Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte: Israel erwägt Entschuldigung
Laut Medien überlegt Israels Regierung, sich bei der Türkei für den tödlichen Armee-Einsatz gegen die Gaza-Flotte vor einem Jahr zu entschuldigen. Ein juristisches Nachspiel soll so verhindert werden.
JERUSALEM afp | Israelische Regierungsvertreter erwägen laut einem Zeitungsbericht eine Entschuldigung bei der Türkei für den Tod von neun Türken bei einem israelischen Armee-Einsatz gegen eine Gaza-Hilfsflotte vor mehr als einem Jahr.
Bei Gesprächen zwischen Vertretern des Verteidigungs- und des Justizministeriums in den vergangenen Wochen hätten Ministeriumsvertreter vorgeschlagen, dass Israel sich für die Todesfälle am 31. Mai 2010 behutsam entschuldige, berichtete die Zeitung Haaretz am Sonntag. Damit sollten der israelischen Armee mögliche juristische Schritte türkischer Organisationen gegen ihre Offiziere erspart werden. Das Verteidigungsministerium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Vor mehr als einem Jahr hatte ein israelisches Kommando das türkische Schiff "Mavi Marmara" gestürmt, das mit den anderen Schiffen einer internationalen Hilfsflotte Israels Blockade des Gazastreifens durchbrechen wollte. Bei der Aktion wurden neun Menschen getötet. Der Vorfall führte zu einer deutlichen Verschlechterung der Beziehungen zwischen der Türkei und Israel. Die Regierung in Ankara bestellte den israelischen Botschafter ein und erklärte, die beiderseitigen Beziehungen würden "nie mehr die selben" sein.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte kürzlich, für eine Annäherung müsse Israel die Blockade des Gazastreifens beenden, sich für die Erstürmung der "Mavi Marmara" entschuldigen und den Angehörigen der neun türkischen Todesopfer Entschädigungen zahlen.
Gespräche zwischen türkischen Vertretern und einer israelischen Delegation, die in jüngster Zeit in New York stattfanden, wurden laut einer israelischen Quelle abgebrochen, ohne ein neues Treffen zu vereinbaren. Nach Angaben eines israelischen Regierungsvertreters verschob UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vor kurzem die Veröffentlichung eines Berichts zu dem israelischen Militäreinsatz, um beiden Seiten mehr Zeit für eine Annäherung zu geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann