piwik no script img

Ende von Borussia Dortmunds DominanzWer hat Angst vor der gelben Wand?

Der BVB kann langfristig nicht mit den europäischen Topklubs mithalten. Schon wittern selbst Gegner wie der FC Augsburg gegen Dortmund Morgenluft.

Ehemaliger Erfolgsgarant: Dortmunder Südtribüne Bild: dpa

Vermutlich wusste Tobias Werner genau, was er tat, als er herausfordernd auf die Partie seines FC Augsburg in Dortmund vorausblickte. Mit einem Punkt beim BVB könne man leben, erklärte er, aber eigentlich laute das Ziel, drei Zähler aus dem Westfalenstadion zu entführen. Schließlich haben die Dortmunder zuletzt drei Heimspiele am Stück verloren. Die offenen Wunden des kommenden Gegners zu bearbeiten ist eine klassische Strategie im Spitzensport, und sie zeigte prompt Wirkung.

Exakt dieser abnehmende Respekt vor dem BVB sei „das wichtigste Thema“ dieser Saisonphase, erwiderte Jürgen Klopp auf die Provokation. Die Konkurrenz hat keine Angst mehr vor der gelben Wand und den Spielern, die rennen bis zum Umfallen. Das ist eine fatale Entwicklung, denn eigentlich wolle er von „niemandem hören, wenn er nach Dortmund fährt, dass er drei Punkte holen könnte“, verkündete der Dortmunder Trainer.

Der Übermut der Konkurrenz ist ein Schaden, den das missratene Hinrundenfinale mit nur vier Punkten aus sechs Partien hinterlassen hat. Und ob alleine die Genesung der vielen verletzten Spieler eine neue Phase des Erfolges initiieren kann, ist völlig unklar. „Es wird nach langer Zeit mal wieder enge Entscheidungen“ bei der Zusammensetzung der Startelf geben, meinte Klopp zwar; ob sich so das beschädigte Selbstvertrauen reparieren lässt und die vielen Nachlässigkeiten aus dem Spiel eliminiert werden können, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.

Immerhin freute Klopp sich zuletzt über eine Rückkehr der „Leichtigkeit in vielen Momenten“, und glaubt, dass die Mannschaft ein „neues Gefühl für die Notwendigkeit einiger Defensivmaßnahmen entwickelt“ habe. Klar ist aber auch, dass der BVB nie mehr so sein wird wie in der zauberhaften Erfolgszeit zwischen 2010 und 2013, als das Team von Euphorie getragen zum aufregendsten Projekt des europäischen Fußballs und Pionier avancierte.

Die besten Spieler gehen

Denn solche Kräfte lassen sich nicht konservieren, und so sind sie beim BVB gerade dabei, sich mit der hässlichen Erkenntnis anzufreunden, dass ein innovativer Fußball und ein brillanter Trainer nicht ausreichen, um mittelfristig mit den Giganten aus Madrid, London und München mitzuhalten. Immer noch lassen sich die besten Spieler weglocken, und dass die Neuzugänge immer so gut passen, wie in den vergangenen Jahren ist keineswegs garantiert.

Klopp hat längst erkannt, dass sich ein paar Dinge grundlegend ändern: „Wir werden uns nach einer langen Zeit in der Rolle des Gejagten mal wieder mit der Jägerrolle anfreunden müssen“, sagte er. Und es sind nicht mehr nur die Bayern, die gejagt werden, sondern auch Leverkusen, Mönchengladbach und vielleicht bald auch der VfL Wolfsburg.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • M
    Metamade

    Interessanter Artikel. Ich frage mich nur: Wie kommt Herr Theweleit zu dieser Einschätzung?