Ekelobst Banane: Breitbreiig, fadentreu, unverschält
Was schmecken wir? Eine anspruchslose Süße. Was spüren wir? Material von Reisbreikonsistenz. Die Banane ist ein Menschheitsübel allerletzter Güte.

K ranke Scheiße: Bananen und Ingwer gehören zur selben Pflanzenordnung. Wer hätte das gedacht? Ich schon mal nicht. Nun gut, da gibt es noch die Starbotanikerin Professorin Doktorin Staudentrieb, die in ihrem Podcast mit immer neuen Bananenfakten seit Wochen die ganze Republik aufwirbelt. Sie wusste das sicher. Aber wollen wir uns wirklich von Botanikerinnen sagen lassen, was wir zu essen haben?
Anders als der Ingwer nämlich, ein toller Männervorname, aber auch eine tolle Irgendwaspflanze, mit der man sich prima Schleim und Mikroben aus dem Rachen ätzen kann, ist die Banane ein Graus. Ein Menschheitsübel allerletzter Güte, eine Beleidigung für all die Beleidigungen, die sonst unseren Gaumen beleidigen. Gebogen in der Form, damit die Kinder nach dem Grund dafür fragen und nicht, warum so viele Menschen die Knechtschaft dem Kommunismus vorziehen.
Der Fisch stinkt vom Kopf, den ja auch die Banane besitzt. Allein: Sie lässt sich dort, anders als im Kindergarten gelernt, gar nicht öffnen. Drück, drück, matsch, matsch. Und am anderen Ende dasselbe. Nur die Bastelschere gewährt verlässlich Zugang zur Fruchtkuttel.
Was schmecken wir? Eine anspruchslose Süße. Was spüren wir? Material von Reisbreikonsistenz. Wir schlucken, und das Bananenstück – wir können nichts dagegen tun, das ist seine und ist unsere Anatomie – hängt seine Ekelfäden an unsere Schleimhaut, will sich im Hals strangulieren und uns gleich mit. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt, wir greifen im Erstickungsrausch das Glas mit dem letzten Schluck Ingwertee, spülen und siegen.
Für ein Lebensmittel, mit dessen Handel sich locker drei Viertel aller Kriege des 20. Jahrhunderts in Verbindung bringen lassen, hält sich die Banane ganz schön unverblümt in den Marktregalen, Mundköpfen und Haushalten. Sie dient als Vorwand für rassistische Beleidigungen oder, in harmloseren Spielarten, als Slapstick-Garant. Das ist Gedankenmumpitz, der in jedem Taufbecken im Umkreis von 50 Kilometern ein wütendes Donnern von oben sichtbar werden lässt.

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Mutige These: Man kann gar nicht auf einer Bananenschale ausrutschen. Haben Sie es schon mal selbst ausprobiert? Nein? Und wissen Sie eigentlich, wie komisch es dagegen ist, wenn man sich eine Handvoll Ingwerwürfel über die Haarpracht verteilt?
Bananenbrot, Bananenbier, Bananencolliers für vornehme Damen: Das alles geht, Wissenschaft hin oder her, doch ein wenig zu weit. Wäre Helmut Schmidt noch am Leben, würde er zuerst sagen, dass damals niemand Nazi war, und uns dann alle für verrückt erklären.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden