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Ermittlungen zu Mordfall BögerlTherapeutin mit Trojaner überwacht

Bei den Ermittlungen zum Mord an der Bankiers-Frau Maria Bögerl sind offenbar Freunde und Bekannte mit dem Staatstrojaner überwacht worden. Auch eine Therapeutin war betroffen.

Durfte nicht weiterschnüffeln: die staatliche Spionagesoftware. Bild: dpa

STUTTGART dapd | Die umstrittene Trojaner-Software ist einem Medienbericht zufolge offenbar auch bei den Ermittlungen im Fall der ermordeten Heidenheimer Bankiers-Ehefrau Maria Bögerl eingesetzt worden.

Wie Der Spiegel berichtet, sind im Familien- und Freundeskreis der Bögerls auch Telefone überwacht worden. Auch eine Therapeutin, die die Angehörigen psychologisch betreut hatte, sei betroffen. Diese sei unlängst von der Staatsanwaltschaft über die Einstellung der Abhörmaßnahme informiert worden.

Das Innenministerium wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern mit der Begründung, es handele sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Börgerl war am 12. Mai 2010 aus ihrem Haus verschwunden und drei Wochen später erstochen aufgefunden worden. Bis heute gibt es keinen Hinweis auf den Täter. Ihr Ehemann, der Heidenheimer Sparkassen-Vorstand Thomas Bögerl, nahm sich im Juli 2011 das Leben.

Im Oktober hatte der Chaos Computer Club (CCC) aufgedeckt, dass der umstrittene Staatstrojaner mehr konnte als gesetzlich erlaubt. So konnten neben dem Abhören von Internet-Telefonaten auch Screenshots erstellt werden und die Inhalte der Computer manipuliert werden. Auch bei der Analyse von einer neueren Version des Trojaners, entdeckte der CCC unerlaubte Funktionen.

Im vergangenen Oktober stoppte der Innenminister von Baden-Württemberg, Reinhold Gall (SPD), den Einsatz der Spionage-Software. Seinen Angaben zufolge wurde sie vier Mal eingesetzt.

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3 Kommentare

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  • Z
    Zeus35

    Das wirklich erschreckende ist doch, dass die Staatsmacht nicht vor Einbruch und Computersabotage zurück schreckt um bei "banalen" Verbrechen zu ermitteln.

     

    Es dürfte doch wohl jeden klar sein, dass der Trojaner nicht über das Netz jedes mal zielgerichtet auf dem richtigen PC gelangt.

     

    Ist es wirklich schon so weit? Muss JEDER Bürger seinen kompletten Rechner verschlüsseln weil die die ihn schützen sollten selber zu Verbrechern wurden?!

     

    Dazu passt es ja, dass die Regierung die Deutschen systematisch "entwaffnet", bald werden wahrscheinlich schon größere Küchenmesser verboten.

     

    Zum Glück für die Schnüffler, wären wir in der Schweiz würde ich gnadenlos jeden Staatsdiener abknallen der heimlich in meine Wohnung eindringen will.

  • RS
    Rick S.

    Das versteht man also unter "nur in Sonderfällen einzusetzen" und gegen ausschließlich Terroristen. Also bischer waren es eine handvoll Marihuana-Dealer, eine Therapeutin, und allgemein Verdächtigte in Ermittlungsfällen. Keiner von Ihnen hat einen terroristischen Anschlag geplant, wie es aussieht.

  • O
    Osmanischtrojanischesreich

    Griechen waren wohl zu teuer