Energieversorgung in Deutschland: Eon pokert mit Gaskraftwerken

Angeblich sollen drei Kraftwerke in Süddeutschland vom Netz gehen. Im Prinzip ist der Strombedarf gedeckt. Doch es gibt Lücken. Wer zahlt Reserveanlagen?

Möglicherweise will der Eon-Konzern die Debatte über einen Kapazitätsmarkt forcieren. Bild: dapd

FREIBURG taz | Der Energiekonzern Eon will laut einem Bericht der Financial Times Deutschland in den nächsten beiden Jahren drei Gaskraftwerke in Süddeutschland vom Netz nehmen. Dabei kann gerade dort die Versorgungslage im Winter kritisch werden. Zwar äußerte sich Eon nicht dazu, die Meldung wird aber von einer Liste der Bundesnetzagentur gestützt, wonach in Süddeutschland 2012 409 Megawatt und 2013 1.037 Megawatt vom Netz gehen sollen.

Plausibel ist das Szenario ohnehin, denn viele Kraftwerke sind für ihre Betreiber nicht mehr rentabel: „Der Markt ist gut versorgt, viele Anlagen kommen daher nicht auf die nötigen Laufzeiten“, sagte ein Eon-Sprecher am Montag. Zu der Frage, wie es um die Rentabilität der Gaskraftwerke Irsching 3 in Bayern, Staudinger 4 in Hessen und Franken 1 in Nürnberg steht, um die es bei den Abschaltplänen gehen soll, äußerte er sich nicht.

Vermutlich gehören diese Blöcke aber tatsächlich zu jenen Kraftwerken, deren Stilllegung betriebswirtschaftlich geboten wäre. Gleichwohl kann es Situationen geben, in denen das Netz nicht auf sie verzichten kann – nämlich dann, wenn die Stromnachfrage hoch und die Erzeugung aus erneuerbaren Energien gering ist. Die Netzagentur findet daher die Abschaltpläne „nicht akzeptabel“.

Nun kann niemand ein Unternehmen zwingen, ein unrentables Kraftwerk zu betreiben. Abhilfe schaffen könnte die Einführung eines Kapazitätsmarktes: Dabei erhalten Kraftwerke nicht wie üblich den erzeugten Strom vergütet, sondern sie bekommen eine Prämie dafür, dass sie im Fall eines Engpasses als Erzeuger bereitstehen – wie eine Feuerwehr, die auch bezahlt wird, wenn sie nicht löschen muss. Möglicherweise wollte der Eon-Konzern, als er seine Planspiele durchsickern ließ, die Debatte über einen solchen Kapazitätsmarkt forcieren.

Dass über das Jahr betrachtet tatsächlich kein Mangel an Kraftwerken besteht, zeigt der Strommarkt derzeit übrigens sehr deutlich: Wer heute für 2013 Stromverträge abschließt, bekommt die Megawattstunde im Großhandel für 49 bis 50 Euro, so billig wie nie, seit die Kontrakte Anfang 2007 in den Handel kamen. Der Markt hat die Stilllegung von acht Atommeilern also spielend verdaut.

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