Erotik-Magazin für Frauen: Bitte nur im Schlafzimmer
Schöne, anspruchsvolle Sexhefte für Frauen gibt es kaum. Jetzt erscheint „Separée“ – ein ganz netter Versuch, aber viel zu brav.
„Erotik wird immer noch in die Schmuddelecke gesteckt“, sagt Ute Gliwa, und um aus dieser herauszukommen, hat sie zusammen mit der Freundin Janina Glatzky Separée gegründet, ein Magazin über weibliche Lust. Das erste Heft erscheint mit einer Auflage von 20.000 Stück und ohne Investor. Das ist gewagt in einer so kleinen Nische.
Seit dem Scheitern von Playgirl, dem Äquivalent zum immer noch auflagenstarken Playboy, sowie Alley Cat gibt es kaum erotische Zeitschriften für Frauen. Mit Schönheit und Dessous im Fokus startete Alley Cat in den Nullerjahren als Diplomarbeit einer Modejournalistin. Später schnappte sich Burda das Heft. Aber Alley Cat scheiterte an zahlungswilligen Anzeigenkunden und einem Hochglanz-Frauenklischee, das eher männliche Sexfantasien befriedigte.
Das Kölner Jungsheft ist da schon progressiver und zeigt auch mal nackte, tätowierte Männer mit einem erigierten Penis. Deswegen gilt das Jungsheft als Pornografie und kann nur im Internet bestellt werden. Allein der Inhalt krankt etwas: Vielen Artikeln haftet ein Schülerzeitungsstil an.
Diese Fallhöhe wollen die Macherinnen von Separée vermeiden. Die Aktstrecken sind subtil und decken sich mit der Ästhetik der gerade im Internet boomenden Porn-for-Ladies-Tumblr: Statt aufgeblasener Pornostars werden durchschnittliche Frauen gezeigt, sinnlich fotografiert.
Stark, emanzipiert und erfolgreich wünschen sich die Macherinnen ihre Leserinnen. Das zeigen sie auch im Inhalt des Heftes: Statt „sexy“ Verführungstipps für den Partner werden in kurzen Sequenzen Rollenspiele angerissen – gedacht allerdings eher als Kopfkino als für die reale Umsetzung.
Schamhaardebatte und Onlinedating
Séparée schaut mit hetero-monogamen Blick auf Erotik. Um Sex dreht sich das Magazin weniger, statt harter Fakten sollen die Zwischentöne beleuchtet werden. Und dies auch gerne auf bildungsbürgerlicher Ebene. Anthropologische Artikel, wie ein langes Stück über Erotik in der litauischen Folklore, heben den Anspruch, der von erotisch angehauchten Kurzgeschichten wieder gebrochen wird.
Andere Themen bleiben erwartbar: Neben einem Pro und Kontra zur Schamhaardebatte und einer Kolumne über missglücktes Onlinedating, bilden die Inhalte einen Mainstream der Erotikthemen ab. Tabus und profeministische Diskurse werden gekonnt umschifft. Neu ist das nicht: Das Missy Magazine hat sich mit diesem Fokus längst etabliert und provozierte zuletzt mit Modebloggerinnen in Übergröße als Idole.
Zwischen Heiliger und Hure pendelt sich Séparée auf einem konventionellem Pfad ein. Der Ausbruch aus der kantenlosen Komfortzone wird verschoben – noch. In der Herbstausgabe wollen die Herausgeberinnen mehr wagen.
Séparée ist für Frauen konzipiert, die sich gerne sexuell ausprobieren würden, aber dabei das Schlafzimmer nicht verlassen. Angepriesene Veranstaltungen im Heft reichen von psychedelisch-pornografischen Werkschauen bis zu Frauenporträts in der Reformation. Kinky Events fehlen, dabei werden gerade frivole Masken-Partys immer massentauglicher.
Unaufgeregt und konventionell
Séparée bleibt brav. Es ist ein Magazin von Frauen für Frauen, für die Praktiken wie Deep Throat und Analsex nur in der Welt der Pornografie stattfinden, wie im Interview mit einem männlichen Pornostar klar wird. Prüde ist Séparée dennoch nicht, lediglich unaufgeregt konventionell.
Das zeigt sich auch in der Sprache: Die Autorinnen vermeiden es, weibliche Geschlechtsteile zu benennen. Zwar schreiben sie von phallisch, Penis oder auch mal Schwanz, nicht aber von Vagina, Muschi oder Fotze. Stattdessen wird verschämt von der Scham gesprochen.
„Erotik ist weiblich und Sex, laut Duden, männlich“, sagt Gliwa. Aber selbst die Perlenketten tragende Charlotte aus Sex and the City rief aus: „Eigentlich wollen wir Frauen doch alle auch mal so gefickt werden, dass das Bett wackelt!“
Vielleicht ist so viel Offenheit aber auch zu viel verlangt. Ein Heft, das auch vermeintlich Ordinäres als Teil von Sexualität und Erotik begreift, hätte vermutlich keine Chance auf dem von Anzeigen dominierten Zeitschriftenmarkt.
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