: Es muss nicht immer alles perfekt sein
Schließlich gibt es für „vorprofessionellen“ Journalismus im Rundfunk und im Internet den „Alternativen Medienpreis“. Der wird am heutigen Freitag zum dritten Mal von der Nürnberger Medienakademie und Radio Z vergeben
Früher waren die Fronten klar – damals, vor den bürgerbewegten Siebzigern. Einerseits gab es da klassischen Journalismus. Und andererseits das, was die Kommunikationswissenschaft „unterbliebene Information“ nennt oder „ Information von unten“, verbreitet in Stadtzeitungen und Bürgerradios. Doch: „Es hat sich viel getan im Bereich alternativer Medien, und das gilt es zu fördern“, sagt Gabriele Hooffacker.
Die Dozentin lehrt an der Journalistenakademie München und ist Jurorin des „Alternativen Medienpreises“. Der wurde 1999 von der Nürnberger Medienakademie und Radio Z ins Leben gerufen. Mittlerweile werden sechs Preisträger in den Sparten Hörfunk und Internet gekürt.
Als bestes der eingereichten 50 Internet-Projekte wählte die Jury das Weblog www.dotcomtod.de (DCT). Die Seite zeigt die Schattenseiten der glitzernden Welt der „Start-ups“ und der „New Economy“. Die oftmals blumigen, manchmal sogar betrügerischen Unternehmensmeldungen werden dort, natürlich anonym, zurechtgerückt. Nicht immer folgenlos: Zurzeit läuft ein Verfahren gegen einen der Informanten.
Solche Probleme dürfte Robert Herbig mit der zweitplatzierten Seite www.sagmal.de, kaum bekommen. Seit März 2000 veröffentlicht er Interviews mit „Machern“ des Web, 113 sind es mittlerweile. Seine fehlende journalistische Ausbildung empfindet er nicht als Nachteil: „Oft halte ich meine Fragen nicht für besonders geistreich. Die Antworten der Interviewpartner aber fast immer.“
Doch der „Alternative Medienpreis“ würdigt auch politisches Engagement. So hat das drittplatzierte Portal, www.abschiebehaft.de, sich dem Kampf gegen eben diese staatliche Zwangsmaßnahme verschrieben. Und auch Platz zwei und drei in der Sparte Radio widmen sich politischen Themen. Sie gingen an Doris Schmied von AFK 94,5 in München für ihre Sendung „Auswirkungen der NS-Zeit auf die Gegenwart“ und an André Plümer und die Radiogruppe im AJZ Bielefeld für ein Interview mit dem Totalverweigerer Martin. Eher ungewöhnlich der Gegenstand, mit dem sich Uta Knieschewski und Martin Dehnke beschäftigt haben. „Die Droge Zucker“ heißt der Gewinner in der Kategorie Radio.
Schade nur, dass die Bürgerradios wegen ihrer lokalen Natur kein größeres Publikum erreichen. Zumindest die drei erstplatzierten Radiobeiträge können aber weltweit gehört werden, sie sind unter www.radio-z.net abrufbar. MARTIN BRUST
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