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Erster Auftritt nach OPLafontaine ist zurück

Noch hat sich Oskar Lafontaine nicht zu seiner künftigen Rolle in der Linkspartei geäußert, aber er ist zurück. In Saarbrücken begeisterte er seine Anhänger.

Back in Business: Oskar Lafontaine. Bild: dapd

SAARBRÜCKEN apn | Oskar Lafontaine ist zurück. Und der Linkspartei-Vorsitzende hat auch schon wieder Ratschläge für seine Partei: Bei seinem ersten politischen Auftritt nach seiner Krebsoperation am Dienstagabend in Saarbrücken erklärte er, die Partei dürfe sich nicht von den Medien eine Debatte über die Bereitschaft zur Regierungsbeteiligung "aufschwätzen" lassen. Unterdessen gab der scheidende Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch bekannt, für kein anderes Amt in der Partei kandidieren zu wollen.

Lafontaine rief dazu auf, sich auf die Wahl in Nordrhein-Westfalen zu konzentrieren. Zu seiner eigenen politischen Zukunft äußerte er sich nicht. In seiner streckenweise kämpferischen 50-minütigen Rede merkte er lediglich an: "Niemand ist unersetzlich. Unersetzlich ist eine Politik und Strategie, die von den Wählern akzeptiert wird."

Vermutet wird, dass sich der 66-Jährige erst im Februar zu seiner künftigen Rolle äußern wird. Lafontaine hatte schon vor seiner Operation angekündigt, er werde Entscheidungen über seine politische Zukunft vom Genesungsprozess und den ärztlichen Prognosen abhängig machen.

Auf dem Neujahrsempfang, zu dem die Bundesfraktion der Linken eingeladen hatte, bezeichnete es Lafontaine als großen Erfolg der Linken, dass sie Bewegung in die deutsche Politik gebracht habe. Vor rund 800 Zuhörern nannte Lafontaine dabei die Themen Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, die Hartz IV-Gesetze, die Diskussion über einen gesetzlichen Mindestlohn und die Rente mit 67. Nun komme es entscheidend darauf an, den Bankensektor staatlich zu kontrollieren und zu regulieren.

Die privaten Medienunternehmen bezichtigte er, linke Parteien durch die Enteilung in Realpolitiker auf der einen und Fundamentalisten oder Chaoten auf der anderen Seite zu bekämpfen. Wenn sich die Linke auf diesen "Kampagnenjournalismus" einlasse, werde es ihr wie der SPD ergehen, warnte Lafontaine.

Bartsch will sich unterdessen nach seinem angekündigten Rückzug für keinen anderen Posten in seiner Partei bewerben. "In Rostock kandidiere ich nicht als Bundesgeschäftsführer, und ich werde auch für kein anderes Amt kandidieren", sagte er am Dienstag dem Sender Phoenix. In Rostock findet im Mai der Bundesparteitag der Linken statt.

Derweil erklärte der Fraktionschef der Linken in Thüringen, Bodo Ramelow, sein Rückzug aus der Führungsspitze der Bundespartei stehe nicht im Zusammenhang mit dem jüngsten Richtungsstreit in der Partei. Im ARD-Morgenmagazin sagte er: "Ich gehe nicht nach Berlin. Ich bin in dieser Phase gut aufgestellt und unterstütze meinen Landesverband, und deswegen hat es auch keinerlei Beziehung zu dem, was wir an Schwäche letzte Woche gezeigt haben." Ramelow hatte bereits vor anderthalb Jahren angekündigt, nicht mehr für die Führungsspitze der Bundespartei kandidieren zu wollen.

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13 Kommentare

 / 
  • JK
    Juergen K

    Könige,

    Königinnen,

    Marschalle und Marktschreier und eine schier

     

    unendliche Zahl an

    HOFSCHRANZEN

     

    bevölkert die Parlamente.

     

    In der Tat fehlen die Vertreter der Wähler, des Volkes.

     

    Diener !

    Das, worauf sie sich vereidigt haben.

     

    Verkommen ist das zum Krönungsritual.

    Nur noch sich selbst verantwortlich.

     

    Es zählt, in billiger gewordenen Luxushotels

    Einladungen als Tag der "Feier Dich selbst" anzunehmen.

     

    Das Hurengeld darf unter den Gleichen verteilt werden, damit in den Dorfparteizentralen wenigstens die Ehrenamtlichen nicht die Ergüsse der Politik in Form von Hartz4 erdulden müssen.

     

    Und ein Bravo oder Kamelle über Jahre hinaus jubeln.

     

    Das, was wir sehen war wohl mit Demokratie nicht gemeint.

     

    Ich liebe die Kommentare von Bartsch.

    UND ich liebe auch Lafontaines Haltung, nicht mit jedem Dreck konform zu gehen.

     

    Und bei Gott, für mich löst sich die Soziale Lage in diesem Land nicht mit ein paar Wochen ALG I.

     

    Da muss mehr her.

  • T
    Tim

    @ Bernd Goldammer:

     

    bei Youtube kann mans anscheuen.

  • L
    Linda

    @ Bernd

     

    in der Jungen Welt finden Sie die Rede:

     

    http://www.jungewelt.de/2010/01-20/021.php

     

     

    Dieses Jahr wird es um alles gehen, die Marktradikalen müssen gestoppt werden, bevor sie noch mehr Schaden anrichten. Die INSM fährt schon wieder Kampagnen gegen Hartz-IV-Empfänger als Sündenböcke und wollen noch mehr Leute in die Armut trotz Arbeit treiben. Dieses Mal werden sie jedoch kaum noch Erfolg haben, es denn, mit Gewalt.

