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Erzählung von Stephan WackwitzDie Küste von England

Wem das rettende Ufer des Glaubens an die Liebe verwehrt bleibt, hat den Sprung über den Abgrund des Zweifels nicht geschafft: Der Absturz in die Hölle der Eifersucht ist beängstigend tief.

Die Küste von England ist unendlich - und kann grausam sein Bild: dpa

Ein Zweifel ohne Ende ist nicht einmal ein Zweifel. (Ludwig Wittgenstein)

Eifersucht sei etwas Normales und Nachvollziehbares, beruhigen uns die psychologischen Beratungsbücher. Ein Treibstoff der Monogamie. Etwas, worüber man gerührt oder geschmeichelt lächelt und spricht. Aber in bestimmten Graden und Erscheinungsformen ist sie der unheimlichste, zwanghafteste, intellektuell anspruchsvollste, komplizierteste und gewalttätigste Gefühlszustand im Arsenal des menschlichen Wahnsinns.

Shakespeare, der die dämonische Extremvariante dieser Emotion am eigenen Leib sehr hautnah erfahren haben muss, bezeichnet sie im "Othello" als "the green-eyed monster, that doth mock the meat it feeds on", was für sich schon unheimlich genug ist: Ein Ungeheuer, welches das Fleisch verhöhnt, das es gerade verschlingt. Es fällt so surrealistisch aus dem Rahmen sogar der elisabethanischen Schauerromantik wie nur je ein selten-kostbarer Durchblick ins tiefste Innere der Autorenangst. Vollends Graf Baudissin (der die Stelle philologisch durchaus missverstanden zu haben scheint) macht einen in sich abgeschlossenen kleinen Horrorfilm daraus: "Das grüngeäugte Scheusal, das besudelt die Speise, die es nährt", was irgendwie suggeriert, dass hier ein Monster in sein Essen scheißt. Und die Sache und die Wahrheit über dieses entsetzliche Gefühl eigentlich viel genauer trifft als eine korrektere Übersetzung. So weit die Barocktragödie. Mir aber sind, nachdem eine unabweisbare Leidenschaft mir keine andere Wahl ließ, als mein innerstes Leben drei Jahre lang mit dem grüngeäugten Scheusal zu teilen, gewisse Zentralmetaphern unserer wissenschaftlichen Lebenswelt zu einleuchtenden Denkbildern dieser seelischen Ungeheuerlichkeit geworden. So etwa "Die Küste von England", über deren dämonische Maßstablosigkeit Benoît Mandelbrot ein komisches, genaues, unheimliches und absurdes kleines Mathematikermärchen erzählt hat.

Benoît Mandelbrot ist der berühmteste Spross einer alten jüdischen Mathematikerfamilie aus Warschau, die von den Deutschen 1939 nach Paris vertrieben wurde, bevor der geniale junge Mann (der ohne sein Glück und seine vorausschauenden Eltern leicht in Auschwitz hätte umkommen können) als hochgeehrter IBM-Fellow und MIT-Professor in Amerika zum Guru und Grundlagenwissenschaftler verschiedener wirtschaftlich hochbedeutsamer Zweige der Industrie und der Wissenschaft wurde, eine Koryphäe vor allem der Mathematik und Physik sogenannter Fraktale. 1968 trat er mit einem kurzen Aufsatz hervor, der eines der berühmtesten Paradoxe der Fraktalgeometrie in eine spielerische Frage zusammenfasst: "How long is the coast of Britain?" Mandelbrots Antwort lautet überraschenderweise, dass die Küste von England unendlich lang ist. Natürliche Formen, so könnte man dieses paradoxe Ergebnis umschreiben (eine Küstenlinie; die Verzweigungen eines Baums; das Auf und Ab im Seelenleben eines Menschen), sind mit endlichen Ergebnissen nur messbar, wenn man sich auf eine kleinstmögliche Maßeinheit verständigt und zwischen den Messenden oder Wahrnehmenden vereinbart, diese Maßstäblichkeit nicht zu unterschreiten. So kann man etwa die Länge der Küste von England auf einer Straßenkarte durchaus mit einem endlichen Resultat feststellen. Schon auf einer Sammlung von Wanderkarten oder Messtischblättern aller Küstenabschnitte Englands zum Beispiel aber wäre die Küstenlinie der Insel erheblich länger (wenn natürlich aber auch nur endlich lang). Könnte man eine Landkarte herstellen, die so groß wäre wie die Insel selber, wäre ihre Küstenlänge so lang, wie man es mit Hilfe seiner natürlichen Sinne eben erkennen kann. Würde man schließlich in die Lage kommen, mikroskopische oder schließlich subatomare Maßeinheiten anzulegen, wäre ihre Länge unvorstellbar. Da aber theoretisch ein unendlich kleiner Maßstab an eine Küstenlinie (wie an jede natürliche Form) herangebracht werden kann, ist die Küste von England eben auch unendlich lang, genauer: so lang wie der angelegte Maßstab klein.

