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Ermittlungen an der Uni GöttingenFalsche Angaben im Forschungsantrag

An der Elite-Universität Göttingen sollen 16 Wissenschafter mit geschönten Angaben versucht haben, Drittmittel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu bekommen.

Der Status als Eliteuniversität ist in Göttingen durch die Falschangaben nicht bedroht. Bild: dpa

GÖTTINGEN taz | An der Elite-Universität Göttingen ermitteln diverse Kommissionen und die Staatsanwaltschaft in einem handfesten Forschungsskandal. Nach bisherigem Kenntnisstand wollten sich 16 Wissenschaftler der Hochschule mit gefälschten Publikationslisten weitere Fördergelder für ein durch Drittmittel finanziertes Projekt in Indonesien erschleichen.

Es geht um das Sonderforschungsprojekt "Stabilität von Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien", das seit dem Jahr 2000 mit Millionenbeträgen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. In ihrem Antrag für die dritte Förderperiode (2006 bis 2009) hatten die Forscher neben 231 erschienenen Aufsätzen auch eine Liste mit 63 Manuskripttiteln aufgeführt. Die entsprechenden Arbeiten seien bereits zur Veröffentlichung eingereicht, hieß es darin.

Eine Überprüfung durch DFG-Gutachter ergab indes, dass einige Manuskripte überhaupt nicht vorhanden und andere noch nicht an die Verlage verschickt waren. In weiteren Fällen seien die Texte später eingereicht worden, als im Antrag angegeben worden war, sagte am Donnerstag Uni-Präsident Kurt von Figura. Noch nicht offiziell bestätigt sind Vorwürfe, dass Nachwuchsforscher auch bei einem Verlängerungsantrag für ein Graduiertenkolleg zur Biodiversität gemogelt haben sollen.

Nachdem die DFG-Gutachter zu Jahresbeginn Alarm schlugen, setzte die Uni ihre eigene Ombudskommission auf den Fall an. Das Gremium war 2003 nach dem Skandal um das "Göttinger Gebräu" eingerichtet worden: Mediziner hatten damals eine Studie zu einem Impfstoff gegen Nierenkrebs so schlampig verfasst, dass sie wieder zurückgezogen werden musste.

Inzwischen befasst sich die offizielle Untersuchungskommission der Universität mit den 16 Wissenschaftlern. Die DFG ermittelt mit einer eigenen Kommission in Göttingen. Die Staatsanwaltschaft hat sich ebenfalls der Sache angenommen und Akten angefordert. Um ein förmliches Ermittlungsverfahren gehe es bislang aber nicht, betonen die Ermittler. Geprüft werde zunächst, ob ein Anfangsverdacht wegen Untreue besteht.

Nach den Worten ihres Präsidenten bangt die Universität nun heftig um ihr Ansehen. Die Reputation der Hochschule sei durch den Vorfall erheblich beschädigt worden. "Göttingen wird assoziiert mit einem auffälligen Fall von wissenschaftlichem Fehlverhalten", sagt Figura. Er verweist gleichzeitig auf den erheblichen Publikationsdruck, dem gerade solche Forscher ausgesetzt seien, die Drittmittel einwerben müssen.

Der Status als "Elite-Universität" ist durch die Falschangaben der 16 Wissenschaftler offenbar nicht gefährdet. "Die Frage steht jetzt nicht an mit Blick auf das laufende Verfahren", sagt DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek. Das Elite-Prädikat war der Uni 2007 verliehen worden. In der Praxis bedeutet das vor allem eine bessere Förderung.

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