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Einsatz gegen Einwände der BundeswehrTödliches Kommando

Die Amerikanische ISAF-Führung soll den tödlichen Einsatz am Donnerstag gegen Bedenken der Bundeswehr angeordnet haben. Ab Dienstag ist US-General Stanley McChrystal in Berlin zu Besuch.

US-General Stanley McChrystal unterzeichnet das Kondolenzbuch für getötete deutsche Soldaten. Bild: Reuters

Der Kommandeur der deutschen Truppen in Nordafghanistan hat schon im Vorfeld schwere Bedenken gegen den Einsatz vorgebracht, bei dem am Donnerstag vier Bundeswehr-Soldaten getötet wurden. Der deutsche General habe darauf hingewiesen, dass wegen eines Truppentausches "keine maximale Unterstützung für die Operation zu diesem Zeitpunkt möglich wäre", bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums einen Bericht der Bild am Sonntag.

Die Bundeswehr habe den Einsatz unter anderem wegen des unübersichtlichen Geländes für übereilt gehalten, berichtet die Zeitung. Die Isaf-Führung unter Stanley McChrystal habe aber den raschen Beginn angeordnet. Tatsächlich seien statt der zugesagten 1 300 afghanischen Soldaten am Ende nur einige Hundert verfügbar gewesen.

Der Vorfall dürfte auch Thema bei dem Besuch von US-General Stanley McChrystal am Dienstag in Berlin sein. McChrystal soll dann unter anderem vor den Mitgliedern des Verteidigungsausschusses im Bundestag sprechen. "Ich erwarte, dass McChrystal uns deutlich sagt, was wir tun müssen, damit der Abzug ab 2011 möglich ist", sagte der CDU-Politiker Andreas Schockenhoff der taz. "Es wird spannend, zu erfahren, wie McChrystal die Truppen, die er derzeit einzuwerben versucht, bis 2011 wieder herausbekommen will", sagte Paul Schäfer (Linkspartei).

Zusätzlich erwarten die Mitglieder des Verteidigungsausschusses einen detaillierten Bericht zu der Sicherheitslage. "Ich hoffe, dass McChrystal mehr Angaben macht als die Bundesregierung," sagte der grüne Verteidigungspolitiker Omid Nouripour. "Ist es jetzt gefährlicher, weil die Bundeswehr offensiver vorgeht? Oder sind die Taliban im Norden weil sie anderswo vertrieben wurden?"

Unklar ist noch, ob McChrystal konkrete Forderungen an die deutsche Regierung äußern wird. Die Leipziger Volkszeitung hatte berichtet, dass McChrystal "einen wichtigen Beitrag" der Bundeswehr bei der anstehenden Großoffensive gegen die Taliban erwartet. "So direkt wird McChrystal sicher nicht auftreten", sagte Paul Schäfer der taz. "Er wird es diplomatischer ausdrücken, und von allen Bündnispartnern mehr Einsatz wünschen. Aber es ist absehbar, dass er einen langen Wunschzettel im Gepäck haben wird."

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7 Kommentare

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  • RM
    Regine Metes

    Warum McCrystal fragen, wenn man selber Bescheid weiß?

    Jedenfalls konnte man es in der ZEIT lesen: der Einsatz galt der Erkundung von "Transportwegen" (wer transport was wohin???). Was für Aufgaben haben die Soldaten eigentlich? Der Auftrag sind jedenfalls nicht nach humanitärem Einsatz aus.

  • E
    end.the.occupation

    >> "Ich hoffe, dass McChrystal mehr Angaben macht als die Bundesregierung," sagte der grüne Verteidigungspolitiker Omid Nouripour.

     

    Der Vertreter des Souveräns der BRD - des Wählers - Herr Omid Nouripour erwartet sich also mehr Angaben von einem US-General, wie von der deutschen Bundesregierung.

    Man fragt sich, wofür solche Volksvertreter eigentlich gebraucht werden, die es offenbar akzeptieren sich für dumm verkaufen zu lassen.

     

    Wäre es da nicht besser, wenn McChrystal gleich in das Kanzleramt einzieht und die Kanzlerdarstellerin rauswirft, bei der man nie den Eindruck hat, dass Kanzler ist, sondern dass sie ihn nur gelegentlich, zufällig in der Toilette trifft.

     

    Bemerkenswert auch der Versuch McChrystal die Schuld für den letzten tödlichen Angriff des afgh. Widerstands anzulasten.

    Man kann sich nicht so ganz des Eindrucks verschliessen, dass das etwas mit dem Verhalten McChrystals unmittelbar nach dem bislang schwersten Kriegsverbrechen der Bundesrepublik Deutschland in Afghanistan zu tun hat - dem Massaker bei Omarkhil.

     

    Denn ganz anders wie die drei Affen in Berlin - 'Nichts sehen, hören oder sagen' - liess McChrystal die am. Piloten für den Angriff bestrafen

    http://www.sueddeutsche.de/politik/63/500331/text/

    und fuhr damit auch den Vertuschern und Heuchlern in Berlin in die Parade.

     

    Befund: Deutschnationaler Antiamerikanismus - so wie schon unlängst bei dem Lynchvideo aus Bagdad.

  • SH
    stefan heinrich ebner

    Soldaten !?

  • B
    BerlinAMan

    Sonst noch Zweifel, wer Herr ist und wer Knecht?

    Der Hegemon USA hat die Bundeswehr gerufen, jahrelang als zu lasch diffamiert, argumentiert, wo keine toten Bundeswehrsoldaten, da kein Wille zum Einsatz. Nun sind weitere Bundeswehrtote da, es wird weiter gehen. Wofür? Für strategische Ziele des US-Hegemons, die vermutlich auch Merkel nicht mitgeteilt werden. Also werden die deutschen Soldaten für fremde Interessen weiter töten und getötet werden.

    Der Ruf, holt die Bundeswehr heim ist hoffnungslos. Sie darf nämlich nicht heim. Der Hegomon schweißt seine Verbündeten durch Krieg an sich.

     

    Die Politiker in Berlin blättern weiter in ihrem Märchenbuch. Sie suchen nach weiteren Märchen die sie uns als Kriegsbegründung erzählen können.

     

    Von den strategischen Plänen der USA zur Neuordnung des Nahen und Mittleren Ostens weiß man. Trotzdem tun alle so, als wäre dies nie bekannt geworden.

    Es wird weiter US-Angriffskriege geben.

  • J
    JGO

    Die Afganen sind ja auch nicht doof. Sollen sich doch zuerst mal die anderen zusammenschiessen lassen.

  • FK
    Fritz Katzfuß

    Das war doch gut gestern von Willemsen, dass er nahcfragte, wie die Budneswehr A. bis 2011 stabilisert haben will, dann wollen die Amis ja raus aus dem Land. Niebel sagte darauf, er hätte viel Geld, eine Milliarde Euro oder so und damit würde er es schaffen. Unsere Miltärs und Politiker sind leider völlig gaga. Aueßrdem müssen sie noch den Iran befreien, Da gibt es auch keine Frauenbauftragte. Mit deren Feheln hat eine Frau Müller von den GRÜNEN tatsächlich den Tod der deutschen Budnedswehr soldaten am Hinduksuch begründet.

  • VR
    Volker Rockel

    Interessant ist, bei all der Diskussion über die (geordnete) Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte, dass keiner die Frage stellt, ob diese überhaupt für eine Übernahme vorbereitet sind! Fakt ist,- sie sind es nicht!

     

    Es bestehen nicht nur erhebliche Defizite im Aufwuchs und in der Ausbildung, sondern insbesondere auch in der Ausrüstung!

     

     

    Wir diskutieren (berechtigterweise) die deutschen Einsatzkräfte mit umfangreicher Schutzausstattung und angemessener Bewaffnung, der Bedrohungslage entsprechend, auszurüsten.- Der normale afghanische Soldat, kennt gerade mal eine funktionierendes Gewehr und die dazu abgezählte Munition!

     

    Anders ausgedrückt,- man hat es unterlassen - in 8 Jahren Wiederaufbau(!) - den afghanischen Streitkräften eine Bewaffnung und Ausrüstung zukommen zu lassen, die sie zu einer schlagkräftigen Truppe gegenüber den Taliban hätte werden lassen können.- Die Gründe hierfür sind so trivial wie auch im Sinne der eigentlichen Zielsetzung absolut widersprüchlich,- man hatte schlichtweg Angst, dass überlassene Waffen und Ausrüstung gegen die ISAF- Truppen verwendet werden könnten bzw. den Taliban in die Hände fallen könnten!

     

     

    Mithin schickt man die afghanischen Sicherheitskräfte Seite an Seite mit den ISAF- Einsatzkräften in den Kampf (s. das neue Partnering-Konzept) , wobei sich der eine auf eine relativ gute Ausrüstung stützen kann und dem anderen (der afghanischen Sicherheitskraft) klar ist, dass er sich bei jeder Kampfhandlung einem erheblichen Risiko persönlich ausgesetzt ist.

     

     

    Bleibt die Frage: „Was sollte diese afghanische Sicherheitskraft motivieren gegen die Taliban vorzugehen?“

     

    Oder anders gefragt „Wann glaubt man seitens der Bundesregierung - unter diesen Vorraussetzungen - die Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte vornehmen zu können?“- Frau Merkel, übernehmen Sie!