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Einpacken an der SupermarktkasseDer brutalstfreundliche Kapitalismus

Martin Lettenmeier hat in Deutschland den Einpack-Service an den Supermarktkassen professionalisiert. Mit einem steten Lächeln. Jetzt steht die ganze Geschäftsidee auf dem Spiel.

Stress beim Suchen, Stress an der Kasse und wer wer packt das alles ein? Bild: ap

Wenn man die Sache freundlich und fair betrachtet, hat Martin Lettenmeier durchaus etwas Gutes getan. Lettenmeier, Theologe, Hausmann, Vater von drei Teenager-Töchtern, verheiratet mit einer Militärpfarrerin, hat ein wenig Frieden dorthin gebracht, wo sich sonst der Stress eines Einkaufs staut. Er hat dafür gesorgt, dass das Einpacken an der Kasse für Supermarktkunden einfacher geworden ist, weil ihnen junge Leute helfen - lächelnd.

Er hat zwischenzeitlich 800 Schülern und Studenten einen anständig bezahlten Nebenjob verschafft und vierzig Märkten in ganz Deutschland zufriedenere Kunden. Dafür begnügt er selbst sich als Geschäftsführer mit einem monatlichen Nettogehalt von 800 Euro, sagt er.

Sein Unternehmen heißt Friendly Service. Es ist nicht klar, wie lange es noch existiert. Lettenmeier hat geschafft, was viele Marktleiter vorher vergeblich versucht haben. Er hat den Job der Einpackhilfe etabliert, der in den USA eine Selbstverständlichkeit ist und in Deutschland eine Unmöglichkeit zu sein schien. Er habe dabei, sagt er, auf zwei Komponenten gesetzt: Freundlichkeit und Fairness.

Wenn man die Sache etwas weniger fair betrachtet, könnte man Lettenmeier auch einen Ausbeuter nennen. Einen brutalstmöglichen Kapitalisten. Man muss sich dafür nur auf einen einzigen Aspekt seines Systems konzentrieren: Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass die Schüler und Studenten mit ihrer Arbeit keinen Cent verdienen. Sie bekommen nur Trinkgeld, nichts sonst.

Bild: taz

Dieser Artikel ist aus der aktuellen vom 9./10.1.2010 - jeden Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.

Dienst an der Tüte

Der Service: Mit Einpackhilfen den Kassenstress zu reduzieren, haben verschiedene deutsche Supermärkte versucht. Etabliert hat sich der Service nie. Kunden ließen sich hierzulande ungern helfen, behaupteten Marktleiter. Und: Die Helfer seien oft zu unfreundlich.

Das System: Martin Lettenmeier setzte deshalb vor allem auf Lächeln, als er mit Schülern und Studenten seine Firma Friendly Service aufbaute. Für Motivation sorgt das simple Grundprinzip: Der einzige Lohn ist das Trinkgeld. Nur nett gemeinte Hilfe überzeugt.

Die Sorge: Weil ein Wirtschaftsmagazin das Geschäftsmodell als "Null-Euro-Jobs" anprangerte, kündigten viele Märkte den Service. Sollten Ende Januar die letzten Edeka-Filialen aussteigen, ist es endgültig vorbei mit dem Friendly Service.

Lettenmeier dagegen berechnet den Supermärkten pro Einpacker und Stunde drei Euro. Das sagt er. Oder: zwischen drei und fünf Euro. So hat es ein Magazin kürzlich behauptet. Es nannte die Einpacker "Null-Euro-Jobber". Der Begriff verbreitete sich über Internetforen wie Bakterien übers Wechselgeld. Gewerkschafter protestierten, 21 Supermärkte kündigten den Service von Friendly Service sofort. Die verbliebenen 19 Edeka-Filialen prüfen nun, ob bei ihnen weiter eingepackt werden kann.

