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Ende der historischen Feindschaft – aus Angst ums Überleben

■ Die beiden Hafenstädte Bremen und Hamburg vereinbaren endlich friedliche Seehafen-Koexistenz

Die Oberhäupter zweier Clans begraben nach mehr als 1000-jährigem Streit ihre Fehde und geloben friedliche Koexistenz. Und keine Formulierung ist ihnen zu schwülstig. Das „Ende der Hafenfeindschaft“ wird beschworen, „ein neues Kapitel“ in den bilateralen Beziehungen wird „aufgeschlagen“ und eine „faire und dauerhafte Kooperation“ für die beiderseits rosige Zukunft versprochen.

Abseits des Pathos ist die Realität eine nüchterne. Die Hanse- und Hafenstädte Bremen und Hamburg haben aus nackter ökonomischer Angst beschlossen, nicht länger um jeden Preis des Anderen Kiste zu begehren. In einer Erklärung, welche die sozialdemokratischen Bürgermeister Henning Scherf und Ortwin Runde gestern im Hamburger Rathaus unterzeichneten, wird die Absicht zu einer gleichberechtigten Partnerschaft zwischen den beiden größten deutschen Häfen bekundet. Angestrebt wird eine gemeinsame Holding für die drei marktbeherrschenden Betriebe auf den Containerterminals an Weser und Elbe. Unter dem gemeinsamen Dach könnten dann, so der Stand der Überlegungen, operative Töchter weitgehend selbstständig und flexibler als bislang die künftigen Eltern agieren.

Die beiden ganz oder überwiegend staatlichen Lagerhausgesellschaften BLG und HHLA sollen Kooperationsverhandlungen aufnehmen. Zum Mitmachen eingeladen wird die private Hamburger Eurokai, die bereits zusammen mit der BLG die Eurogate-Containerterminals in Bremerhaven und Hamburg betreibt. Eurokai hat zugesagt, „den Prozess konstruktiv zu begleiten“. Eine Lenkungsgruppe unter der Leitung der beiden Wirtschaftssenatoren Josef Hattig (CDU) und Thomas Mirow (SPD) sowie von BLG-Chef Detthold Aden und HHLA-Boss Peter Dietrich soll nun ein Konzept erarbeiten.

In der Konkurrenz zu den Seehäfen von Antwerpen und besonders Rotterdam gebe es nur mit einer gemeinsamen Strategie eine Chance zum Überleben, so die gemeinsame späte Erkenntnis der beiden Bürgermeister. Gefördert wurde diese durch die jüngste Debatte über einen Tiefwasserhafen an der Nordsee. Niedersachsens Regierungschef Sigmar Gabriel hatte zwei Gutachten werbewirksam dazu ausgenutzt, Wilhelmshaven zur allerersten Adresse für die Containerriesen der künftigen Generationen zu ernennen.

Das nahmen dem Genossen in Hannover vor allem die Hamburger übel. Sie treibt die Sorge um, die Elbmetropole würde dadurch von den großen Warenströmen abgeschnitten und zum Regionalhafen degradiert. Hamburg favorisiert deshalb Cuxhaven an der Elbmündung. Bremen hatte sich zwar für Wilhelmshaven engagiert, müsste dann allerdings mit einer starken Konkurrenz für die Container-Terminals in Bremerhaven rechnen. Die Bremer Handelskammer begrüßte grundsätzlich die Kooperation. Die Kaufleute warnen jedoch davor, nicht wettbewerbsfähige Kapazitäten durch dirigistische Maßnahmen auszulasten.

Sven-Michael Veit

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