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Erstürmung der Gaza-HilfsflotteIsrael erwägt Entschuldigung

Laut Medien überlegt Israels Regierung, sich bei der Türkei für den tödlichen Armee-Einsatz gegen die Gaza-Flotte vor einem Jahr zu entschuldigen. Ein juristisches Nachspiel soll so verhindert werden.

Vor der Erstürmung: Das türkische Schiff "Mavi Marmara" beim Auslaufen aus dem Hafen Sarayburnu in Istanbul am 22. Mai 2010. Bild: rtr

JERUSALEM afp | Israelische Regierungsvertreter erwägen laut einem Zeitungsbericht eine Entschuldigung bei der Türkei für den Tod von neun Türken bei einem israelischen Armee-Einsatz gegen eine Gaza-Hilfsflotte vor mehr als einem Jahr.

Bei Gesprächen zwischen Vertretern des Verteidigungs- und des Justizministeriums in den vergangenen Wochen hätten Ministeriumsvertreter vorgeschlagen, dass Israel sich für die Todesfälle am 31. Mai 2010 behutsam entschuldige, berichtete die Zeitung Haaretz am Sonntag. Damit sollten der israelischen Armee mögliche juristische Schritte türkischer Organisationen gegen ihre Offiziere erspart werden. Das Verteidigungsministerium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Vor mehr als einem Jahr hatte ein israelisches Kommando das türkische Schiff "Mavi Marmara" gestürmt, das mit den anderen Schiffen einer internationalen Hilfsflotte Israels Blockade des Gazastreifens durchbrechen wollte. Bei der Aktion wurden neun Menschen getötet. Der Vorfall führte zu einer deutlichen Verschlechterung der Beziehungen zwischen der Türkei und Israel. Die Regierung in Ankara bestellte den israelischen Botschafter ein und erklärte, die beiderseitigen Beziehungen würden "nie mehr die selben" sein.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte kürzlich, für eine Annäherung müsse Israel die Blockade des Gazastreifens beenden, sich für die Erstürmung der "Mavi Marmara" entschuldigen und den Angehörigen der neun türkischen Todesopfer Entschädigungen zahlen.

Gespräche zwischen türkischen Vertretern und einer israelischen Delegation, die in jüngster Zeit in New York stattfanden, wurden laut einer israelischen Quelle abgebrochen, ohne ein neues Treffen zu vereinbaren. Nach Angaben eines israelischen Regierungsvertreters verschob UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor kurzem die Veröffentlichung eines Berichts zu dem israelischen Militäreinsatz, um beiden Seiten mehr Zeit für eine Annäherung zu geben.

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14 Kommentare

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  • DG
    Dirk Gober

    Vielleicht sollte dieser Herr Erdogan die Füße still halten und sich nicht durch die Weltgeschichte pöbeln, denn schließlich halten die Türken selbst Land besetzt, das sie vor historisch gar nicht so langer Zeit überfallen und mit Mord und Gewalt übersät haben. Sie haben die einheimische Bevölkerung ausgerottet und vertrieben - ich meine Byzanz.

    Bevor Erdogan sich ereifert, sollte er daran denken, daß seine Forderungen auf sein Volk und ihn zurückfallen könnten.

  • N
    Neo

    @philoisraelische-Apologeten

     

    Israel wird sich bei der Türkei entschuldigen, samt Entschädigungszahlungen. So sicher wie das Amen in der Kirche.

     

    Und noch etwas: Die Türkei bzw. die Türken wissen nur zu gut, dass die "Kurden-Frage" von vielen "europäischen Freunden" und der einzigen Demokratie im Nahen Osten (LOL) für politische Zwecke instrumentalisiert bzw. missbraucht wird. Das haben endlich auch die meisten Kurden (18 % Minderheit) begriffen und haben bei der letzten Wahl zu 75 % die AKP und Erdogan gewählt und nur insgesamt 25 % die PKK-Partei BDP (türkeiweit nur auf etwas mehr als 5 %).

