Erfundene Zitate: dpa feuert Fälscher
Die Nachrichtenagentur dpa muss sich für erfundene Zitate eines Mitarbeiters entschuldigen. Doch auch ihr Konkurrent ddp muss eine Schlappe hinnehmen.
Verhageltes Wochenende bei Deutschlands Agenturen: Erst kündigte Axel Springer dem Deutschen Depeschendienst (ddp), und dann musste sich auch noch der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur (dpa), Wolfang Büchner, für einen Fälscher in den eigenen Reihen entschuldigen. Beide Male ging es um - ähem: Qualität.
Vor wenigen Tagen schrieb Mathias Döpfner an seine Chefredakteure von Bild bis Welt. Der Springer-Boss teilte ihnen mit, dass sie vom September an auf sämtliche Dienste der Nachrichtenagentur ddp verzichten müssten. Zur Begründung hieß es, man rechne "mit einer weiteren Qualitätsverschlechterung". Deshalb wolle sich der Verlag künftig lieber an Agenturen halten, die die eigenen Qualitätsansprüche teilten.
Dazu gehört für Springer natürlich dpa, doch - Ironie des Schicksals - hat jetzt der Marktführer mit einem Fälscher in den eigenen Reihen Ärger: Ein langjähriger freier Mitarbeiter, der auch für die Lokalpresse schreibt, hatte in seinen Meldungen über die "Mutproben" bei den Bundeswehr-Gebirgsjägern Zitate frei erfunden - und offenbar sogar einen ganzen Bericht. Bei der Berichterstattung aus dem bayerischen Mittenwald hat der Reporter Aussagen von Personen notiert, mit denen er nie gesprochen hatte.
Laut dpa erfand er auch Relativierungen des Skandals, stellte sich dabei aber sichtlich dämlich an: Immerhin meldete sich bei der dpa etwa der Bürgermeister des Ortes, der CSU-Mann Adolf Hornsteiner, weil er sich von dpa wörtlich zitiert sah, das Gesagte aber nie ausgesprochen hatte. dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner kündigte per reuige Meldung an seine Kunden juristische Schritte an.
Döpfner dürfte das nicht zum Umlenken bewegen. Denn die Kündigung der ddp-Dienste hat mindestens in Teilen auch politische Gründe: "Die "Art und Weise des Umgangs der beiden Herren mit uns als Kunden haben das Fass zum Überlaufen gebracht", sagt ein Insider. Springer will sich nicht zu dem Vorgang äußern. Doch vor einer Woche hatte der Spiegel vermerkt, was ddp-Miteigner Martin Vorderwülbecke an Döpfner schrieb, als der zögerte, Verträge zu verlängern. Es ging um "schlechte Erfahrungen" und "äußerste Vorsicht" in Sachen Springer. Ein rascher Vertragsabschluss sei nötig, sonst würde der ddp-Ticker abgeschaltet.
Der ddp, zu dessen Unternehmen auch der aus dem deutschen Ableger der US-Agentur AP hervorgegangene DAPD gehört, verliert damit einen der größten Verlage in Europa als Kunden. Für die Agentur, die eigentlich gern noch wachsen und gegen dpa ankämpfen würde, ist damit eine Chance vertan.
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