Entschärfung in Berlin-Mitte: Bombenstimmung zum Führertag
Wegen einer Weltkriegsbombe geht am Freitagvormittagrund um den Hauptbahnhof in Berlin so gut wie gar nichts mehr.
An diesem Freitag wäre Adolf Hitler 129 Jahre alt geworden. Dass wir das nicht immer noch mit Jubel und steifen Armen begehen, dafür war zu einem ganz winzigen Teil auch die britische 500-Kilo-Bombe verantwortlich, die am Dienstag bei Aushubarbeiten in der Heidestraße nördlich des Hauptbahnhofs entdeckt wurde. Okay – ihr Anteil war wirklich sehr klein, schließlich detonierte sie nicht mal, sondern vergrub sich tief im Erdreich.
Zur Explosion gebracht wird sie wohl erst in ein paar Wochen oder Monaten auf dem Kampfmittel-Sprengplatz im Grunewald. Aber weil auch der Umgang mit hochbetagten Bomben risikobehaftet ist, wird sie uns anlässlich ihrer Entschärfung deutlich an die böse alte Zeit erinnern, in der man Führers Geburtstag feierte.
Denn ab 9 Uhr morgens geht in einem 800-Meter-Radius rund um die Fundstelle so gut wie gar nichts mehr; ein Zustand, der sich je nach Hartnäckigkeit des Bombenzünders bis in den frühen Nachmittag verlängern könnte. Für die AnwohnerInnen heißt das: Sie sollen sich außerhalb des Sperrkreises in Sicherheit bringen. „Wenn möglich, besuchen Sie Freunde oder Bekannte!“, rät die Polizei auf ihrer Website. Allerdings ist niemand verpflichtet, dieser Aufforderung nachzukommen, wie eine Sprecherin der taz bestätigte: „Wir klingeln bei den Leuten. Aber wir können keinen zwingen, seine Wohnung zu verlassen.“
Bei den Behörden und Unternehmen, die im Bombenradius liegen, hat man sich laut Polizei aber schon mit der unfreiwilligen Betriebspause arrangiert. Das Sozialgericht bleibt geschlossen, das Museum für Gegenwartskunst im Hamburger Bahnhof ebenso. Ausnahmezustand herrscht auch im Bundeswehrkrankenhaus, dem Bundeswirtschaftsministerium, dem BND und bei Bayer Schering. Sogar der Pool im Wellness-Resort Vabali bekommt ein paar Extra-Stunden zur Regeneration. Die Knackis in der JVA Moabit haben dagegen Pech, ihr Gebäude liegt einen Tick zu weit weg.
Die Karte: Die Berliner Feuerwehr hat hier eine Karte ins Netz gestellt, auf der man sehen kann, welcher Bereich in Berlin-Mitte genau evakuiert wird.
Die aktuelle Lage: Über Fortschritt oder Verzögerungen bei der Baombenentschärfung informiert die Berliner Feuerwehr auf ihrem Twitterkanal @Berliner_Fw.
Infos über Zugausfälle: Auch die Bahn hält auf einer Sonderseite Infos über ausfallende und verspätete Züge online bereit.
Am heftigsten trifft es aber den Fernverkehr. Denn während bei der BVG nur wenige Tram- und Buslinien betroffen sind (Erstere enden an der Chausseestraße, Letztere fahren Umwege), lässt die Deutsche Bahn ab 10 Uhr ihre Züge am Hauptbahnhof durchfahren und stellt den Verkehr zwischen 11.30 und mindestens 13 Uhr komplett ein. Sogar auf dem weit entfernten Flughafen Tegel könnten die Maschinen zeitweilig am Boden bleiben: bei Ostwind nämlich, weil sie dann über die Stadt starten und für sie ein weitaus größerer Sicherheitsabstand gilt.
Laut Umweltverwaltung liegen noch rund 3.000 Blindgänger im Berliner Untergrund. Auch an vielen künftigen Jahrestagen gibt es also Chancen auf echte Bombenstimmung.
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