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Erfolgreich auf Verluste gesetztGoldman Sachs will sich arm rechnen

Während sich die Betrugsvorwürfe mehren, sieht sich die Investmentbank Goldman Sachs als Opfer. US-Abgeordnete fordern, Ermittlungen gegen die Bank auszuweiten.

Über die Miliardengewinne möchte Lloyd Blankfein nicht sprechen. Bild: dpa

BERLIN taz | Im Kampf Washington gegen die Wall Street geht es zur Sache: Während US-Präsident Barack Obama um seine Reform der Finanzmarktregulierung kämpft, fördern die Ermittlungen der Finanzaufsicht SEC gegen die Investmentbank Goldman Sachs täglich neue Fakten zutage, die den Volkszorn am Köcheln halten. Nun geht Lloyd Blankfein zum Gegenangriff über.

Vor einer Anhörung des Senats zu den Krisenursachen am späten Dienstag warf der Goldman-Vorstandschef der SEC vor, sein Institut zum Sündenbock der Finanzkrise zu machen."Wir haben sicherlich nicht gegen unsere Kunden gewettet", sagte er und behauptete zugleich, Verständnis für Menschen zu haben, "die glauben müssen, die Wall Street (sei) außer Kontrolle geraten". Diese zeigten sich unbeeindruckt: Am Nachmittag wurde bekannt, dass eine weitere Investorengruppe die Bank wegen Betrugs verklagt hat. Rund 60 Abgeordnete des Repräsentantenhauses forderten die SEC auf, die Ermittlungen gegen Goldman Sachs auszuweiten.

Bislang wirft die SEC Goldman Sachs vor, verbriefte Papiere vermarktet zu haben, ohne den genauen Hintergrund zu prüfen - damit habe die Bank Kunden wesentliche Informationen vorenthalten. Konkret heißt das: Die Wertpapiere, die die Banker zusammenpackten und verkauften, sollen zuvor von einem Hedgefonds ausgesucht worden sein, der zugleich auf ihren Verfall spekulierte. Verschiedene Anleger, darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB, verloren insgesamt rund 1 Milliarde US-Dollar. Der Hedgefonds gewann ebenso viel.

Goldman Sachs sei vom Absacken der Immobilienpreise selbst überrascht worden, sagte Blankfein nun. 1,2 Milliarden Dollar habe man deshalb in der Krise verloren. Wie dann allerdings die Milliardengewinne des letzten Jahres zustande kamen, erklärte er nicht. In den vergangenen Tagen öffentlich gewordene interne E-Mails deuten darauf hin, dass ihm das auch schwerfallen dürfte. So soll Blankfein selbst unter anderem geschrieben haben: "Wir haben Geld verloren, dann aber mithilfe von Wetten auf fallende Preise mehr gewonnen als verloren."

Wird die Klage der SEC zugelassen, landet sie vor einem Geschworenengericht. Zu urteilen hätten also US-Bürger. Juristen raten Goldman deshalb schon jetzt zu einem Vergleich. Schließlich sind Banker in der öffentlichen Meinung längst verrufen. Blankfein selbst riet seinen Mitarbeitern im vergangenen Jahr, ihre Vermögen nicht zu sehr zur Schau zu stellen, sein eigenes Haus umgab er mit einem neuen Sicherheitszaun.

Diese Stimmung würde Präsident Obama gerne nutzen, um sein zweites großes Reformvorhaben nach der Gesundheitsreform durchzuziehen - die Finanzmarktreform. Er will die Größe der Banken und den Umfang möglicher Risiken begrenzen, eine Bankenabgabe einführen und den Handel mit Derivaten transparenter machen. Derivate sind abgeleitete Finanzprodukte, ihr Wert richtet sich also nach den Kursen anderer Investments - wobei die Ausschläge überproportional sind. Daneben sollen Anleger besser geschützt werden und Aktionäre Mitsprache bei Bankerboni bekommen.

Am Montag scheiterten die Demokraten im Senat zunächst denkbar knapp mit dem Versuch, die Debatte auf die Tagesordnung zu setzen. Medienberichten zufolge sollen anschließend jedoch beide Seiten ein Interesse an einer schnellen Umsetzung der Reform signalisiert haben. Schon in dieser Woche könnte es deshalb einen zweiten Anlauf geben.

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