Eintracht Frankfurt: Träume von Turin und Albtraum Liga
Während die Eintracht in Europa und im DFB-Pokal glänzt, spielt sie in der Bundesliga wie ein Abstiegskandidat. Gegen Hoffenheim soll die Wende gelingen.
FRANKFURT taz | In der Kür hui, in der Pflicht pfui: Die Fußballer der Frankfurter Eintracht tun sich derzeit mit dem Tanz auf mehreren Hochzeiten extrem schwer. Während die schon zur „Pokalmannschaft“ ausgerufene Eintracht unter der Woche regelmäßig Erfolge verbuchen kann, bietet das Wochenende meist Tristesse. Denn was in der Europa-League und im DFB-Pokal funktioniert, läuft in der Bundesliga schief.
Das sind die zwei Frankfurter Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Bei den lange herbeigesehnten internationalen Auftritten wissen die Frankfurter regelmäßig zu überzeugen. In der Gruppenphase der Europa-League steht die Eintracht uneinholbar auf dem ersten Platz der Gruppe F. Die Fans träumen schon von Turin, wo im Mai 2014 das Finale der Euro-League gespielt wird.
Und drei Tage später soll die Saison am besten mit dem Pokal-Finale in Berlin beendet werden. Am Mittwoch feierten die Frankfurter mit einem Sieg über den SV Sandhausen den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals.
Allerdings ist da eben noch diese andere Welt, von der sie am Main eigentlich wissen sollten, dass sie die wichtigere ist: die Bundesliga. Dort hat die Eintracht nur magere elf Punkte gesammelt und steht auf dem fünfzehnten Platz. Seit zehn Spieltagen wartet die Mannschaft bereits auf einen Sieg, daheim konnte sie noch gar nicht gewinnen.
Pech und Negativsog
Am Anfang der Saison war noch von „Pech“ die Rede, weil das Team von Trainer Armin Veh tatsächlich oft besser als der Gegner spielte, aber die nötigen Punkte nicht einfahren konnte. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Da war der Fluch der letzten Spielminuten, in denen die Eintracht regelmäßig Gegentore kassierte. Dazu kam „Verletzungspech“: Regelmäßig fehlen etliche Stammspieler, was im Verein auch auf die Dreifachbelastung und die fehlenden Reha-Phasen zurückgeführt wird.
Doch alleine von Pech und einem Negativsog zu sprechen, wird der Situation nicht gerecht – inzwischen spielt die Mannschaft eher wie ein Abstiegskandidat als wie ein Anwärter auf die internationalen Plätze. Die derzeitige Krise offenbart denn auch das eigentliche Problem: Die Eintracht hat schlichtweg nicht genügend hochklassige Spieler.
Sind dann einige Leistungsträger der fulminanten letzten Saison verletzt (Alex Meier, Marco Russ, Bamba Anderson) und andere außer Form (Bastian Oczipka, Takashi Inui, Sebastian Jung), kann die zweite Garde die Mannschaft nicht aus der Misere führen. Auch die Neuzugänge aus dem Sommer können bisher nur mäßig überzeugen.
Mangelnde Qualität der Gegner?
Der Grund, warum die Frankfurter in den Pokalwettbewerben dennoch triumphierten, dürfte die höhere Motivation sein, besonders in der Euro-League. Zudem sind die internationalen Erfolge teils auf die mangelnde Qualität der Gegner zurückzuführen. Wie übrigens auch im DFB-Pokal, wo die Eintracht bisher nur gegen unterklassige Gegner spielte.
Doch letztlich müssen sie in Frankfurt das Ruder irgendwie herumreißen. Dass die Mannschaft prinzipiell die nötige Qualität dazu besitzt, zeigte sie in der vergangenen Saison. Und nach der Winterpause kann sich die Eintracht zunächst ganz auf die Pflicht konzentrieren, das nächste Europacup-Spiel steht erst am 20. Februar an. Doch am besten sollte die Wende schon an diesem Samstag gegen den Tabellennachbarn aus Hoffenheim gelingen.
Dafür muss aber erstmal in den Köpfen der Spieler ankommen, was die Tabelle schon länger aussagt: In der Bundesliga steckt die Eintracht mitten im Abstiegskampf. Darüber können auch die Erfolge in Europa nicht hinwegtäuschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!