Diese grundsätzliche Nichtmessbarkeit natürlicher Formen und Vorgänge führt dazu, dass man sich zum Beispiel über die Intensität und Qualität von Gefühlen oder über die emotionale Bedeutung alltäglicher Ereignisse nur mit Hilfe einer intuitiven Absprache darüber verständigen kann, bis in welchen Mess- oder besser Empfindungsbereich die Beurteilung gehen soll. Man kann über derlei nur dann sinnvoll reden, wenn die an der jeweiligen Einschätzung beteiligten Personen mit einer vorbewussten, wortlosen Vereinbarung einen Maßstab festgelegt haben, an den ihre Kommunikation sich hält. Man ahnt, während man diesen Kommunikationsvertrag in Sekundenbruchteilen miteinander aushandelt, dass es auch feinere Maßstäbe geben könnte, die gegenseitigen Anliegen und Angelegenheiten zu erfassen, und dass das Messergebnis ganz anders aussehen würde, wenn man sie anlegen würde. Aber man weiß auch, dass die Kommunikation dann zusammenbräche und man, bei einem Gespräch über die Untreue eines Sexualpartners etwa, nicht mehr wüsste, worüber man eigentlich spricht. Der einseitige Wechsel der Empfindlichkeitsebene in solchen Dingen durch einen von zwei Partnern markiert in intimer Kommunikation nichts anderes als einen Angriff, ein Infragestellen des anderen, den Beginn eines Streits (möglicherweise der Katastrophe). Und beim Hinschreiben werden mir, wie ich gerade merke, unwillkürlich die Handflächen ein bisschen feucht. Nennen wir die literarische Versuchsperson, von der die Rede sein soll, der Einfachheit halber noch einmal B.

In den letzten Wochen hatten ihr Blick und ihre Stimme, zuverlässig und jeden Tag ein bisschen mehr, so etwas wie die Atmosphäre eines nur von uns beiden bewohnten Planeten geschaffen, in der ich nach langer Einsamkeit aufatmen konnte. Diese Stimmung um uns war mir schon in der kurzen Zeit, seit ich sie kannte, ganz unentbehrlich geworden. Ich hatte mich in den letzten Wochen daran gewöhnt, in der Empfänglichkeit und Freigebigkeit dieses dunklen Blicks und in der Süße ihrer Stimme geborgen zu sein, wann immer ich sie ansah oder sprechen hörte. An jenem Abend an der Bar jenes Krakauer Kellerlokals aber war es von einem Augenblick auf den anderen geworden, als sei die Farbe, die Wärme und die Hoffnung aus der Welt geströmt. Als herrsche zwischen mir und der über alles geliebten jungen Frau plötzlich das Sausen von Dämonenflügeln. Die Gegenstände um mich verkleinerten sich und schienen sich von mir zurückzuziehen. Meine Gesichtshaut war plötzlich zu eng. Etwas Kaltes wehte mich an. In meinem Unterleib regte sich etwas, als hätte mich ein plötzlicher und nicht zu kontrollierender Durchfall angewandelt.

Wenn sich in den nächsten Jahren dieses Umschlagen immer häufiger und zuletzt so gut wie täglich ereignete, wurde meine Angst vor B.s Eifersucht so schlimm, dass ich dann oft tatsächlich sofort die Toilette aufsuchen musste, wenn das Übel einsetzte. Schon der Rückweg führte mich zur Weinflasche im Kühlschrank. Mit einem vollen Glas in der jetzt schon leicht zitternden Hand setzte ich mich angsterfüllt und zugleich unkontrollierbar wütend an eine Ecke unseres großen Tischs - der Frau gegenüber, die mich gerade noch in der Welt gehalten und mir alle denkbare Geborgenheit gespendet hatte. Sie hatte sich verwandelt. Sie sah mich nicht an. Ihre Stimme hatte den Ohrfeigenton angenommen. Sie hatte die Zigaretten hervorgeholt und saß blicklos, gierig rauchend, in unserem großen, noch wenige Augenblick zuvor vollkommen heimischen Atelierzimmer über der Altstadt, das jetzt der Schauplatz eines Wortwechsels immer triumphalerer Anklage und einer immer verzweifelteren Verteidigung wurde. Wieso ich (ich hole das voll entwickelte Erscheinungsbild eines dieser Verhöre aus meiner Erinnerung herauf, es fand vermutlich eineinhalb Jahre später statt) im Fernsehen gerade diese beiden jungen Frauen so lange angesehen hätte?

"Baby. Bitte. Ich bin einen Moment lang beim Zappen in dieser Vorabendserie hängen geblieben. Das ist alles. Um Gottes willen. Das ist doch absurd. Lass uns diesen Quatsch stoppen, bevor das wieder außer Kontrolle gerät."

"Aha."

