sing It Back“ dicke 4/4-Reifen unterschnallte und damit für Moloko nach fünf Jahren den Schalter auf Erfolg umlegte, ohne dass die Musik dabei Schaden nahm. Das neue, erste Album nach dem Hit verstört und begeistert wie zuvor durch abstrakt-akustische Funk-Mutationen – und jetzt hören alle zu.

taz:Wie macht man einen Hit?

Mark: Uns war immer klar, dass ein Hit für uns purer Zufall wäre. Und genau so war es.

Roisin: Es war wunderbar.

Mark: Wobei es auch einen Punkt gab, wo es umschlug, wo wir uns in der Fernsehwerbung wieder gefunden haben. „Superhits 2“ mit Moloko! Oh Gott.

Roisin: Das Interessante ist aber auch, dass niemand erwartet hatte, daß wir noch mal einen Hit haben würden. Aber wir wussten, dass wir „Time Is Now“ haben. Das ist jetzt auf Platz 2 in den englischen Charts, und es ist schon tiefer im Moloko-Koordinatensystem. Wir werden die Leute langsam reinziehen.

taz: Hat der Hit auch etwas an eurem Arbeiten geändert?

Roisin: Uns ist jetzt klarer, dass wir innerhalb unseres komplett eigenen Systems fokussierten Pop machen können. Der andere positive Effekt ist, dass durch dieses Stück die TripHop-Zuschreibungen endlich vorbei sind.

Mark: Jetzt kommen die Verweise auf die 80er, wo es mehr Bands gab, die Pop waren, aber auch experimentell.

Roisin: Es geht um die Mentalität. Grace Jones, Talking Heads – das streben wir an. Holger in't Veld

Mi, 10. Mai, Markthalle, 21 Uhr

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