piwik no script img

Elisa Haupert beobachtet Reinigungsroboter am HauptbahnhofMenschen als Hindernisse

Es ist Mittagszeit am Berliner Hauptbahnhof. Reisende laufen mit schweren Koffern hektisch durch die breiten Gänge, doch niemand weiß eine Antwort auf die Frage nach dem Austragungsort des Putzroboterrennens. Selbst die Mitarbeiter am Informationsschalter der Deutschen Bahn (DB) sind erst einmal ratlos. Wäre es vielleicht besser, man würde auch sie durch Roboter ersetzen?

Nach einigem Suchen ist der Austragungsort dann aber gefunden. Vier farbenfrohe Roboter haben die Aufmerksamkeit der Passanten erkennbar geweckt. Ein kleiner Junge schaut vergnügt über das rote Absperrband, das die Wettkampfarena eingrenzt, und lacht.

Der Wettbewerb sei ein Aufruf des digitalen Innovationslabors DB mindbox zusammen mit der Dienstleistungstochter DB Services, berichtet DB-Konzernsprecher Achim Strauß. Vier Reinigungsroboter internationaler Hersteller treten gegeneinander an. Sie sollen eine 200 Quadratmeter große Fläche des Hauptbahnhofs säubern. Der Gewinnerfirma winkt ein zweijähriger Vertrag mit der DB. Mit anderen Worten: Der beste Roboter darf zwei Jahre lang den Berliner Hauptbahnhof reinigen.

„Wir achten auf verschiedene Kriterien, etwa die Sicherheit unserer Fahrgäste, die Gründlichkeit der Roboter, wie gut sie navigieren, und auf eine optimale Reinigungsroute“, erklärt Strauß.

Doch zunächst muss alles erst mal ordentlich dreckig gemacht werden: Mitarbeiter der Deutschen Bahn verteilen Lebensmittel wie Cola, Milch und Ketchup auf dem Fußboden, um möglichst extreme Bedingungen für den Säuberungsvorgang zu schaffen. Dann fahren die vier Roboter nacheinander die Fläche ab und steuern zielstrebig auf die beschmutzten Stellen zu. Experten prüfen mit strengem Blick die Ergebnisse jedes Robotereinsatzes. In einem zweiten Durchlauf kontrolliert die Jury die Koordinationsfähigkeit der Reinigungsmaschinen, indem diese um Kisten, Säulen und Menschen herumfahren sollen, damit es später nicht zu Komplikationen kommt.

Aber nimmt solcher technologischer Fortschritt nicht Menschen die Arbeitsplätze? „Die Roboter sind dazu da, unsere ungefähr 6.000 Reinigungskräfte zu unterstützen“, erklärt der DB-Sprecher. Sie hätten dann „mehr Zeit und müssen keine schweren Sachen mehr herumtragen“, so Strauß. Außerdem könnten die Roboter nur gerade Flächen säubern: „Treppen und Ecken müssen die Reinigungskräfte auch weiterhin selber sauber machen, da die Roboter dort gar nicht hinkommen.“

Welches Modell das Rennen gemacht hat, will die Bahn im Laufe dieses Monats bekannt geben. Dann wird getestet, ob die Reinigungsroboter wirklich so viele Vorteile mit sich bringen, dass der Hauptbahnhof auch in Zukunft von Robotern gereinigt wird. Achim Strauß ist zuversichtlich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen