Einstiges Spaßbad der DDR: Ausgebremster Badebetrieb

Berlin hat im Rechtsstreit um ein Sportzentrum einen Erfolg erzielt. Die Bevölkerung aber hat beim Gezerre um das Bad schon verloren.

Eine Teil-Ansicht des Sport- und Erholungszentrums SEZ in Berlin

War mal der Zukunft zugewandt, zeigt sich heute als ruinenhafter Spaß: das SEZ Foto: Florian Schuh/picture alliance

BERLIN taz | Klingt erst einmal gut: “Berlin gewinnt Berufungsverfahren“. So verkündete es die Berliner Senatsverwaltung für Finanzen vor ein paar Tagen in einer Pressemitteilung über den Streit um eine Immobilie, der für sie schon seit vielen Jahren eine einzige große Peinlichkeit ist. Das SEZ, kurz für Sport- und Erholungszentrum, in Friedrichshain, ein Anfang der Achtziger gebautes Spaßbad der Superlative, das von Erich Honecker persönlich eröffnet wurde, müsse vom aktuellen Besitzer, einem Leipziger Investor, an Berlin zurückgegeben werden, so das Kammergericht.

Allerdings kann der Investor noch versuchen, eine Revision vor dem Bundesgerichtshof zu erwirken. Und nebenbei läuft auch ein weiterer Rechtsstreit zwischen Investor und dem Senat um Bebauungspläne für das Gelände, die Berlin gegen die Interessen des derzeitigen Besitzers durchsetzen möchte, obwohl der Stadt das Gelände aktuell gar nicht gehört. So, wie sich Investor Rainer Löhnitz immer wieder zum Drama rund um das SEZ geäußert hat, kann man davon ausgehen, dass er nicht einfach klein beigeben wird, sondern die Gerichte durch alle Instanzen hin beschäftigt, die ihm offen stehen.

Es kann also noch Monate, wenn nicht Jahre, so weitergehen mit dem traurigen Gezerre um einen einstigen Prunkbau, der heute mehr einer Ruine ähnelt.

Der Fall SEZ ist eine Posse in XXL-­Dimension. Nach der Wende wusste niemand mehr etwas anzufangen mit dem überdimensionierten Bau, der auf über 50.000 Quadratmeter Fläche Freizeit- und Badespaß in allen nur erdenklichen Varianten bot. Es fehlte einfach das Geld, um weiterzumachen, und man schloss den Laden erst einmal.

Sauna und Tischtennis, aber kein Badbetrieb

Bis Löhnitz kam, mit dem angeblichen Versprechen, hier die Bevölkerung wieder planschen zu lassen. Tolle Sache, dachte sich die Berliner Finanzverwaltung, und übertrug das Gelände, das laut Medien inzwischen 235 Millionen Euro wert sein soll, für einen symbolischen Euro an Löhnitz. Der renovierte, eröffnete eine Sauna, bot Badminton und Tischtennis an. Aber keinen Bäderbetrieb.

Irgendwann fragte der Bund der Steuerzahler, was das denn für ein komischer Deal gewesen sei. Und die Streitereien zwischen Investor und dem Senat gingen los. Die paar Planschbecken im SEZ, das sei ja wohl Badebetrieb genug, meinte der Investor. Unsinn, so die Gegenseite, deswegen müsse der Deal rückabgewickelt werden. Immerhin: Das nun ergangene Gerichtsurteil ist zumindest ein Etappensieg für die Stadt.

Komisch ist nur, dass am Ende keine der beiden Seiten mehr am Comeback eines Badebetriebs im SEZ interessiert sein wird. Da wird nun jahrelang über das Ob und Wie eines solchen gerungen, aber inzwischen wollen alle das Riesenobjekt nur noch abreißen und das Grundstück neu bebauen.

Dabei strahlt das SEZ zumindest innen noch ganz schön viel erhaltenswerten DDR-Charme aus, und manche sagen, Berlin könnte an dieser Stelle ein Spaßbad eigentlich gut vertragen. Aber wahrscheinlich soll, falls am Ende der Senat den Riesenklotz tatsächlich zurückbekommt, der einfach weg, damit niemand mehr vor diesem stehen und sich fragen kann, wie es eigentlich sein kann, dass man sich fast 20 Jahre von einem Investor an der Nase hat herumführen lassen.

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Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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