  • M
    maoam

    @Blubb

     

     

    wer so ungebildet ist, und sich durch Alles und Jeden provozieren lässt....ist vielleicht.......doch nicht so clever und "modern", wie man unbedingt sein will.

  • DG
    Dirk Gober

    Vielleicht sollte dieser Herr Erdogan die Füße still halten und sich nicht durch die Weltgeschichte pöbeln, denn schließlich halten die Türken selbst Land besetzt, das sie vor historisch gar nicht so langer Zeit überfallen und mit Mord und Gewalt übersät haben. Sie haben die einheimische Bevölkerung ausgerottet und vertrieben - ich meine Byzanz.

    Bevor Erdogan sich ereifert, sollte er daran denken, daß seine Forderungen auf sein Volk und ihn zurückfallen könnten.

  • N
    Neo

    @philoisraelische-Apologeten

     

    Israel wird sich bei der Türkei entschuldigen, samt Entschädigungszahlungen. So sicher wie das Amen in der Kirche.

     

    Und noch etwas: Die Türkei bzw. die Türken wissen nur zu gut, dass die "Kurden-Frage" von vielen "europäischen Freunden" und der einzigen Demokratie im Nahen Osten (LOL) für politische Zwecke instrumentalisiert bzw. missbraucht wird. Das haben endlich auch die meisten Kurden (18 % Minderheit) begriffen und haben bei der letzten Wahl zu 75 % die AKP und Erdogan gewählt und nur insgesamt 25 % die PKK-Partei BDP (türkeiweit nur auf etwas mehr als 5 %).

  • M
    maoam

    @Blubb

     

     

    wer so ungebildet ist, und sich durch Alles und Jeden provozieren lässt....ist vielleicht.......doch nicht so clever und "modern", wie man unbedingt sein will.

  • E
    end.the.occupation

    >> obwohl doch mittlerweile klar ist, dass es vorallem um politische Provokation ging, die Seeblockade zu durchbrechen.

     

    Bingo. Es ging darum zu demonstrieren, dass ein Staat, der 1.5 Millionen Menschen deportiert und eingesperrt hält, weder westlich noch demokratisch ist.

     

    P.S.: Offensichtlich hat die Botschaft das PR-Budget aufgestockt. Wenn man hier die vielen Auftragsarbeiter so sieht :) ...

    Was zahlen die Jungs denn so?

  • M
    mehrdad

    mal sehen, was das intrnationale seerecht dazu sagt, wenn man die nazi-propaganda der judenhasser beiseite lässt:

     

    According to the San Remo Manual on International Law Applicable to Armed Conflicts at Sea, 12 June 1994,[10] a blockade is a legal method of warfare at sea, but is governed by rules. The blockading nation must publish a list of contraband. The manual describes what can never be contraband. Outside this list, the blockading nation is free to select anything as contraband. The blockading nation typically establish a blockaded area of water, but any ship can be inspected as soon as it is established that it is attempting to break the blockade. This inspection can occur inside the blockaded area or in international waters, but never inside the territorial waters of a neutral nation. A neutral ship must obey a request to stop for inspection from the blockading nation. If the situation so demands, the blockading nation can request that the ship divert to a known place or harbour for inspection. If the ship does not stop, then the ship is subject to capture. If people aboard the ship are resisting capture, they can be attacked. It is still not allowed to sink the ship, unless provision is made for rescueing the crew. Leaving the crew in liferafts / lifeboats does not constitute rescue. If a neutral ship is captured, any member of the crew, resisting capture can be treated as prisoners-of-war, while the remainder of the crew should be released.

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Blockade

  • Z
    zombie1969

    Israel sollte sich auf keinen Fall entschuldigen. Und Zahlungen an Terroristenunterstützer bzw. deren Familien würde nur Nachahmer auf den Plan rufen. Die Terroristenunterstützer haben sich die gesamten Opfer die es gab vollumfänglich selbst zuzuschreiben.

