Entdeckerin des Treibhauseffekts: Mit Glaskolben und Sonnenlicht
Eunice Newton Foote wies schon 1856 die Wirkung von C02 nach. Ihre Beiträge gerieten in Vergessenheit. Den Ruhm heimsten männliche Kollegen ein.
Berlin taz Lange war sie vergessen: Eunice Newton Foote. Dabei hat die US-Amerikanerin als Erste erkannt, dass CO2 ein Treibhausgas ist. Nur durch Zufall wurde 2010 der wegweisende Aufsatz wiederentdeckt, den Foote bereits 1856 veröffentlicht hatte. Seither bemühen sich Wissenschaftshistoriker, Footes Leben zu rekonstruieren, das bisher nur in Umrissen bekannt ist.
Foote wurde 1819 in Connecticut geboren und gehörte dem Ostküsten-Adel an. Ihr Vater war vermögender Grundbesitzer und Unternehmer, der seine sieben Töchter und fünf Söhne gut ausbilden ließ. Für Mädchen aus gehobenem Hause war es damals üblich, sogenannte „finishing schools“ zu besuchen, die den Töchtern Benehmen beibrachten und sie auf die Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten sollten.
Eunice hingegen durfte von 1836 bis 1838 das Frauenseminar in Troy im Bundesstaat New York besuchen. Dieses Internat war damals die einzige Schule in den USA, in der Mädchen in Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Philosophie, Geografie und Geschichte unterrichtet wurden. 1841 heiratete Eunice den Patentanwalt und Richter Elisha Foote, der zugleich Mathematiker und Naturwissenschaftler war. Beide Eheleute meldeten mehrere Patente an, wobei Eunice durchaus praktisch dachte: So ließ sie Gummisohlen für Schuhe und Stiefel patentieren, die beim Laufen nicht quietschten.
Ein Glaskolben mit Luft, einer mit CO2
Im Jahr 1856 erschien dann jener Aufsatz, der Eunice Foote heute so interessant macht. Der Text war nur zwei Seiten lang und trug den Titel: „Circumstances affecting the Heat of the Sun’s Rays“ (Umstände, die die Wärme der Sonnenstrahlen beeinflussen). Knapp schilderte Foote ihren Versuchsaufbau: In einen Glaskolben hatte sie normale Luft gefüllt, während sich in einem zweiten Glaskolben nur CO2 befand.
Dann wurden beide Gefäße in die Sonne gestellt – und abgewartet, was passiert. In beiden Kolben befanden sich jeweils zwei Thermometer, um Messfehler auszuschließen. Schon nach kurzer Zeit hatte sich die normale Luft auf 100 Fahrenheit (37,8 Grad Celsius) erhitzt, während die Temperatur des CO2 sogar auf 120 Fahrenheit (49 Grad Celsius) geklettert war.
Eunice Foote folgerte völlig richtig, dass die Erdatmosphäre umso heißer sein müsste, je mehr CO2 sie enthielt. Der Treibhauseffekt war entdeckt. Allerdings war es für Foote noch unvorstellbar, dass der Mensch die Atmosphäre beeinflussen könnte. Zu ihrer Zeit gab es weder Benzin noch Autos.
Foote starb 1888 und hinterließ zwei Töchter und sechs Enkel. Einer ihrer Schwiegersöhne war John Henderson, US-Senator aus Missouri, der an der Abschaffung der Sklaverei mitgewirkt hat. Footes wissenschaftliche Beiträge gerieten sofort in Vergessenheit, sodass später andere – männliche – Wissenschaftler den Ruhm einheimsten, den Treibhauseffekt entdeckt zu haben.
Erst 2010 stieß der pensionierte Ölgeologe Ray Sorenson zufällig auf Footes Texte. 2018 fand die erste Konferenz über Foote an der Universität of California in Santa Barbara statt.
Leser*innenkommentare
Weber Eicke
Vielen Dank, Frau Herrmann,
dass Sie über die wahre Entdeckerin des Treibhaus Effekts durch CO2 in der Atmosphäre berichteten. Der Wissenschafts-Autor John Perlin hat darüber sehr viel recherchiert und geschrieben, es lohnt sich, diese Webseite der UC Santa Barbara anzusehen (s.u.), in der auch im Detail beschrieben wird, wie es dem britischen Forscher Tyndall gelang, sich selbst als Entdecker des Treibhaus Effekts zu positionieren. Vermutlich kannte er sogar Foote's Arbeit, und zitierte sie einfach nicht!
Damals waren ja die Leistungen weiblicher Wissenschaftler weniger wert als männlicher, wie sich ja besonders auch bei der Otto Hahn / Lise Meitner Geschichte zeigte: Otto Hahn hatte nicht erkannt dass es sich bei den beobachteten Reaktionen um Atomkern Spaltung handelte, erst Lise Meitner hat ihm dies erklärt, wurde aber beim Nobelpreis nicht berücksichtigt!
Hier ist der link zur Ausstellung zu Eunice Foote an der UC Santa Barbara und John Perlin's Arbeiten zu dem Thema:
spotlight.library....nice-foote-to-ucsb
Ihre erste Arbeit erschien übrigens auf Deutsch (!) in den Festschriften der Physik, ich kann Ihnen gern eine Kopie senden!
Mit besten Grüßen
Prof. Dr. Eicke R. Weber
Prof. emeritus, UC Berkeley und Albert-Ludwigs Universität Freiburg
Gerhard Krause
So, lieber deutscher und weltweiter Durchschnittsbürger, Eins und Eins zusammenzählen: Solange wirst du schon veralbert von dem, das angeblich das Beste hervorbringt.
Bernd Schlüter
@Gerhard Krause Nein, Ihr Lieben! Die Eunice Foote hat schon sehr genau gemessen. Aber nur das, was sie genau beschrieben hat, und das ist nicht der Treibhauseffekt, über den erst heute so viel geredet wird. Da müssten sowohl das Themometer wie erst recht die Glaskugel herum viele Meter Durchmesser gehabt haben, damit die Absorptionsbanden des Kohlendioxyds eine messbare Wirkung gehabt hätten!
Gemessen hat sie tatsächlich die unterschiedliche Wärmeleitung von Luft und Kohlendioxyd und die hängen in erster Linie von der Molekülgeschwindigkeit ab, Die aber ist bei CO2 ca um die Wurzel aus 44 /29 = 1,23 geringer. Genau das hat sie auch gemessen nämlich 120 statt 100 Grad bei angenommenen 20 Grad Umgebungstemperatur.
Lächerlich, wie sich die Männerwelt mit fremden Federn schmückt: googelt doch nur mal : "Treibhauseffekt Entdecker". Die prügeln sich dort regelrecht um die Federn.
Also: die Eunice hat eine super Messung gemacht, die Fehldeutung stammt hingegen von Euch!
Übrigens, meine persönliche Meinung: Nicht nur CO2 erzeugt in der Atmosphäre den Treibhauseffekt. Tyndall wird stark unterschätzt.