Der Laut, den sie nun machte, war das initiale Urgeräusch dieser Abende und Nächte. Aha. Die harmlose Interjektion war in ihrem plötzlich steinharten Mund zur stenografischen Kurzform eines ritualisierten inneren Monologs geworden, gegen dessen brunnentiefen Sarkasmus nichts ankam. Ich mit meinen nun einsetzenden und immer schlingernderen Rechtfertigungsmanövern schon überhaupt nicht. Es war eine Art bitter-amüsiertes Auflachen aus diesem ursprünglich einmal Verständnis signalisierenden Kommunikationsgeräusch geworden, ein schon durch keine Verworfenheit mehr zu überraschendes Sich-dennoch-Wundern oder Einmal-mehr-fassungslos-Sein darüber, wie dreist ich log. Wie unverschämt und zugleich ungeschickt und durchsichtig ich diese lächerliche Pseudoharmlosigkeit, dieses vollkommen unglaubwürdige Unverständnis fingierte, kurz: was für ein unbeschreiblicher Schweinehund ich war. Aha. Es ging in eine Art stilles Auflachen über. Kafka schreibt an einer besonders albtraumhaften Stelle, jemand wende sich von einem harmlos Fragenden ab, "wie jemand, der mit seinem Lachen allein sein will". B. in ihrem Sichabwenden wollte jetzt mit ihrem Ekel, mit ihrem fassungslosen Amüsement über meine Hinterhältigkeit allein sein, sich in sich zurückziehend, kopfschüttelnd, giftig vor sich hin lächelnd.

Rein schriftstellerisch ist dieses "Aha" kaum adäquat zu bearbeiten. Dagegen vielleicht durch eine filmisch nachvollziehbare Parallele. In Woody Allens Film "Deconstructing Harry" wird die Geschichte einer Dame erzählt, die von einer Bekannten etwas Furchtbares erfährt: Der Mann, mit dem sie seit vierzig Jahren verheiratet ist und dem sie mehrere Söhne schenkte, ihr Max hat, so wird ihr jetzt unwiderleglich bewiesen, vor ihrer gemeinsamen Zeit, in einem früheren Leben, seine erste Frau, seine Kinder und eine illegitime Geliebte mit der Axt erschlagen und anschließend aufgegessen. Jetzt, in der friedlichen Gegenwart, sitzen die beiden alten Leute am Abendbrottisch, der Mann schmaust mit gutem Appetit, und seine Frau bricht in der genau und lustig beobachteten Art launischer Ehefrauen (die Alltäglichkeit dieser Szene steht in sehr komischem Kontrast zu dem entsetzlichen Verbrechen, um das es in dieser Geschichte geht) einen Streit vom Zaun, um das Gespräch darauf lenken zu können, was sie inzwischen zuverlässig weiß. Ob er statt des Fischs, der heute auf dem Tisch steht, nicht eigentlich lieber Fleisch wolle? Der alte Mörder und Kannibale lässt sich die Sour Cream reichen und sagt mit großer Ruhe: "Honey, since when do I eat meat? With my arteries you have to watch your colesterol!", worauf sie mit fonografischer Präzision genau B.s "Aha" hören lässt, das das Leitsignal meiner Verworfenheit an jenen Abenden geworden war und mir auch an diesem jetzt wieder so unüberwindliche Schuldgefühle eingab, als hätte ich tatsächlich, in einem mir nicht begreiflichen Paralleluniversum und ohne mein Gegenwartswissen, vier Menschen mit der Axt erschlagen und stückweise aufgegessen.

In bitterer Belustigung von ihrem Kopfschütteln und Vor-sich-hin-Lächeln dann wieder aufsehend, fragte B. jetzt: "Dann war das wahrscheinlich auch reiner Zufall, dass die eine von denen blond war? Was?" Sie schaute mich mit einem Amüsement an, aus dem mir nichts mehr entgegensah als der Wahnsinn, der zwischen uns jederzeit ausbrechen konnte. "Ja", sagte ich, jetzt auch unfroh lachschnaufend: "Totaler Zufall." Sie stieß höhnisch lächelnd einen Stoß Luft durch ihre schöne Nase und sagte: "Akkurat" (was auf Polnisch so etwas wie "genau" oder "sicher" bedeutet, aber fast nur ironisch benutzt wird). In diesem Stadium der Eröffnung des nun unweigerlich folgenden, auf der Verzweiflungs-, Lächerlichkeits- und Gefährlichkeitsskala nach oben offenen gemeinsamen Zusammenbruchsereignisses konnte ich dann schon nichts mehr auf sich beruhen lassen. Ich musste sie davon überzeugen wollen, dass es tatsächlich Zufall oder zumindest völlig harmlos gewesen war, dass ich eine Weile dem doofen Gespräch zweier junger Frauen in einer Vorabendserie im Fernsehen zugehört hatte. Dass mir nichts ferner gelegen hatte, als mich "an ihnen aufzugeilen". Dass ich außerdem - ein Leitmotiv des Unsinns, der mein Alltag geworden war - nicht "auf blonde Frauen stünde" und - der Höhepunkt in B.s Überführungslitanei noch zwei Jahre später - außerdem nie "etwas von A. gewollt" habe.

"Akkurat. Deswegen hast du ja auch in deinem Tagebuch seitenlang darüber geschrieben, was sie in dir: auslöst!" (Vor Indignation fast spuckend; sie hatte im Winter 2006, über Wochen hinweg, ohne dass ich es geahnt hatte und hätte einschreiten können, meine Tagebücher studiert und kannte sie praktisch auswendig.)

"Baby. Das war damals für mich nicht so wichtig. Und es war, bevor ich dich kennengelernt habe. Es ist sowieso eine Schweinerei, dass du in meinen Tagebüchern rumgeschnüffelt hast. Das macht man doch einfach nicht."

"Ich wollte die Wahrheit über dich wissen. Jetzt weiß ich wenigstens, wie du wirklich bist."

"Ich habe dir schon oft erklärt, dass ich in mein Tagebuch unklare Gefühle hinschreibe, um mir über sie klar zu werden. Das ist ein emotionaler Schuttabladeplatz für mich. Da steht nicht die Wahrheit über meine Gefühle drin. Das ist absoluter Quatsch."

"Aha. Akkurat."

Und so weiter ad nauseam, nächtelang und auf sie folgende Tage lang. Ein verkaterter Morgen nach einer über meine Untreue durchdiskutierten Nacht (an dem schon wieder geraucht wurde) ging im Büro in die Nachmittagserschöpfung über und neigte sich einer unguten weiteren Nacht entgegen, bis zum angsterfüllten Frieden eines Zwischenhochs, während dessen Dauer ich auf den nächsten nichtigen Anlass für einen neuen vernichtenden Angriff wartete. Ich brauchte diese Frau immer noch wie niemanden sonst auf der Welt. Ich liebte sie immer noch so sehr, wie ich sie vermutlich schon im ersten Augenblick geliebt hatte. Vor allem begehrte ich sie umso verzweifelter, je mehr sie mich anklagte, ich "stünde auf andere Frauen". Aber ich begann sie auch zu hassen, je länger sich dies alles über Wochen, Monate und schließlich Jahre hinzog. Ich begann sie unwillkürlich zu hassen, allmählich, gegen meinen Willen und trotz der poetischen, schönen, erotischen, lustigen und vertrauten Tage und Tagesfolgen (Wochen waren es nie), die sich zwischen unseren Zusammenbrüchen ereigneten, zwischen den Katastrophen, die, je länger wir zusammen waren, immer häufiger wurden wie die Einschläge einer langsam, aber unaufhaltsam sich nähernden Front.

Denn die labyrinthisch-fraktale Deutung der endlos zwischen uns verhandelten Ereignisse, ihre Unendlichkeitsform, ist durchaus nicht immer und dauernd in Kraft gewesen. Während unserer schönen Tage habe ich oft genug die Sprache auf die fehldimensionierte und dämonisch verzerrte Deutung und Bedeutung zu bringen versucht, die alle möglichen Blicke, Abende, Bemerkungen bei jedem Cross-over auf die Nachtseite unserer Liebe unweigerlich wieder annahmen. "Baby, guck mal, wie wunderbar jetzt alles zwischen uns ist", könnte ich in solch entspannten Augenblicken noch zwei volle Jahre später vielleicht gesagt haben. "Und vorgestern haben wir über den Abend mit A. im Piekny Pies diskutiert, bis wir uns nach Mitternacht stundenlang anschrien, zwei Flaschen Wein und drei Schachteln Marlboro intus hatten, und dann hast du auf meiner Brille rumgetrampelt und mein Tagebuch vom Balkon geschmissen. Und jetzt sitzen wir hier verliebt auf dem Sofa und trinken Champagner. Baby, du musst doch merken, wie sehr ich dich liebe und wie absurd das alles ist." B.s Reaktion auf diese verbalen Klärungsversuche war mit gewissen Variationen stets dieselbe. Sie verhielt sich im Prinzip einerseits so, als sei die jüngst vergangene solche Auseinandersetzung jetzt endgültig die letzte gewesen ("Wir haben das, Baby, doch jetzt hinter uns"). Und sie schien die eklatartige, oft gewalttätige Form dieser Auseinandersetzungen entweder für normal zu halten oder vergessen zu haben ("Zeig mir ein Paar, das keinen, Baby, Streit hat") - während mir in der Erinnerung an eine solche Höllennacht oft noch Tage danach die Knie schwach wurden wie bei der Erinnerung an einen Autounfall. Sie könnte dann zum Beispiel ihren berühmten Augenaufschlag hinter den kastanienbraunen Flechten abgefeuert und, indem sie sich an mich kuschelte, etwas gesagt haben wie "Hör jetzt doch, Baby, auf".

Die Apostrophe sind im Polnischen, anders als in unserer gemeinsamen Paarsprache, ihrem brillanten und akzentfreien Deutsch (in dem man mit einer Anrede allenfalls einen Satz beginnt) auf sehr expressive Weise frei im Satz positionierbar. Was B. zu einem Feuerwerk von "Babys" auf den ungewöhnlichsten syntaktischen Positionen nutzte. "Du darfst, Baby, davon nicht immer wieder anfangen. Wir haben das doch jetzt, Baby, überwunden, nicht wahr?" Und so wird mein oft geplanter Versuch, die Schleifen, Loops, Lo-mos, Fraktale und Kommunikationszusammenbrüche, die sich seit Jahren regelmäßig zwischen uns begaben, in guter Stimmung "vernünftig durchzusprechen", einmal mehr daran gescheitert sein, dass ich angesichts dieses Lächelns dieses halb geöffneten Mundes sowieso keinen klaren Gedanken fassen konnte. Bis zum nächsten Flip-over ins dunkle Land. Ich mag dann zum Beispiel schon tags darauf ein Bild von Scarlett Johansson im Spiegel betrachtet oder gedankenverloren einer Kellnerin hinterhergesehen haben, indem ich an etwas ganz anderes und bestimmt an nichts Erotisches dachte. Während der dann erneut unvermeidliche Zusammenbruch sich entfaltete und seinen Lauf nahm, war mit B. wiederum tagelang nicht zu reden. Und wenn das vorbei war, schien sie vergessen zu haben oder redete sie auf eine seltsame und mir immer unheimlichere Weise herunter, dass sich etwas Derartiges je ereignet hatte.

Fast drei Jahre später, nach einem langen Telefongespräch, nahm ich mir an einem kalten und verzweifelt poetischen Märzabend (wir waren nach einer langen Folge von immer unerträglicheren Zusammenbrüchen in einem lichten Moment gemeinsamer Vernünftigkeit übereingekommen, dass sie eine Weile zu ihren Eltern fahren sollte) das letzte Mal vor, aufs Ganze zu gehen: Sie auch durch ihre Schübe zu tragen, sie zu ertragen, sie zu lieben und zu verehren, sogar wenn sie mich beschimpfte und beschuldigte. Ich dachte in einer schlaflosen Nacht ein paar Tage vor ihrer Ankunft so sehnsüchtig an sie wie nie zuvor, unendlich erleichtert darüber, dass ich sie mir doch nicht aus dem Kopf schlagen und aus dem Herzen würde reißen müssen. Am ersten Abend nach ihrer Rückkehr, wir hatten in einem schönen und teuren Lokal auf dem Hauptmarkt im Freien gegessen, ging eine sehr hübsche Frau am Arm ihres Freundes an unserem Tisch vorbei. Die plötzlich wieder ganz von eisiger Gespensterluft eingeschlossene B. sagte, aus heiterem Himmel in jenen Ton verfallend, als werde sie mir gleich ins Gesicht schlagen, sie verstehe mich einfach nicht. Wie könne ich eine Frau wie die schöne Passantin unattraktiv finden, nur weil sie nicht blond sei? Ich konnte es minutenlang nicht fassen. Denn es ging wieder los, ungebremst, unbelehrt, zwanghaft, immer wieder der alte Dreck, vorgebracht mit immer wieder neuer Kraft und Schonungslosigkeit, mit denselben Formeln, in denselben Entfaltungsphasen des Wahns. Ausgehend vom Eröffnungszug einer abrupt und absurd in den Raum gestellten Behauptung, stürzten wir uns in die Beteuerungsphase ("Baby, das stimmt doch alles gar nicht; ich fand diese Frau schon attraktiv; beziehungsweise bestimmt nicht deshalb unattraktiv, weil sie nicht blond war"; und so weiter, in die vollkommene Konfusion hinein, in der ich mich schon wieder um Kopf und Kragen redete). Dann leitete B. die Phase der Beweisaufnahme ein. Die Dokumente, Erinnerungen, Mikroskopierungen aus dem unerschöpflichen Archiv ihres Misstrauens erschienen wieder ("Aha, aha") und der Höllensturz (so bezeichnet es die Versuchsperson K. noch im Rückblick resigniert und beschämt) ging weiter hinab in die Verzweiflung, die Zigaretten, das Beschimpfen und das Trinken hinein, bis zum Zusammenbruch, zum Weinen, zum Todtraurig-ins-Bett-Gehen.