  • H
    Hagen

    @von Friedensflotille? Ein Witz:

    Bravo, genau der richtige Kommentar. Habe dem nichts hinzu zu fügen.Wundere mich allerdings, dass die "taz"-Roten ihn nicht unterdrückt haben

  • I
    Ilmtalkelly

    Ich bin mir sicher, die israelische Entschuldigung bedeutet mehr, als nur die Verhinderung einer Prozesslawine.

    Warum wird dem Land nicht einfach mal ein kleines Stück Reue

    und Friedensabsicht zugetraut.

    Frieden ohne Vertrauen ist nicht möglich. Alle die sich ausschließlich und auf welche Seite des Konfliktes auch immer stellen, Schaden dem Frieden im nahen Osten. Die Missetäter und die Opfer sind unter den Israelis sowie unter den Muslimen.

  • MZ
    M. Zinke

    Erdogan macht den Eindruck, dass er sich immer wieder ein neues Haar in der Suppe suchen wird, um gegen Israel zu hetzen um die bilateralen Beziehungen zu verschlechtern.

     

    Wenn er sich selbst die gleichen Standards setzen würde hinsichtlich z.B. Kurden, Aleviten, Armeniern, wie die, die er von Israel verlangt wäre er glaubhafter. So jedoch stinkt es gewaltig nach strategisch/politisch/religiös gewolltem Hass auf Juden schüren...

     

    Kaum auszudenken was passieren würde, wenn Israel die Kurden in der Türkei in ihrem Freiheits- und Unabhängigkeitsstreben so unterstützen würde, wie Erdogan die Palästinenser in Israel...

  • FE
    Friedensflotille? Ein Witz.

    Das Mini-Land Israel sieht sich einer riesigen Koalition aus Moslems, westlichen antisemitischen Linksextremisten, und ein paar Appeasement-Friedensträumern gegenüberstehen. Da diese im immer undemokratischeren Europa die Politik und die Medieninhalte bestimmen, ist eine Entschuldigung taktisch eventuell richtig. Die tanzenden Islamisten die ganz friedlich "wir töten die Juden sangen" während die Linken dabei zusahen, die brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wenn sie mit Eisenstangen und Messern auf Leute losgehen, dann ist das friedlich und Abwehr eine Beleidigung. Kennt man immer mehr auch aus unserem Alltag. Die politisch korrekte Mainstream-Berichterstattung dazu auch. Dabei ist es an sich schon ein Witz wenn solche "Friedensflotten" aus dem Land auslaufen, welches nicht einmal den Genozid an den Armeniern anerkennt und dazu heute mit den Kurden das größte Volk der Welt unterdrückt welches kein Land hat. Von der Besetzung eines Teils Zyperns und den dort hingekarrten 300 000 türkischen Siedlern aus Anatolien will ich gar nicht reden. Das passt ja nicht ins politisch gewollte Bild. Es würde das große erfolgreiche Multikulturelle Projekt bei uns und die immerwährende Freundschaft mit dem Brudervölkern aus dem Orient stören, welche unsere Innenstädte kulturell bereichern, Schulen für unsere Kinder zum Paradies machen und unser Land wirtschaftlich geradezu nach vorne schleudern. Die hassen alle Juden. Wobei das kein Antisemitismus ist sondern deren friedliche Religion. Das gilt es zu akzeptieren wenn man kein Nazi, Rassist, oder Islamophober sein will. Das ist man sonst ganz schnell und die Medienlanze der politisch richtigen Aufpasser beendet ganz schnell jede Karriere und zerstört jede Existenz. Alternativ kann man es ignorieren und von den Methoden der Israelis lernen.

  • B
    Blubb

    "Vor mehr als einem Jahr hatte ein israelisches Kommando das türkische Schiff "Mavi Marmara" gestürmt, das mit den anderen Schiffen einer internationalen Hilfsflotte Israels Blockade des Gazastreifens durchbrechen wollte. "

     

    Wird also immer noch von einer "internationalen Hilfsflotte" gesprochen, obwohl doch mittlerweile klar ist, dass es vorallem um politische Provokation ging, die Seeblockade zu durchbrechen.