An einem verschneiten Samstag im Januar im Olympia-Einkaufszentrum München, einer weitverzweigten Shopping-Mall, Wochenendgeschiebe. Martin Lettenmeier, 47 Jahre alt, sitzt in diesem Zentrum des Kapitalismus vor einem Glas Latte macchiato, das iPhone auf dem Tisch, am Arm eine rote Plastikuhr, die blonden Haare etwas schütter. Er erklärt sein System. Lettenmeier schaut auf die Kassen des Edeka-Markts, wo fünf Gymnasiasten in den gelben Firmen-Polo-Shirts lächeln, auf Tüten zeigen, packen und sich bedanken, wenn Geldstücke in ihren Trinkgeldkassen mit den Namensschildern klimpern. "Man kann unheimlich was aus sich machen", sagt Lettenmeier. "Es zählen nur die inneren Werte. Das ist ja das Schöne." Was er damit meint: Je freundlicher ein Einpacker ist, desto mehr Geld bekommt er. Lettenmeier neigt in diesen Tagen ein wenig dazu, sein Geschäftsmodell zu überhöhen.

Die Grundlage dafür hat er vor vier Jahren gelegt. Da hat er eine Qualifizierungsmaßnahme für Arbeitslose entwickelt. Das Ziel: arbeitsrelevante Schlüsselqualifikationen vermitteln. Damals waren es tatsächlich Null-Euro-Jobs. Lettenmeier hat für die Idee einen Sozialpreis bekommen.

Dass die Motivation sich deutlich steigern lässt, wenn die Mitarbeiter merken, wie ihre Trinkgeldkassen immer schwerer werden, je freundlicher sie sind, hat er gemerkt, als er nicht mehr Arbeitslose, sondern Schüler und Studenten an die Märkte vermittelte. Lettenmeier investierte die Gewinne in ein Computersystem, das Mitarbeiter-Ranglisten errechnet - aufgeschlüsselt nach Trinkgeldschnitt, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Wer ganz oben steht, wird bevorzugt eingesetzt. Das ist knallhart leistungsorientiert. Reine Marktwirtschaft. Null Sicherheit. Aber wer sich anstrengt, macht pro Stunde acht, neun, zehn Euro. Vor oder nach Feiertagen sind es bis zu zwanzig.

Wenn es ein Null-Euro-Job wäre, fragt Lettenmeier über den Latte macchiato hinweg, warum sollte auch nur einer dieser Schüler sich ein zweites Mal an die Kasse stellen? Für nichts?

Friendly Service beschäftigt Koordinatoren, die die Schichten einteilen, und Teamleiter, die für Gerechtigkeit sorgen. Es gibt einträgliche und weniger einträgliche Kassen, deswegen rotieren die Tütenpacker. Stefanie Horn leitet an diesem Samstag das Team im Münchner Einkaufszentrum. Sie ist 19, Abiturjahrgang am Sophie-Scholl-Gymnasium, Leistungskurse Mathe und Wirtschaft. Sie hat in noblen Hotels gekellnert, aber dort hat sie sich unfreundlich behandelt gefühlt. Neulich, sagt Horn, war sie krank und hat trotzdem Tüten gepackt. Der Schnitt wurde gleich schlechter. "Aber immer noch mehr als beim Kellnern."

Wenn ein paar Stunden vorbei sind, wiegen die Packer ihre Kassenboxen und vergleichen. Die mit den leichtesten Boxen dürfen dann an die besten Kassen. Worauf es ankommt? "Lächeln", sagt Horn. Sie lernt gerade einen Neuen ein, der ist noch ein bisschen tapsig. Dem lächelt sie immer zu, dann macht er es nach. Sie sei glücklich, sagt sie, andere glücklich machen zu können.