  • C
    christiane

    Die vollständige Rede von Oskar Lafontaine kann man -nicht polemisch gekürzt oder falsch zitiert - auf

    www.linksfraktion.de nachlesen.

    Es soll ja Leute geben, die sich noch immer gern eine eigene Meinung bilden.

  • M
    Mike
  • DN
    Dr. No

    @Bernd Goldammer:

     

    Der Redetext steht auf der Seite www.linksfraktion.de - ebenso wie Links zu Videos der Bundestagsreden der meisten linken Bundestagsabgeordneten. Da die gleichgeschaltete Presse über die Linke nicht fair berichten kann oder will, ist das der einzige authentische Quelle, wo man mal nachlesen oder hören kann, was tatsächlich gesprochen wurde.

  • N
    Nordwind

    Lausige Zusammenfassung der Lafontainerede.

    Der Mann hat sehr viel mehr Interessantes gesagt. So z.B. zur Notwendigkeit und zum Selbstverständnis einer demokratischen Erneuerungsbewegung.

     

    Nun, da die Grünen mit einem derartigen Begriff nichts mehr anzufangen wissen, muss die taz darüber auch nicht berichten.

     

    Seine Kritik an den Medien bringt die herrschenden Zustände im Meinungsbeeinflussungsaparat auf den Punkt.

     

    Die gleichen Strategien mit denen shon SPD und Grüne durch Spaltung zwischen Realos und Fundis erfolgreich dressiert wurden werden jetzt auf die Linke angesetzt.

     

    Ziel ist die Schwächung der Partei und der Wunsch auch diese Partei einst mit dem Bauch nach oben im seichten Mainstream treiben zu sehen. Bei SPD und Grünen ist dies nachhaltig gelungen. Hoffen wir, dass sich die Linke als resistent erweist.

     

    Die Rede kann hier nachgelesen werden: http://www.linksfraktion.de/rede.php?artikel=1305285801

  • R
    Relais

    Chris, was soll das Genöle über Bartsch und damit über die angeblich neoliberale Linke in der Regierungsverantwortung im Osten? Schau dir mal die Bilanz und die Äußerungen von Herrn Lafontaine an. Vielleicht sollte sich die ideologisch saubere Westlinke mal mit dem Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit auseinandersetzen. Viel Spaß!

  • D
    DasPferd

    Juhu, da sind sie wieder, die Schreihälse, die alles außer den Linken als neoliberal betiteln, ohne aber zu benennen, warum. Man hat immer mehr das Gefühl, dass die Linke glaubt, Rot-grün wäre an der Regierung. Jungs, ihr seid Opposition gegen schwarz-gelb, nur so zur Info.

    Ihr wollt doch selber auch an eurem Programm gemessen werden und nicht nach eurer Vergangenheit, oder täusche ich mich? Dann macht es den anderen Parteien doch mal gleich und beurteilt sie auch danach.

    Für uns alle hoffe ich, dass Oskar uns noch eine Weile erhalten bleibt. Auch wenn ich nicht alles gut finde, was er macht und sagt, so doch vieles.

  • GC
    Great Chain of being

    Lafontaine = Goldjunge

  • A
    Amos

    Die Linke, die einzige Partei, die noch das Volk vertritt muss weitermachen wie bisher. Denn die restlichen Parteien verkommen zusehends. Deutschland ist

    bereits eine Plutokratie, wo das Kapital die Politik

    bestimmt. So kann und darf es nicht weitergehen. Als

    nächstes droht eine Änderung der Verfassung zum Nachteil der Demokratie. Die bringen alles-, die schrecken vor nichts mehr zurück. Nur der Wähler kann sie noch aufhalten. Noch! Denn die Diktatur des Kapitals steht vor der Tür. Oskar muss so bald als

    möglich wieder in seine Partei zurück. Gemeinsam mit

    Gysi kann aus der Linken mehr werden.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Kann man die Lafo- Rede irgendwo nachlesen? Ich mach mir gern mein eigenes Bild.

  • C
    chris

    Oskar Lafontaine hat wieder einmal sein Format unter Beweis gestellt. Er ist der klügste Kopf in dieser sonst so trostlosen politischen Landschaft und hat mit seinen Warnungen und Prognosen bisher immer Recht behalten. Es gäbe die Finanzkrise in diesem Ausmaß nicht, wenn man rechtzeitig auf ihn gehört hätte und ebenso nicht die ganzen politischen Verwerfungen, die die "Realos" von Rot-Grün zu verantworten haben bis hin zum Einsatz von völkerrechtswidrigen Kriegen!

    Lafontaine warnt zu Recht vor den gezielten Medienkampagnen, die versuchen, sogenannte Realos wie Bartsch hochzujubeln und zu unterstützen, auf das die Linke dann im Endeffekt so opportunistisch und neoliberal wie die Grünen wird und bereit ist, jede Schweinerei mitzutragen.

    Ich verweise hier auch auf die NACHDENKSEITEN ("Die neoliberale Strategie..)

    Im übrigen hoffe ich sehr, dass der Untersuchungsausschuß gegen den FDP-Politker und Unternehmer Ostermann im Saarland stattfinden wird, damit nicht nur die Käuflichkeit der FDP, sondern auch die der Grünen aufgedeckt wird.