Eifersucht eines gewissen Extremitätsgrads, scheint mir, indem ich über Ereignisse, Zustände, Verstrickungen und Verzweiflungen wie die hier geschilderten in meiner wiedergewonnenen Freiheit und Einsamkeit nachdenke, löst die Lebensumstände zunächst eines (und dann sehr schnell zweier) Menschen aus dem Kontext, den wir konventionell als "die Welt" bezeichnen und der in dieser Gefühls- und Maßstabsverwirrung eigentümlich dynamisiert und gleichsam verflüssigt wird. Solche Eifersucht, man kann es nicht undramatischer sagen: löst die Welt auf - und zwar durch eine metastasenartige Zellteilungsexplosion des Zweifels, einer Funktion des Seelenlebens, die in ökologisch ausbalancierter Dosierung für erfolgreiche Orientierung in allen Zusammenhängen unabdingbar ist und übrigens die Grundlage aller modernen Philosophie seit René Descartes darstellt. Freud hat die Entstehung des Zweifels in der Geschichte der Seelen mit den Zumutungen und Kränkungen der Geschwisterrivalität erklärt.

Zweifel, schreibt Freud, ist eigentlich immer "ein Zweifel an der Liebe, die ja das subjektiv Sicherste sein sollte, der auf alles übrige diffundiert und sich vorzugsweise auf das indifferenteste Kleinste verschoben hat. Wer an seiner Liebe zweifelt, darf, muss doch auch an allem anderen, Geringeren zweifeln?" Zweifel ist die erste und elementarste Manifestation der Denkfähigkeit. Sein Anlass ist der Verlust von Elternliebe oder der Kummer, sie mit Geschwistern teilen zu müssen. "Unter der Anregung dieser Gefühle und Sorgen kommt das Kind nun zur Beschäftigung mit dem ersten, großartigen Problem des Lebens und stellt sich die Frage, woher die Kinder kommen, die wohl zuerst lautet, woher dieses einzelne störende Kind gekommen ist Die Frage selbst ist, wie alles Forschen, ein Produkt der Lebensnot, als ob dem Denken die Aufgabe gestellt würde, das Wiedereintreffen so gefürchteter Ereignisse zu verhüten."

annst du mir, Baby, nicht einfach mal ganz ehrlich sagen, wieso blonde Frauen auf dich eine derartige Anziehungskraft haben? Wenn es, Baby, nicht irgendwie rassistisch wäre, könnte ich mir fast vorstellen, dass das mit deinen germanischen Vorfahren zu tun hat

B., bitte. Fangen wir nicht wieder davon an, okay?

Was hast du, Baby, zu verbergen?

Nichts, wirklich. Überhaupt nichts. Es ist nur einfach gar nicht wahr, dass blonde Frauen auf mich eine besondere Anziehungskraft ausüben.

Warum stehst du dann auf A.?

Ich stehe nicht auf A. Bitte, bitte hör auf damit. Ich komme allmählich in eine totale Panik hinein, wenn du damit wieder anfängst. Wir haben schon so unendlich oft über A. gesprochen. Du weißt doch, wo das endet.

Warum weichst du, Baby, mir aus? Ich weiß, dass du auf A. stehst. Neulich hast du gesagt, du fändest sie attraktiv.

Erstens ist das nicht dasselbe wie "auf jemanden stehen", und zweitens hast du mich einen ganzen Abend so lange darüber verhört, dass ich völlig wirr war.

Warum verwirrt A. dich? Weil sie blond ist?

Baby, es geht schon wieder los. Baby, bitte. Ich stehe nur auf dich. Andere Frauen mögen attraktiv sein, aber ich liebe nur dich, und du bist für mich die schönste Frau, die ich kenne.

Du gibst also zu, dass du A. attraktiv findest. Allmählich kommt es mir sehr seltsam vor, wie oft du von ihr sprichst. Du bist regelrecht besessen von dieser Schlampe. Wenn du glaubst, dass ich heute Abend mit dir auf deinen Scheißempfang gehe, bist du verrückt. Geh ruhig alleine. Viel Spaß dabei, blonde Frauen anzuglotzen.

Baby, bitte

Und so weiter. Die seltsam fehlgeleitete Denktätigkeit B.s zeigte an den Nachmittagen, Morgen, Abenden ihres monomanischen Kreisens eine wirklich monströse Legierung aus Scharfsicht und Stupidität. Eine Art böse fundamentalontologische Genialität war über dieses an ihren guten Tagen harmlose, gutmütige, von philosophischen Interessen ganz unangekränkelte Mädchen gekommen, eine Durchtriebenheit, eine bedingungslos übelwollende Wucherung von Geist, die mir wie ein Seelenkrebs oder manchmal sogar wirklich als eine Art Besessenheit vorkam. Und zugleich hatte ich in diesen Endlosschleifen das unabweisbare Gefühl, dass ich jetzt in einem Film mitspielte, dessen Drehbuch ich nicht kannte und von dem ich mit Sicherheit nur wusste: dass nicht ich hier der wirkliche Held war. Mir war die Darstellung einer Figur zugemutet und aufgebürdet, die ich nicht kannte, die mir widerlich war und die vor allem - sehr kränkenderweise: nicht ich war. Es ist überraschend schwierig, sich ein klares Bild zu machen von der Figur, die man im Seelenleben eines anderen Menschen vorstellt. Wenn ich versuchen wollte, die Konturen des Schattens nachzuzeichnen, zu dem ich in unseren bösen Tagen und Nächten geworden war, käme eine Art promiske Vaterfigur heraus, ein untreuer Beschützer, den man nicht verlassen, aber auf dessen Liebe man doch nicht zählen kann, weil er auf Schritt und Tritt zur Zeugung von Rivalinnen ansetzt ("wenn ich meinen Vater nicht in Schach halte, wird ein Heer von Geschwistern ihn von mir trennen"). Wovon man ihn durch endlose Beweisführungen, Einschüchterungen, Verhöre, Grübeleien, Materialsammlungen, Zweifel und Verwicklungen abhalten muss ("als ob dem Denken die Aufgabe gestellt würde, das Wiedereintreffen so gefürchteter Ereignisse zu verhüten"). B.s verzweifeltes Grübeln, Verdächtigen, Argumentieren war - so lege ich mir das Unbegreifliche, nachdem ich mich davon losgerissen habe, jetzt manchmal zurecht - der Versuch, eine ihr irgendwie bevorstehende innere Katastrophe durch einen metastasenartig wuchernden Denkakt einzuholen, darzustellen und eine Weile lang aufzuhalten. Der Geist, den B. am Rand des Abgrunds zeigte, war ein verzweifeltes Manöver, in jenes Bodenlose nicht abzustürzen.

Welche Bücher einem zu welchem Zeitpunkt in die Hände fallen, scheint mir nicht zuletzt parapsychologisch bedingt. Jeder, der regelmäßig in Buchhandlungen stöbert, Zeitungen liest, mit anderen Lesern redet, kennt das zugleich erheiternde und unheimliche Phänomen, dass eine Mischung aus Zufall, Begegnungen mit Menschen, zu ominösen Zeitpunkten veröffentlichten Rezensionen und jenem schwer bestimmbaren X-Faktor einem in konkreten Lebenssituationen Bücher zuspielt, die - manchmal Jahrhunderte zuvor -wie eigens für diesen Moment im eigenen Leben geschrieben worden zu sein scheinen. In dieser Weise habe ich neulich begonnen, mich in Ludwig Wittgensteins Aufzeichnungen "Über Gewissheit" festzulesen, die er vor seinem Tod zu Beginn der Fünfzigerjahre in verschiedene Hefte eingetragen hat, bevor sie posthum herausgegeben wurden und jetzt als "Bibliothek Suhrkamp"-Bändchen in den Bibliotheken und Buchhandlungen stehen, als seien sie eine wohldurchdachte philosophische Monografie.

Dabei hat mich schon beim ersten Blick in diese durchnummerierten Gedankensplitter fasziniert, dass sie die Partitur einer über Wochen und Monate fortgesetzten Denkperformance sind - und dass sie den Erwägungen B.s über meine Untreue vollkommen gleichsehen - wenn man den, freilich entscheidenden, Umstand weglässt, dass Wittgenstein die kritische (und wie sich bald zeigt: vernichtende) logische Untersuchung des Unbezweifelbaren, anders als B., nie völlig abgleiten lässt in das Bodenlose des Grübelns und dann schon bald des wirklichen Wahnsinns. Sondern dass er die Höllenhunde des Zweifels nie ganz von der Leine des Verstands und des Wachbewusstseins losbindet - wenn er ihnen auch, so viel muss gesagt sein, sehr viel Spielraum gibt und sie fast skandalös weit ins Unterholz des Irrsinns (das mir inzwischen ebenfalls bekannt ist) vordringen und sich zeitweilig darin verlieren lässt. Das Ergebnis dieser philosophischen Untersuchung (sagt K.), das mir an einem noch oder schon wieder ziemlich verzweifelten Abend der Trennungszeit in einem spätnachmittäglich halbdunklen Café der Münchner Amalienstraße klar geworden ist, indem ich Wittgensteins "Über Gewissheit" sinken ließ und in das sich sammelnde schwarzblaue Dunkel des Dezemberspätnachmittags hinaussah, besteht im Grunde darin, dass tatsächlich keine Gewissheit darüber zu erlangen ist, ob nicht in Wirklichkeit kleine grüne Männchen die Welt regieren, ob meine Füße, wenn sie unter dem Tisch stehen, nicht in Wirklichkeit schon verschwunden sind, ob ich B. nicht in Gedanken laufend betrüge, dass dies meine Hand ist. Es gibt kein logisches Argument gegen den Zweifel.