Gut fürs Kassenklima

So wie Lettenmeier und Horn von diesem Tütenpacken schwärmen, könnte man meinen, sie wären ehrenamtliche Alleinunterhalter. Tatsächlich stapeln sie nur Einkäufe in Papierbehälter. Allerdings mit einer derart konsequenten Freundlichkeit, wie man sie sonst nur als Dauerwerbefernsehgrinsen kennt. Es wirkt bei ihnen gar nicht unangenehm und wirklich fast ein wenig erlösend. Bei all der Ruppigkeit, auf die man sonst an Kassen trifft.

Warum kann man den Friendly-Service-Leuten nicht einfach einen fixen Stundenlohn zahlen, fragen Gewerkschafter. Weil dann die Motivation weg ist, sagt Lettenmeier, und weil die Gefahr bestünde, dass sie deutlich mehr verdienen als die Kassiererinnen. Das wäre nicht gut fürs Kassenklima. Sie müssen außerdem unter der 350-Euro-Grenze bleiben, sonst würde das alles sozialversicherungspflichtig und noch komplizierter. Im vergangenen Jahr hat der Zoll sie geprüft und fand nichts zu beanstanden. Zurzeit sehen sich Edeka-Juristen das Modell an. Das könnte das Ende bedeuten. Es gibt Augenblicke, in denen wirkt es am Tisch des trubeligen Cafés so, als könne Lettenmeier deswegen fast die oberste Unternehmensmaxime vergessen. Immer positiv, immer lächeln.

Dafür strahlt seine Teamleiterin umso frischer. Es lohnt sich. Vier Stunden Arbeit. 52 Euro.

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54 Kommentare

 / 
  • KH
    Karin Haertel

    Was man hier in der Sevicewueste Deutschland probt, dass gibt es in den USA seit Jahrzehnten. Dort packt man an der Kasse meine Einkaeufe nicht nur in Tueten, nein, man bringt sie mir auch zum Auto und laedt sie in den Kofferraum. Und dem Helfer ist die Annahme von Trinkgeld verboten. Laecheln tut er trotzdem. Er bekommt dafuer schn mal 6 Dollar die Stunde und diese Jobs sind bei Schuelern und Studenten heissbegehrt. Denn dort arbeitet man nebenbei und kommt nicht auf die Idee, sein Eltern auf Unterhalt und Wohnung zu verklagen.

  • GD
    Gerhard Deml

    Naja, diese tolle, innovative Idee gibt's auch in Mexico schon lang, und tollerweise stehen da nicht nur kleine Kinder, sondern auch Rentner (nur laechelt fast keiner mehr). Das waere doch auch die ideale Loesung fuer die Ueberalterung unserer Gesellschaft: es braucht weder Rente noch Hartz-IV, wer nicht genug Geld zum Leben hat, stellt sich halt an 'ne SM-Kasse, oder vielleicht vors Klo eines Nobelrestaurants, in Napoli soll's auch "freiberufliche" Parkwaechter geben, die aufpassen, dass keiner die Radkappen von den teuren SUVs klaut, und wer "Salam Bombay" oder "Slumdog Millionaire" gesehen hat, dessen arbeits-

    markttechnische Phantasie wird sicher noch fruchtbarer sein als die dieses Wohltaeters der Schueler und Studenten.

  • K
    Kritiker

    Das ist ja echt der Hammer.

    Ich hätte nie gedacht, dass man eine solch tolle Idee so durch den Dreck ziehen kann. Das ist mal wieder typisch für unser Land. Hauptsache stets nach dem Motto Geiz ist Geil den billigsten (Import-) Dreck kaufen, den Staat bescheißen wo es nur geht (Schwarzarbeit, Geld nach Island o.Ä.... ) und dann solche Kommentare schreiben. Eine üble Doppelmoral ist das.

    Mal im Ernst: 0 Euro Job ? Wenn wir ehrlich sind ist der Begriff doch frei erfunden. Keiner stellt sich öfters als ein mal für 0 Euro an die Kasse, oder. Wenn es also nicht klappen würde, dann hätte er ja keine Mitarbeiter.

