Erinnerungen an den 2. Juni 1967: Der Iran und wir
Was waren die Motive der Anti-Schah-Demonstrationen vom 2.Juni 1967? Und was geschah an diesem Tag? Erinnerungen eines Teilnehmers.
![](https://taz.de/picture/347807/14/ohnes_b.jpg)
BERLIN taz | Über die Enthüllungen zur Stasi-Agententätigkeit des Polizisten Kurras, der am Abend des 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, ist das Motiv für die damaligen Demonstrationen in den Hintergrund gerückt. Der 2. Juni 1967 bedeutet eine Wegmarke der Solidarität mit den Befreiungsbewegungen der Dritten Welt, die 1964 eingesetzt hatte.
Am Vorabend des 2. Juni wurde ein Teach-in an der Freien Universität Berlin abgehalten, an dem Bahman Nirumand, Autor des bekannten Werks "Persien, Modell eines Entwicklungslandes" das Hauptreferat hielt. In den Diskussionen wurde die Regierung der Bundesrepublik scharf wegen ihrer Unterstützung des Schahregimes angegriffen und die Einladung des Schah in die BRD und nach Westberlin angeprangert. Auch die Sowjetunion wurde wegen ihrer Pro-Schah-Politik kritisiert.
Am Vormittag des 2. Juni mischte sich eine große Zahl linker Demonstranten unter die Menge der Gaffer vor dem Schöneberger Rathaus, wo der Schah empfangen wurde. Als bei seiner Ankunft ein Pfeifkonzert ertönte und einige Farbeier flogen, traten die "Prügelperser" des iranischen Geheimdiensts in Aktion, überfielen die Demonstranten mit Knüppeln und Stangen. Die Polizei blieb untätig.
Am frühen Abend des 2. Juni versammelten sich die Demonstranten vor der Deutschen Oper, um den Schah, seine Gattin und die Gastgeber zu empfangen. In Autos der Studenten saßen Passagiere, die Masken des Schahpaars trugen und nahmen die Huldigungen der Demonstranten entgegen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Als die echten Gäste schließlich eintrafen, flogen Farbeier, von denen viele ihr Ziel erreichten.
Der Polizeiangriff erfolgte ohne jede vorherige Warnung kurze Zeit später. Die lange Reihe der Demonstranten wurden in der Mitte auseinandergetrieben und in den Seitenstraßen, wohin sich die meisten flüchteten, von Greiftrupps verfolgt. Hier war es auch, wo der Polizist Kurras, ohne von irgendjemand angegriffen worden zu sein, Benno Ohnesorg erschoss. Zunächst versuchte die politische Führung Westberlins, den gesamten Einsatz der Polizei zu rechtfertigen, bis die ganze Wahrheit, vor allem durch die Arbeit des Untersuchungsausschusses an der FU ans Licht kam.
Die Erstunterzeichner dieses Aufrufs haben sämtlich an den Demonstrationen des 2. Juni 1967 teilgenommen, eine Reihe von ihnen hat sich führend an deren Vorbereitung beteiligt und an der späteren Aufklärung teilgenommen. Der Aufruf gilt der Solidarität mit den iranischen Demokraten. Er lädt weitere Teilnehmer der Aktionen am 2. Juni 1967 ein, sich ihm anzuschließen.
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