Auf dem Grund allen sinnvollen Denkens liegt keine logische Ableitung, Überlegung, Beweisführung, sondern paradoxerweise vielmehr eine Handlung. Ein Akt des Weltvertrauens. Ein Sprung über den Abgrund des Zweifelns auf das rettende Ufer des Glaubens. "Warum überzeuge ich mich nicht davon, dass ich noch zwei Füße habe, wenn ich mich von dem Sessel erheben will? Es gibt kein Warum. Ich tue es einfach. So handle ich", las ich (so K.) und dachte, während im Café die Lichter angingen, an B., die, wenn es um meine Liebe und Treue ging, geistig eben einfach anders gehandelt hat. "Die Schwierigkeit ist, die Grundlosigkeit unseres Glaubens einzusehen", erklärte mir Wittgenstein und dann, schon völlig wie für mich und B. hingeschrieben, in mich nun wirklich erschütternder Tragik: "Du musst bedenken, dass das Sprachspiel sozusagen etwas Unvorhersehbares ist. Ich meine: Es ist nicht begründet. Nicht vernünftig (oder unvernünftig). Es steht da - wie unser Leben." Wie das Leben, dachte ich, das ich jetzt verlassen musste, weil es mich zu einer Person verändert hätte, die ich nicht mehr wiedererkennen würde oder kennenlernen wollte.

ch habe in meinem eigenen Leben und Seelenleben nur ein einziges schwaches Analogon zu dem weltauflösenden Zweifel B.s an mir: Es ist der eigentlich nur durch einen Akt des Lebens und des nicht begründbaren Vergessens zu beseitigende Zweifel daran, dass ich zu Hause wirklich alles ausgemacht habe, bevor ich wegging, und ob dort nicht doch längst alles in Flammen steht, während ich hier in Lanzarote vergeblich versuche, meinen Urlaub zu genießen. Es ist nicht unendlich sicher, sooft ich auch zurückgegangen sein mag, um nachzusehen, ob die Knöpfe am Herd auch wirklich alle senkrecht stehen. "Ich werde eine Multiplikation zur Sicherheit vielleicht zweimal rechnen, sie vielleicht von einem anderen nachrechnen lassen. Aber werde ich sie zwanzigmal nachrechnen oder sie von zwanzig Leuten nachrechnen lassen? Und ist das eine gewisse Fahrlässigkeit? Wäre die Sicherheit bei zwanzigfacher Nachprüfung wirklich größer?" Es gibt keine logische Waffe gegen den Zweifel, ob ich nicht in genau dem Moment, als ich mir sagte: "Ja, sie stehen alle senkrecht", nicht momentan umnachtet war oder einer Bewusstseinsstörung unterlag. Und ich erinnere mich daran, dass ich in meiner Zeit als junger Ehemann, als diese Unsicherheiten ein Jahr lang besonders quälend waren, mit meinem Psychoanalytiker herausfand, dass dieser Zweifel am Ausmachen des Herds nichts ist als der verschobene Kinderzweifel, ob meine Mutter mich nicht im nächsten Moment verstoßen und fallen lassen würde, was (so K. in der ihm eigenen Resignation) so absurd klingt wie alle psychoanalytischen Untersuchungsergebnisse, die man nicht am eigenen Leib erarbeitet hat.

Nicht nur die Mathematik der Fraktale operiert demnach an der Grenze zum Unendlichen, sondern auch die moderne Logik. Und vollends die Physik der Neuzeit entsteht aus der epochalen Verwirrung darüber, dass die von Newton entdeckten Gesetze im atomaren und subatomaren Bereich, der zu Beginn des Jahrhunderts in den Bereich der Beobachtbarkeit eintrat, zu absurden Ergebnissen führen. Max Planck hat damals entdeckt, dass Energie von Körpern nur in bestimmten Quanten abgegeben und aufgenommen wird (wäre es anders, wäre die abgegebene Energie mikroskopischer Wellenlängen unendlich; es träte eine "Ultraviolettkatastrophe" ein). In der Quantenmechanik meines Unglücks mit B. ist diese Katastrophe nie eingetreten. Wir blieben bis zum Schluss immer weiter zusammen. Aber ich musste in vielen gestörten Tagen und Nächten lernen, dass die Frau, die ich liebte, nicht anders konnte, als ein für meine Verdammung ausreichendes Quantum an Untreue aus den Begebenheiten unserer gemeinsamen Welt herauszuschneiden und in sich aufzunehmen. Die Begebenheiten der Welt verändern sich durch Beobachtung. Sie nehmen kranke Unendlichkeit an, wenn man lange genug hinsieht.

Die Küste von England ist in Wirklichkeit unendlich lang. Nur unser spezifisches Quantum an Genau-sein-Können und Genau-wissen-Wollen verhindert die Ultraviolettkatastrophe eines nicht mehr zu beendenden Grübelns über ihre Länge.

Und auch das Quantum an Betrogensein, das B. brauchte, um in der ihr von Kindheit an bestimmten Hölle zu bleiben, war unabhängig davon, was ich in der Welt (es gab "die Welt" für uns beide nicht mehr) tat, unterließ und was in unser beider Leben mit anderen Menschen der Fall war.

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