    Ich sehe hier nur Gewinner:

    Die Schüler verdienen was dazu.

    Die (meisten) Kunden sind zufrieden, weil sie nichts einpacken müssen.

    Der Markt hat ohne zusätzliche Kosten einen Mehrwert.

    Nicht zu vergessen: Der Unternehmer verdient auch was ;)

     

    Grüße

  • JF
    Jörg Fichl

    Ich habe kein Problem mit dem Job eines Tüteneinpackers, mich stört nur der Verdienst des Organisators. Er bekommt 3 Euro die Stunde für jeden, den er organisiert? Das erscheint mir etwas hoch, allerdings ist das in Relation zu den sonstigen Einnahmen der Arbeitgeber in manchen Branchen sogar sehr niedrig. Bei der Leiharbeit z.B., grade auch im höher qualifizierten Bereich, wo der Organisator/die Leiharbeitsfirma mindestens das doppelte dessen was die Arbeiter erhalten als Vergütung bekommt. Ähnlich in fast jedem Bereich, in den ich Einblick hatte - die Leistung des AN wird für mindestens 3-fache seiner Bruttobezahlung verkauft, dank Lohnnebenkosten (inkl. Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall) kommt es im besten Fall zu einer 50:50 Regelung - in meinen Augen ist "Verwaltung und Marketing" einfach überbewertet.

  • F
    fredi

    Als Nebenjob für Schüler und Studies o.k. - aber, wie ich unsere gierige Wirtschaftselite kenne, ist die nächste Überlegung, ob man dieses 'Modell' auch auf das Kassenpersonal übertragen kann. Wer am schnellsten und freundlichsten kassiert, bekommt Trinkgeld. Dafür kann dann das Grundgehalt gekürzt werden. Abstruse Überlegung? Ich glaube kaum, daher: Wehret den Anfängen!!

  • B
    ben

    Wer solche Jobs auch noch gut findet, ist doch schon das beste Opfer für zukünftig noch mehr schlechtbezahlte Jobs; man kann sich ja schon mal daran gewöhnen, wie es ist, ohne festes Einkommen zu sein und sich an die Ausbeutung zu gewöhnen.

    Immer schön dankbar sein, wenn jemand ein paar Brotkrumen hinwirft, ohne darüber nachzudenken.

     

    Studiert doch mal bitte die Entwicklung der Arbeitbedingungen seit Beginn der industriellen Revolution.

     

    Dieser Job wäre völlig überflüssig, wenn es wie früher an den Kassen zwei Seiten gäbe, in der die gekaufte Ware geschoben werden kann und jeder Einkäufer die Zeit hatte, seine Einkäufe zu verstauen.

    Und das wäre für die Supermärkte sogar auf Dauer kostenlos.

    Aber da setzt man lieber den Kunden zeitlich unter Druck und sucht dann nach einer Lösung.

    Das ist nur noch hirnverbrannt.

  • HJ
    Hey Joe

    Vor Gott sind sowieso alle Menschen gleich. Deshalb glaubt der Theologe, dass es auf der Erde keinen Unterschied macht, ob er Schüler zur Arbeit, oder zur Prostitution schickt. Er kennt ja offenbar nicht einmal den Unterschied. Und seine Schüler lächeln, wie er glaubt, nur gegen Geld.

    Der Herr Theologe verdient seinen Namen nicht, er hat weder einen Begriff von Moral, noch von Menschenwürde. Was hat dieser Kapital- Pragmatiker in seinem Studium eigentlich gemacht?

  • EM
    ein Mensch

    Bis zum folgenden Satz gelesen und es war klar, dass Herr GERNERT hier keinen Artikel, sondern einen persönlichen Kommentar abgeliefert hat:

     

    "...Wenn man die Sache etwas weniger fair betrachtet, könnte man Lettenmeier auch einen Ausbeuter nennen. Einen brutalstmöglichen Kapitalisten..."

