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Archiv-Artikel

Entdeckung eines Brasilianers

Werder Bremen besiegt Arminia Bielefeld mit 3:0 und zeigt: Die Mannschaft kann nicht nur die Anstrengungen in der Champions-League verkraften. Sie kommt auch ohne Spielmacher Diego aus

von Klaus Irler

Man hätte sich nicht gewundert, wenn die Werder-Profis die Partie gegen Arminia Bielefeld mit Sicherheitsfußball nach Hause geschaukelt hätten. 2:0 stand es zur Pause im Bremer Weser-Stadion und die Bielefelder signalisierten nach Wiederanpfiff schnell, dass sie nicht mehr vorhatten, das Spiel zu kippen. Und was taten die Bremer? Spielten unbeirrt nach vorn, erarbeiteten sich Chance um Chance, stellten sich dabei im Abschluss suboptimal an, so dass zumindest Arminia-Torhüter Mathias Hain Gelegenheit hatte, gut auszusehen. Hains Fazit: „Wenn sie ihre Chancen 100-prozentig genutzt hätten, wären wir mit 0:10 nach Hause gefahren.“

Geworden ist es letztlich ein 3:0 für die Bremer, ein Sieg, den Werder-Verteidiger Per Mertesacker als „wichtiges Signal, in der Bundesliga wieder durchzustarten“ wertete, nachdem Bremen zuletzt mit einer Niederlage und einem Unentschieden nicht zufrieden sein konnte. Darüber hinaus bestätigte der Sieg, dass sich die Champions-League nicht schlecht auf den Bundesliga-Alltag der Bremer auswirkt: Vergangenen Mittwoch erst hatten die Bremer ein schweres Spiel gegen Chelsea in der Champions-League hinter sich gebracht. Drei Tage später zeigte Werder zwar nicht durchgängig Hurra-Fußball, brachte aber über 90 Minuten Siegeswillen mit. Und profitierte von herausragenden Einzelleistungen.

Werder habe in der zweiten Halbzeit „unterstrichen, warum sie in Deutschland den besten Fußball spielen“, sagte Bielefelds Trainer Thomas von Heesen. Wobei der zweiten Halbzeit eine mühsame erste vorausging: Werder startete mit vielen Fehlpässen und fand ohne den gesperrten Diego zunächst kein Rezept gegen die kompakt stehenden Bielefelder, die auf Konter setzten und zu Torerfolgen durch Christian Eigler und Artur Wichniarek hätten kommen können.

Den Bremern fehlte zunächst die Beweglichkeit im Mittelfeld, dafür aber funktionierte die Abwehr. Nach vorn fehlten Werder die Ideen, dafür aber funktionierte Miroslav Klose: Beim 1:0 gewann er nach einem Steilpass von Hugo Almeida das Laufduell gegen Bielefelds Bernd Korzynietz (29.), beim 2:0 staubte er ab, nachdem Bielefelds Torwart Hain einen Schuss von Almeida nicht festhalten konnte (45.).

Neben dem abermals extrem engagierten Torsten Frings war es Klose, durch den die Bremer in der zweiten Hälfte zurück zum schnellen Angriffspiel fanden: Hier ein Hackentrick, da eine Kombination, dort die Vorlage für Aaron Hunts 3:0 (75.) und nach der Partie ein Franz Beckenbauer, der Brasilianisches in dem gebürtigen Polen Klose gesehen hatte: „So wie er heute gespielt hat, wäre Klosinho ein schöner Name für ihn.“ Für Bielefelds Trainer von Heesen war Kloses Leistung schlicht „brutal, absolut höchstes Niveau“.

Werder weiß nach dem Spiel nicht nur, dass das Team die Champions-League-Belastung wegstecken kann, sondern auch, dass es ohne Diego geht. Auf dessen Position spielte Tim Borowski, was Sportdirektor Klaus Allofs höchst zufrieden machte: „Bei aller Wertschätzung für Diego, aber andere Spieler wie Tim Borowski und Daniel Jensen können diese Position auch spielen.“ Zumal, wenn Torsten Frings dabei ist. Allofs: „Er ist eine absolute Führungspersönlichkeit.“