piwik no script img

Einwohner der Insel Lesbos klagen"Lesben sollen sich nicht so nennen!"

Es klingt wie ein Witz: Drei Einwohner der Insel Lesbos wollen homosexuellen Frauen verbieten, sich als lesbisch zu bezeichnen und veröffentlichten eine Erklärung in einer Zeitung. Im Juni wird verhandelt.

Äh, wie heißt das jetzt? Bild: dpa

ATHEN/BERLIN dpa/taz Au weia: Drei Einwohner der griechischen Insel Lesbos haben einstweilige Verfügungen gegen die Nutzung der Begriffe "Lesbe" oder "lesbisch" durch homosexuelle Frauen beantragt. "Wir wenden uns gegen die willkürliche Nutzung des Namens unserer Heimat von Personen, die eigenartig sind", hieß es in einer Erklärung, die die konservative Zeitschrift O Davlos am Dienstag veröffentlichte.

Zu den drei Klägern gehört auch der Chefredakteur der Zeitung, Dimitris Lambrou: "Sie reißen den Begriff "Lesbe" oder "lesbisch" an sich. Das wollen wir nicht zulassen", schrieb er. Er und zwei Frauen aus Lesbos empfänden es als "beschämend", den Namen ihres Geburtsortes zu nennen, da er weltweit mittlerweile etwas völlig anderes bedeute. Der Antrag auf eine einstweilige Verfügung soll am 10. Juni in Athen behandelt werden.

Der Begriff "Lesbe" ist seit jeher mit der Insel Lesbos in der östlichen Ägäis verbunden. Von dort stammt die griechische Dichterin Sappho - eine der wichtigsten und bedeutendsten Poetinnen der Antike, deren Dichtung homosexuelle Züge trägt. Seit den 60er Jahren wird das Wort "lesbisch" für weibliche Homosexualität gebraucht. Auf Lesbos finden jedes Jahr mehrmals Treffen lesbischer Frauen statt. Viele Inselbewohner sehen das als positives Ereignis, da die Insel auch vom Tourismus lebt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • E
    Eleni

    Selten so gelacht. Echt witzige Aktion, schade, dass die Trias sie ernst meint... Ich stelle mir gerade den-die Richter-in vor. Großes Kino!

     

    Aber zum Kommentar davor: Griechenland homophob? Und die gefühlte Mehrheit (sorry ich habe keine Statistik parat) Bevölkerung die homosexuelle Erfahrungen hat, was ist sie denn? Schizophren?

     

    Naja, egal, ich habe in Deutschland und Spanien mehr Homophobie erlebt als in Griechenland, aber so ist es, wenn man richtig irgendwo lebt und nicht einfach das Leben durch Filme und Tourismus erfährt. Frau kann dann die Erfahrung sprechen lassen und nicht Platitüden verbreiten...

  • P
    peter

    Genau, sehr gute Idee. Und gleich morgen gehe ich zum Gericht und reiche Klage ein gegen alle Wurstverarbeitenden Betriebe die den Betrieb Hamburger, Frankfurter etc benutzen. Ich als Hamburger möchte nicht, dass weltweit mit meiner Herkunftsbezeichnung fettige, krank und dick machende Nahrungsmittel bezeichnet werden. Auch sollen gefälligst Berliner wieder Krapfen oder Pfannkuchen heißen. Und zwar uberall auf der Welt!!

    Diese Diskriminierung geht zu weit!

     

    Man, also manche Griechen scheinen nicht zu merken, wie lächerlich sie sich mit ihrer Homophobie machen.

  • D
    Dowanda

    So homophob, wie Griechenland ist, würde mich das nicht wundern wenn das vor Gericht durchgeht... da musste man ja sogar im Alexander-Film dessen Homosexualität im Vorspann dementieren lassen, sonst hätten die sonnigen Hellenen wohl sofort zum Aufstand gerufen.

    Sollten die drei selbsternannten Etymologen in ihrem Ansinnen recht bekommen, können sie dann bitte aber auch grad umgehend die Bruttotourismuseinnahmen, die die Insel mit den Lesben lukriert haben, aus dem eigenen Sack zurückzahlen. So schmutziges Geld werden sie dann ja nicht wollen.