Entführte Deutsche: Berlin zweifelt an Taliban-Bekenntnis
Ein Taliban-Sprecher hat Bedingungen für eine Freilassung der in Afghanistan entführten Deutschen genannt. Doch das Auswärtige Amt verweist auf Widersprüche.
KABUL taz/afp/rtr Die islamistischen Talibanrebellen haben sich am Freitag zu der Entführung der beiden Deutschen und einer Gruppe von knapp 20 Südkoreanern in Afghanistan bekannt. Ihr Sprecher Jussuf Ahmadi sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag in einem Telefonat, die Deutschen kämen nur frei, wenn Berlin die Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan abziehe. Außerdem müssten alle in afghanischen Gefängnissen einsitzenden Taliban freigelassen werden. Die beiden Deutschen seien bei guter Gesundheit. Laut Auswärtigem Amt handelt es sich bei ihnen um Mitarbeiter eines in Kabul ansässigen Unternehmens. Sie wurden seit Mittwoch in der südwestlich von Kabul gelegenen Provinz Wardak vermisst.
Der Taliban-Sprecher sagte, auch 18 Südkoreaner, 15 Frauen und drei Männer, befänden sich in der Gewalt der Rebellen. Die Gruppe war am Donnerstag in der an Wardak angrenzenden Provinz Ghasni entführt worden, wie deren Gouverneur Miradschuddin Pattan am Freitag mitteilte. Laut einer Meldung der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap soll es sich bei den Entführten, die in einem Bus unterwegs waren, um eine Gruppe junger Christen handeln.
Das Auswärtige Amt äußerte Zweifel an Berichten, wonach sich die Männer in der Gewalt der radikal-islamischen Taliban befinden. Ministeriumssprecher Martin Jäger sagte am Freitag in Berlin, das Auswärtige Amt habe die entsprechende Mitteilung eines "so genannten Sprechers der Taliban" zur Kenntnis genommen. Im Raum stehe eine gegenteilige Mitteilung eines Taliban-Sprechers vom Donnerstag. Dieser habe darauf hingewiesen, dass die entführten Deutschen nicht in der Hand der Taliban seien. "Hier besteht ein Widerspruch", sagte Jäger. Der Krisenstab bemühe sich weiterhin sehr intensiv um eine baldige Freilassung der Entführten.
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