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Es fehlt an Abstimmung

Studie Auszubildende sind zufrieden mit ihrem Betrieb, aber nicht mit ihrer Berufsschule. Die beiden Seiten sollten künftig näher zusammenrücken

Die Zufriedenheit der Azubis sinkt markant mit der Länge der Ausbildung

Die Mehrheit der Auszubildenden in Deutschland ist zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrer betrieblichen Berufsausbildung. Weniger gut schneiden dagegen die Berufsschulen ab. Nicht einmal die Hälfte der Auszubildenden ist mit dem dortigen Unterricht zufrieden. Sie bemängeln vor allem, dass die Unterrichtsinhalte zu wenig mit der Tätigkeit im Unternehmen und den Prüfungsanforderungen abgestimmt sind. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der TH Köln. Befragt wurden bundesweit rund 1.350 Auszubildende aus den Bereichen Handel, Industrie und der Dienstleistungsbranche.

Knapp drei Viertel der Befragten sind zufrieden bis sehr zufrieden mit der betrieblichen Ausbildung. Die Atmosphäre der Auszubildenden untereinander und der Praxisbezug werden dabei besonders positiv bewertet. 76 Prozent sind der Meinung, dass das Unternehmen ein hohes praktisches Qualifikationsniveau sicherstellt. Auch die Erreichbarkeit der Ausbildungsleiter, die persönliche Betreuung und die Ausstattung des Arbeitsplatzes werden gut bewertet. Die Zufriedenheit sinkt jedoch markant mit der Länge der Ausbildung: Von den Azubis im ersten Ausbildungsjahr sind 79 Prozent zufrieden, im dritten nur noch 65 Prozent.

Verbesserungsbedarf sehen viele Auszubildende lediglich bei der Vergütung. Hier sind nur 55 Prozent zufrieden, aber 20 Prozent ausdrücklich unzufrieden. Dabei fällt die monetäre Zufriedenheit in Industrieunternehmen mit 80 Prozent deutlich höher aus als in den anderen Branchen. Auch in Konzernen sind Auszubildende mit ihrer Vergütung zufriedener (70 Prozent) als in kleinen Unternehmen (39 Prozent).

Im Vergleich zur guten Qualität der Berufsbildung im Betrieb schneiden die Berufsschulen in der Wahrnehmung der Auszubildenden deutlich schlechter ab. Wirklich zufrieden sind lediglich 44 Prozent, 16 Prozent dagegen unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden. Bemängelt wird vor allem die mangelhafte Abstimmung der Unterrichtsinhalte mit der Tätigkeit im Unternehmen und den Prüfungsanforderungen. Damit sind nur 42 Prozent zufrieden. Besonders die Auszubildenden in den Dienstleistungsunternehmen sind damit unzufrieden. Allgemein werden auch der Mangel an Aktualität des Lernstoffs und die mangelnde Motivation der Lehrerinnen und Lehrer kritisiert. Das Fachwissen des Lehrpersonals schneidet hingegen weniger schlecht ab.

„Die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte zwischen den beiden Lernorten ist ein altbekanntes Problem, das diese Analyse noch einmal bestätigt“, sagt Studienleiter Christian Ernst, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Berufsbildung und Personalführung. Die kritisierte Motivation der Lehrer und damit die Art des Unterrichts liegt aus seiner Sicht an strukturellen Versäumnissen der Lehrerausbildung und vor allem am schulischen Personalmanagement. „Wenn man dem Aderlass der Lehre nicht weiter Vorschub leisten will, müssen Berufsschulen und Unternehmen näher zusammenrücken.“

Duale Berufsbildung

Berufsschulen sind neben den Betrieben, wo die praktische Ausbildung stattfindet, eine der beiden Säulen der dualen Ausbildung.

Sie sollen die Allgemeinbildung und die jeweilige fachliche Bildung fördern. Dafür vermitteln Berufsschulen den Auszubildenden Inhalte, die durch den Rahmenlehrplan bzw. den Lehrplan des jeweiligen Standortes definiert werden.

Abhängig vom Beruf und Ausbildungsjahr absolvieren Azubis ein bis zwei Berufsschultage mit wöchentlich acht bis zwölf Stunden. Die Unterrichtszeit kann auch zu mehrwöchigen Unterrichtsblöcken zusammengefasst werden. Die Ausbildungsdauer beträgt in Deutschland je nach Beruf 2 bis 3,5 Jahre.

So könnten obligatorische Hospitationen der BerufsschullehrerInnen im Betrieb eingeführt und Ausbilder vermehrt im Unterricht eingesetzt werden. Außerdem würden die Lehrkräfte gerade in schwierigen Berufsschulklassen pädagogisch zu sehr alleingelassen. Ernst empfiehlt eine Betreuung durch lernfeldorientierte Coaches, um den Unterricht didaktisch und methodisch weiterzuentwickeln. „Ebenso sollte die Reduzierung des Berufsschulunterrichts auf acht Wochenstunden kein Tabu in der Diskussion um eine Neuorientierung der Berufsschulen sein.“ LK

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