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Erbakan kriselt, Armee schießt weiter

■ Die Offensive der türkischen Armee gegen Einheiten der kurdischen PKK hält an. Im Parlament schmilzt derweil die Mehrheit der Regierung dahin - wenige Tage vor einer Mißtrauensabstimmung

Habur/Ankara (AP) – Wenige Tage vor der Abstimmung über einen Mißtrauensantrag gegen die türkische Regierung von Ministerpräsident Necmettin Erbakan schrumpft die Mehrheit der Regierungskoalition weiter. Am Montag verließ ein weiterer Abgeordneter die islamistische Wohlfahrtspartei; damit hält die Koalition nur noch 280 von insgesamt 550 Parlamentsmandaten. Aus Protest gegen die Regierungspolitik ist am Wochenende auch die türkische Frauenministerin, Isilay Saygin, zurückgetreten. In einer von der halbamtlichen Nachrichtenagentur Anatolia verbreiteten Erklärung kritisierte sie am Samstag, die von der islamistischen Wohlfahrtspartei geführte Regierung stelle mit ihrer Politik zunehmend demokratische und sekulare Gesetze in Frage.

Das türkische Militär ficht die innenpolitische Krise nicht an – die Offensive der Armee gegen die Guerilleros der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak geht ungehindert weiter. Bei Gefechten zwischen türkischen Soldaten und PKK-Kämpfern sind nach offiziellen Angaben von gestern mehr als 1.000 Rebellen und zwölf Soldaten getötet worden. An der Seite der türkischen Truppen kämpften auch Einheiten der irakischen Kurdischen Demokratischen Partei (KDP).

Der prokurdische Brüsseler Sender MED TV erklärte, die Zahl der getöteten PKK-Kämpfer sei viel zu hoch angegeben. MED- Sprecher Irfan Dogan sagte AP, die PKK habe mit der Offensive gerechnet und sich entsprechend vorbereitet. MED TV zufolge kamen bei einem Angriff der KDP auf ein Krankenhaus in der Nähe von Erbil am Samstag 14 Menschen ums Leben. Kurdische Organisationen in Deutschland berichteten von einem Massaker. Die KDP habe mehr als 100 wehrlose Einwohner getötet, teilten der Kurdische Rote Halbmond und das Kurdistan-Informationszentrum gestern mit. Zudem seien 1.000 Menschen in Gefangenschaft geraten.

Am Wochenende hatte die türkische Armee Nachschub nach Irak bringen lassen, was darauf hindeutete, daß sich die Truppen auf einen längeren Aufenthalt einstellten. Außerdem wurden 30 weitere Panzer in den Norden Iraks verlegt. Nach unterschiedlichen Angaben sind 25.000 bis 50.000 Soldaten an der Offensive beteiligt.

In der Türkei schossen PKK- Kämpfer gestern mehrere Dutzend Granaten auf mehrere Regierungsgebäude in Derik, wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia berichtete. Getötet worden sei dabei niemand.

Kommentar Seite 10

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