: Erfolg macht sexy
■ Everybody's Darling: die Smooth-Popper Matchbox Twenty
„It was mad fun!“, grinst Rob Thomas, hauptamtlich Sänger von Matchbox Twenty, wenn er an „Smooth“ denkt, seine Affäre mit Carlos Santana. Und lehnt sich zurück auf der Woge des Erfolges von Supernatural, dem Geniestreich des Latino-Altherren, der ihn einfach mitschwemmte. Der Aufprall auf dem Boden der Realität scheint fern, seit das Album von Matchbox Twenty auf dem Markt ist.
Das Geheimnis des fast unheimlichen Erfolgs: Glatter sein als scheinen. Wirken doch Matchbox Twenty längst nicht so smooth, wie sie es eigentlich sind. Allerdings können die beiden Alben der Gitarren-Popper aus Atlanta nur schwerlich den Allmachts-Anspruch des eigenen Auftretens einlösen. Sie sind Pop. Das ist nicht schlimm und macht sicher Spaß. Nur ist es erstaunlich, dass Matchbox Twenty sich mit diesem nicht gerade spektakulären Material so erfolgreich durchsetzen konnten. Sicher stimmte das Timing der Herzschmerz-Barden. Sicher tourten sie nach der Veröffentlichung des ersten Single-Hits „Push“ wie besessen: 600 Shows in drei Jahren. Aber trotzdem bleibt es Gitarren-Pop.
Gleich danach die Flucht von Maestro Thomas auf ein Hausboot nördlich von Atlanta. Das Ergebnis ist nun die Mad Season by Matchbox Twenty, im Gegensatz zum Erstling von ihm auf dem Piano komponiert. Komplexer klingen die Songs, nach mehr Atem. Falls nicht, helfen Bläser und Streicher nach. Wieder mal singt Thomas von Frauen: Mal schwärmt er sommertauglich vom „Last Beautiful Girl“, dann jault er einer Trennung hinterher. Ein charmantes aber braves Album.
Durch den Glücksfall Santana jedoch wurde Rob Thomas zum omnipräsenten MTV-Darling, zur „N-Sync- Show für College-Studenten“ wie der US-Rolling Stone spöttelte. Vor kurzem spielten sie einen Gig in den Straßen New Yorks. Und selbst Pro7 erkannte den Mainstream-Wert des Caesaren-Putz-Trägers und erklärten die „verrückte Saison“ zum Album der Woche. Wenn das nichts ist!
Volker Peschel
Mo, 12. Juni, 21 Uhr, Große Freiheit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen