Elbphilharmonie: Pfusch am Glashaus
Elbphilharmonie-Architekten monieren eklatante Baumängel an Fassade und Konzertsaal. Baufirma gibt alles zu. Mehr Qualitätsmanagement will sie aber nicht.
Die Elbphilharmonie wird zunächst nicht weiter gebaut. Jedenfalls nicht deren Sockel, der aus dem Jahr 1963 stammende Kaispeicher von Werner Kallmorgen, auf dem der Glaskoloss künftig ruhen soll. Hintergrund des Baustopps, den die städtische Realisierungsgesellschaft Rege verhängte, sind Mängel, die die Architekten Herzog & de Meuron Ende voriger Woche festgestellt hatten. Im Laufe der Bauarbeiten sei Zementschlamm in das poröse Mauerwerk der Fassade gelangt, den die Baufirma Hochtief nicht wirksam beseitigt habe.
Ein Gutachter soll jetzt klären, wie die Verschmutzung zu entfernen ist. "Bis ein überzeugendes Sanierungskonzept vorliegt, ruhen die Bauarbeiten an der Fassade", bestätigte Kulturbehörden-Sprecher Karl Olaf Petters am Montag gegenüber der taz. Wie lange das dauern werde, wusste auch Hochtief-Sprecher Bernd Pütter nicht: "Wir haben bereits Vorschläge gemacht, aber die Stadt will ein eigenes Gutachten erstellen lassen."
Damit erschöpft sich die Liste der Baumängel aber nicht, die die Architekten auf Bitten von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) erstellt hatten. Danach seien einige der Betonrippen, auf denen der große Konzertsaal ruhe, zu tief eingebaut - und einige der dazu gehörenden Federpakete schief. Um bis zu 110 Millimeter weiche deren Lage von den Bauplänen ab; erlaubt seinen maximal 20 Millimeter. Dies könne, so die Architekten, die Tragfähigkeit der Betonrippen und damit die Stabilität des Konzertsaals beeinträchtigen. Hochtief sagt, diese Mängel seien nicht sicherheitsrelevant. "Einzelne Dinge müssen nachjustiert werden. Das werden wir tun", sagte Pütter der taz. "Sie betreffen aber ausschließlich die Optik."
Das sieht die Kultursenatorin, die sich am Montag zum Krisengespräch mit Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter traf, anders: Vehement fordert sie eine Verbesserung des Qualitätsmanagements. "Ich erwarte von einem Unternehmen wie Hochtief, dass es von Anfang an hochwertige Qualität baut", sagte sie.
Warum die Mängel so spät auffielen, weiß auch der Hochtief-Sprecher nicht genau. "Sie sind uns am 15. 4. aufgefallen", sagte er - genau dann, als auch die Stadt Hamburg sie bemerkt hatte. Das Qualitätsmanagement von Hochtief sei im übrigen "erstklassig": Hochtief selbst prüfe ständig und habe insgesamt acht Sachverständige für alle Teilbereiche bestellt. Zudem prüfe ein staatlich vereidigter Ingenieur die Betonarbeiten. Pütter: "Wir halten die Forderung nach besserem Qualitätsmanagement für unangebracht." Man ziele im Gegenteil auf ein konstruktives Miteinander, betonte Hochtief-Vorstand Lütkestratkötter am Abend bei einer Podiumsdiskussion. "Und wenn es Mängel geben sollte, werden sie ordnungsgemäß beseitigt."
Trotzdem rücken die Mängel, die den Terminplan laut Kulturbehörde nicht behindern, die Baufirma erneut ins Zwielicht. Hochtief hat bis heute keinen verbindlichen Terminplan geliefert, die Stadt Hamburg hat das Unternehmen deshalb verklagt.
Die Elbphilharmonie bleibe "das Paradebeispiel" für die gescheiterten Public-Private-Partnership-Projekte des Senats, sagt Norbert Hackbusch, der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion. Am chaotischen Projektmanagement der Stadt habe sich nichts verbessert.
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