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ElektroschrottNeuer Sinn für alte Handys

Laut Schätzungen des Umweltbundesamtes verstauben etwa 60 Millionen gebrauchte Handys in bundesdeutschen Schubladen - sie werden weder weiterverwendet noch recycelt.

Alte Handys. Bild: kapungo - Lizenz: cc-by-sa

BERLIN taz | Öffnen sich hier am Freitag die Tore der Internationalen Funkausstellung (IFA), piept, blinkt und leuchtet es aus allen Richtungen. Bei der großen Zahl an Neuheiten, die jedes Jahr vorgestellt werden, stellt sich allerdings die Frage: Was passiert mit den Altgeräten, wenn sie von den Neuheiten ersetzt worden sind? Von besonders kurzer Gebrauchsdauer sind zum Beispiel Mobiltelefone: Nur etwa 18 bis 24 Monate, schätzen Experten, werden sie im Durchschnitt verwendet, bevor ein neues Gerät angeschafft wird.

Dabei verstauben laut Schätzungen des Umweltbundesamtes etwa 60 Millionen gebrauchte Handys in bundesdeutschen Schubladen - sie werden weder weiterverwendet noch recycelt. Einige tausend Tonnen Rohstoffe kommen da zusammen, vor allem teure und rare Edelmetalle, deren Förderung weltweit große Umweltprobleme verursacht. Rohstoffe, die wieder zur Handy-Produktion verwendet werden könnten. Nokia hat im vergangenem Jahr eine Studie vorgelegt, die belegt, dass nur drei Prozent der Konsumenten überhaupt ihre ausgedienten Geräte dem Recycling zuführen.

In der EU sind die Hersteller von Elektrogeräten verpflichtet, die von ihnen verkauften Produkte fachgerecht zu entsorgen. Die entsprechende EU-Richtlinie wurde im Jahre 2005 mit dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz in deutsches Recht überführt. Die Verbraucher sind seitdem verpflichtet, ihren Elektroschrott in gesondert zu entsorgen. Zwar organisieren die Kommunen weiterhin das Einsammeln, die Unternehmen sind allerdings dafür verantwortlich, die Altgeräte abzuholen und zu entsorgen.

Jährlich sollen für jeden Bundesbürger vier Kilogramm Elektroschrott wiederverwertet werden. Organisiert sind die Konzerne in Deutschland zu diesem Zweck in einer eigens gegründeten Stiftung, dem Elektro-Altgeräte-Register (ear). Hier müssen sich die Unternehmen registrieren, um in Deutschland mit ihren Waren handeln zu dürfen. Das Register organisiert die finanziellen Verpflichtungen, die sich aus dem Gesetz ergeben.

Laut einer UN-Studie könnten und sollten die Mengen an eingesammeltem Elektroschrott allerdings deutlich höher sein. Vor allem Kleingeräte wie Mp3-Player oder Handys bleiben zu oft zu Hause oder landen im Restmüll. Es mangelt also auch am Bewusstsein des Verbrauchers. Aufklärungsarbeit tut not: Die Nokia-Umfrage besagt, dass sich 80 Prozent der Verbraucher gar nicht darüber im Klaren sei, wie und wo sie ihre alten Telefone zum Recycling geben können.

In Deutschland gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst können die Verbraucher die Geräte in die richtigen Tonnen werfen. Zudem bietet die Telekom in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe Handy-Versandtaschen an, in die die Verbraucher ihre alten Geräte stecken und kostenlos an den Kommunikationskonzern schicken können.

Vom restlichen Elektroschrott getrennt, werden die eingeschickten Handys dann entweder zur Verwendung weitergegeben, oder die verarbeiteten Rohstoffe werden fachgerecht herausgeholt. Die Nichtregierungsorganisation Germanwatch schlägt darüber hinaus die Einführung finanzieller Anreize vor: So könnten ein Handy-Pfand oder ein Preisaufschlag auf neue Geräte, wenn man beim Neukauf kein altes abgibt, Verbraucher dazu bewegen, ihren Elektroschrott recyceln zu lassen.

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2 Kommentare

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  • Y
    Yadgar

    Dekadent... ich dachte, Telefone sind vor allem zum Telefonieren da - das sollte auch mit einem zehn Jahre alten Handy noch funktionieren!

     

    Aber das kann ich alter Zausel (*1969) wohl nicht verstehen...

    • @Yadgar:

      (sechseinhalb Jahre später)

       

      Mittlerweile habe ich festgestellt, dass auf längeren Fahrradtouren so ein Smartphone als Navigationsgerät unübertroffen ist - die Herumkruschtelei mit Papier-Landkarten, womöglich noch bei Wind, geht mir schon lange auf die Nerven, und sobald die Reise weiter geht als wenige hundert Kilometer, schleppt man mehrere Karten mit, das muss wirklich nicht sein!

       

      Navigation geht übrigens dank famoser Apps wie Osmand auch offline, man muss nicht dem ganzen Internet erzählen, wo man sich gerade aufhält...

       

      Trotzdem wird aus mir wohl kein "Smombie" werden...