Entscheidung des Bundessozialgerichts: Kein Elterngeld im Knast
Mütter, die ihre Kinder im Gefängnis großziehen, haben keinen Anspruch auf Elterngeld. Der Justizvollzug sei kein gemeinsamer Haushalt, urteilte das Bundessozialgericht.
KASSEL afp | Mütter, die im Gefängnis für ihr Kind sorgen, haben keinen Anspruch auf Elterngeld. Auch eine Mutter-Kind-Einrichtung des Strafvollzugs sei nicht wirklich ein eigener „Haushalt“, entschied am Mittwoch das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel.
Es wies damit die Klage einer heute 33-jährigen Mutter aus Baden-Württemberg ab. Sie hatte 2007 in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd ihr drittes Kind geboren. Statt es wie die Geschwister zu den Großeltern zu geben, entschied sie sich für eine Mutter-Kind-Einrichtung des Justizvollzugs.
Zwei Monate nach der Geburt beantragte sie Elterngeld-Mindestbetrag von monatlich 300 Euro. Die Elterngeldbehörde lehnte dies ab. Dies hat das BSG nun bestätigt.
Voraussetzung für das Elterngeld sei ein eigener gemeinsamer Haushalt mit dem Kind. Hierfür fehle im Gefängnis das haushaltstypische eigenständige Wirtschaften. Hier sei der Unterhalt der Mutter vom Justizvollzug gedeckt gewesen, der des Kindes durch einen dem Gefängnis ausbezahlten Tagessatz des Jugendamts.
Für ein eigenständiges Wirtschaften habe die Mutter nur das Kindergeld und geringe Einkünfte durch ihre Arbeit im Gefängnis gehabt. Dies reiche nicht aus, urteilte das BSG.
Aktenzeichen: B 10 EG 4/12 R
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen