Erkenntnisse über den NSU: Gesoffen und geredet
Auch nach ihrem Abtauchen in den Untergrund soll Beate Zschäpe offen über bewaffneten Kampf geredet haben. Das sagte ein Zeuge schon 2012 gegenüber dem BKA.
MÜNCHEN taz | Geredet, gesungen und „gesoffen“. Die Erinnerung von Frank Meyer (Name geändert) an das Kameradschaftstreffen sind noch recht genau. Bei dem Treffen auf einen Campingplatz nahe Görlitz will er „Lisa“ kennen gelernt und über den bewaffneten Kampf geredet haben. Jene „Lisa“ soll Beate Zschäpe gewesen sein.
In einer Zeugenvernehmung zum NSU vom Juli 2012 beim Bundeskriminalamt berichtet Meyer, dem der Generalbundesanwalt „Vertraulichkeit“ zugesagt hatte, Zschäpe 1999 getroffen zu haben. In dem Jahr war sie schon mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt untergetaucht.
Die Begegnung mit „Lisa“ wäre ihm auch deswegen „in Erinnerung“ geblieben, weil „sie eine Frau war und so radikale Ansichten vertrat“. So hätte sie gesagt, dass ein „radikaler Kurs“ eingeschlagen werden müsste, da der „demokratische Weg“ über rechte Partei „nichts bringe“.
Auch mit „Leuten“ von der später verbotenen Organisation „Skinheads Sächsischen Schweiz“ hätte sie über die Notwendigkeit in den Untergrund zu gehen und sich bewaffnen zu müssen geredet.
Töten für Zschäpe "völlig legtim"
Das Töten wäre für sie „völlig legitim“ gewesen, gab Meyer zu Protokoll, der Zschäpe danach bei einer Demonstration in Dresden in einer Kneipe erneut getroffen haben will.
Empfohlener externer Inhalt
Die Aussage hält Kerstin Köditz für glaubwürdig. Denn weitere Angaben zu anderen Rechten stimmten sehr genau, so die Obfrau der Linksfraktion im sächsischen NSU-Untersuchungsausschuss. „Damit wankt die Behauptung, das Trio habe ohne Außenkontakte gelebt“, sagte Köditz gegenüber der taz.
Alexander Kienzle, Anwalt der Familie des NSU-Opfers Halit Yozgat, sagte der taz, es sei „nicht nachvollziehbar“, dass bei der Beobachtungsdichte auch durch V-Leute der Verfassungsschutz nichts mitbekommen haben will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“