Patrick Lange über Frankfurter Triathlon: „Einziges Rennen, das ich nicht geknackt habe“
Der dreimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange, 38, erklärt, warum er auch dieses Mal beim Triathlon in Frankfurt wenig Erfolgschancen sieht.
taz: Herr Lange, wie ist es um Ihre Fitness bestellt?
Patrick Lange: Ich bin wirklich froh, dass ich rechtzeitig gesund geworden bin. Bis vor zwei Wochen stand noch zur Debatte, ob ich überhaupt starten kann. Eine Entzündung in den Adduktoren hat kein richtiges Lauftraining zugelassen. Ich war froh, dass ich zuletzt eine komplette Trainingswoche mit einem längeren Lauf über anderthalb Stunden komplett schmerzfrei absolvieren konnte. Ich fühle mich fit, habe aber nicht das Fitnesslevel wie auf Hawaii. Daher muss ich in dem Starterfeld eher kleine Brötchen backen. Es gibt 15 Kandidaten fürs Podium. Kristian Blummenfelt hat jedes Rennen in dieser Saison gewonnen, Magnus Ditlev ist wirklich eine Maschine – und mein Schrecken aus Roth.
taz: Also kommen Sie für den Sieg eher nicht infrage?
Patrick Lange: Frankfurt ist das einzige Rennen auf der Welt, dessen Code ich noch nicht geknackt habe, aber meine Erwartungshaltung ist gedämpft. Wenn ich ums Podium mitkämpfe, wäre das eine Überraschung. Mein wichtigstes Rennen ist die Ironman-Weltmeisterschaft am 14. September in Nizza. Dafür werde ich in Frankfurt auch keine Verletzung riskieren, nur um ins Ziel zu kommen.
taz: Gibt es Gründe für den Frankfurt-Fluch?
Patrick Lange: Natürlich kann man das analysieren: 2017 war ich verletzt, 2018 war ich zwar auf dem Podium, habe aber Fehler bei der Ernährung gemacht. 2019 war die Geschichte mit meiner Mutter (verstarb 2020 an Krebs; Anm. d. Red.). 2024 war es arschkalt, also gar nicht meine Bedingungen. Es war also über die Jahre eine Verkettung unglücklicher Umstände. Ich habe oft genug unter Beweis gestellt, dass ich es besser machen kann. Ich versuche, ganz locker damit umzugehen.
taz: Machen Sie dafür etwas anders?
Patrick Lange: Wir haben uns Gedanken gemacht, was wir in Frankfurt verändern. Ich war vor drei Wochen vor Ort und habe mir alles noch mal in Ruhe angesehen. Das fängt schon am Langener Waldsee an: Ich habe mich dort im Vorjahr mitten reingestellt, bin dann beim Start als kleinerer Athlet von den Größeren überrannt worden. Ich habe das Rennen damals auf den ersten 20 Metern schon verloren. Jetzt weiß ich, wo ich mich hinstelle und wie ich die erste Boje anschwimme. Ich werde diesmal auch nicht im Athletenhotel in Frankfurt sein, sondern habe mir eine Wohnung in Langen gemietet.
taz: Nach Ihrem dritten WM-Titel war viel los. Wie haben Sie das verarbeitet?
Patrick Lange: Nach meinem zweiten Hawaii-Sieg bin ich 2018/2019 wirklich in ein mentales Loch gefallen – diesmal bin ich deutlich besser damit umgegangen. Es sind wahnsinnig viele Anfragen hereingekommen. Wir haben versucht, viele Menschen außerhalb des Triathlons zu erreichen. Ich möchte, dass die Sportart größer wird. Das ruhige Ausdauertraining im Dezember hat mir durch die vielen PR-Termine diesmal gefehlt. Vermutlich habe ich so auch die Verletzung provoziert, aber ich bereue nichts.
taz: Was sind Ihre Zukunftspläne?
Patrick Lange: Ich bin heilfroh, dass der Ironman für die Weltmeisterschaft an seine Wurzeln nach Hawaii zurückkehrt. Mit Frauen und Männern. Es war doch immer das Rennen, das Triathleten wie Jan Frodeno oder mich angetrieben hat. 2026 will ich dort definitiv starten. Wenn ich aber irgendwann meine Karriere beende, soll das in Deutschland sein. Aber bis dahin sind noch ein paar Jahre Zeit (lacht).
taz: In Frankfurt sind einige Newcomer aus Deutschland am Start: Jonas Schomburg ist Dritter beim Ironman Südafrika geworden. Wächst da ein Nachfolger heran?
Patrick Lange: Er ist sicherlich der interessanteste Triathlet, der da hochkommt. Er bringt eine enorme Angangsgeschwindigkeit mit. Es ist cool, wie er mit offenem Visier die Rennen angeht. Das wird spannend. Gut zu sehen, dass wir uns um die nächste Generation starker deutscher Langdistanztriathleten keine Sorgen machen müssen. Solange ich fit bin, versuche ich, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.
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