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Eisenbahner streiken weiter

■ Französische Eisenbahner weisen Zugeständnisse der SNCF als unzureichend zurück / Streiks sollen jetzt verschärft werden / Polizei geht auf Bahnhöfen gegen streikende Arbeiter vor

Paris (afp) - Trotz des ersten Einlenkens der Regierung hat sich der längste Eisenbahnerstreik in Frankreich seit den Maiunruhen von 1968 am Freitag weiter verschärft. Zugleich zeichnete sich ein Ausweiten des Konflikts auf andere Bereiche des öffentlichen Dienstes ab. Die pro–kommunistische Gewerkschaft CGT kündigte an, sie werde die Aktion auf eine „höhere Ebene“ tragen. Für kommende Woche hat sie bereits zu Arbeitsniederlegungen bei den Pariser Verkehrsbetrieben RATP und den staatlichen Elektrizitätswerken EDF aufgerufen. Auf einer Reihe von Vollversammlungen erklärten die Eisenbahner die Zugeständnisse der Staatsbahn SNCF hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und der vorgesehenen Änderungen bei der Lohnstruktur für unzureichend und forderten neue Verhandlungen. Dies lehnte die Direktion der SNCF ab. Der von der Regierung eingesetzte Schlichter hatte zwar versichert, die umstrittene neue Lohnskala - die vor allem die Einführung von Leistungskriterien vorsieht - existiere nicht mehr, aber nicht ausdrücklich von einem Rückzug des Projekts gesprochen. Um „ernsthafte Verhandlungen“ zu erzwingen, hatten die Streikenden am Freitag morgen mehrere Bahnhöfe in Paris und in der Provinz Gleise und Weichenschaltzentralen besetzt. In Paris ließ die SNCF–Leitung mehrere Bahnhöfe von Mitgliedern der Bereitschaftspolizei CRS räumen. Insgesamt hatte die Bahndirektion für Freitag 36 Fernzüge ab Paris vorgesehen. In mehreren Fällen mußten die Züge vor Paris halten, weil Streikende die Rangierbahnhöfe besetzt hatten. Am Pariser Regierungssitz Matignon trafen sich am Freitag vormittag die von dem Konflikt betroffenen Minister unter Leitung von Premierminister Jacques Chirac zu einer neuen Krisensitzung. Am Nachmittag wollten sich die Streikkomitees erneut treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Bis Redaktionsschluß wurden keine Entscheidungen bekannt. Unterdessen hat der Empfang einer Delegation von Streikenden durch den Präsidenten Francois Mitterrand am Neujahrestag zu einer politischen Kontroverse geführt. Der Generalsekretär der neo–gaullistischen Regierungspartei RPR, Jacques Toubon (RPR), warf dem sozialistischen Staatschef vor, er habe mit dieser Geste die „Extremisten“ unter den Streikenden ermutigt. Mitterrand hatte gegenüber der Delegation betont, er habe keine verfassungsrechtliche Möglichkeit, in den Konflikt einzugreifen. Wenn man ihn aber darum bitte, werde er seine Meinung sagen, zu der er gelangt sei, indem er den im Mittelpunkt des Problems Stehenden zugehört habe. Kein Minister der Regierung Chirac hat bislang Vertreter der Eisenbahner empfangen.

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