     

    Fair?!?

    Wenn man die Sache so betrachtet, ist das zwar nicht freundlich aber es ist erlaubt, darauf hinzuweisen, dass dieses "freundliche faire Geschäftsmodell" ungerecht und unsozial ist!

     

    Wieder ein Beispiel das zeigt:

     

    "SOZIAL IST WAS ARBEIT SCHAFFT" - Dieser Satz ist einfach FALSCH!

     

    Solche "Arbeitsplätze" braucht eine Gesellschaft nicht, die sich das Etikett "sozial" auf ihre Marktwirtschaft kleben will...

     

    ...genausowenig wie Scheinselbstständigkeit, Menschenhandel und Sklaverei!

  • KB
    klaus baum

    Dieser Theologe hebt hervor, dass eine seiner Schülerinnen auch eingepackt hat, als sie ein paar Tage krank war. Der Geschäftsführer eines Restaurants sagte mir neulich, dass kranke Mitarbeiter, die andere anstecken könnten, in Lebensmittelbereichen nichts zu suchen hätten. Ich habe nichts gegen Freundlichkeit oder ein Lächeln, aber das eigefrorene Grinsen ist beim friendly service zur Ideologie geworden. Typisch Pfarrer, ein Berufszweig, den ich unerträglich finde. Statt den Menschen beizubringen, für nichts zu dienen beziehungsweise Freundlichkeit zu instrumentalisieren, um den Mammon anzuziehen, sollte man eine andere "Ideologie" in die Köpfe pflanzen: Dass Arbeit ihren Preis hat.

  • AS
    Alice Seidel

    Wertester Herr Theologe, wie tief sind wir gesunken, wenn wir für ein Lächeln bezahlen müssen oder nur noch für Bares lächeln!

  • D
    dietah

    Kleine Kapitalismuskunde Teil 2:

    Wie werde ich als Unternehmer noch reicher oder wie lass ich mich von den Mitarbeitern für ihre Arbeit bezahlen?

     

    Als Lösungsanbieter:

    Man biete einem anderen Kapitalisten bei einem selbstverschuldetem Problem eine Lösung an z. B. überfordertem Kundem den herunterfallenden Einkauf zu verpacken um die Durchlaufgeschwidigkeit im Kassenbereich konstant hoch zu halten.

     

    Als Arbeitgeber:

    Ich suche mir ein paar, nicht allzu wirtschaftswissenschaftlich gewiefte Mitarbeiter, und biete folgenden Deal an:

     

    - Du darfst dich mit diesem schnieken Shirt schücken und ich zahle dir dafür NICHTS.

    - Dafür erhältst du die großartige Chance dich ein paar Stunden wildfremden Leuten aufzudrängen.

    - Nach getaner Arbeit, die ich zumeist bei Zeitungsinterviews und Latte Machiatto schlürfen verbringe, zahlst du mir für meinen Aufwand eine Vermittlungsprovision.

     

    Fazit:

    Ein warmer Geldregen.

  • Z
    Zweifler

    Grandioses Geschäftskonzept! Lässt sich dieses Modell nicht ausweiten? Zum Beispiel als Zuhälter von Scheibenputzern an der Ampel oder Schuputzern im Einkaufszentrum oder in der Fußgängerzone?

    Vielleicht könnte man bei der Stadtverwaltung eine entsprechende Sondernutzung des jeweiligen öffentlichen Raumes beantragen und die Einsatzorte jeweils exklusiv zugewiesen bekommen?

  • N
    namen

    Ein dämlicher Artikel.

    Davon brauchen wir mehr in Deutschland:

    Tütenpacker, Türaufhalter, Guten-Tag-Sager, Dreck-unterm-Schuh-Entferner und Kaugummi-Vorkauer, die alle ohne Lohn, dafür mit offener Bettelhand...

    Yo, dann, und nur dann, werden alle Probleme gelöst werden. Genau!

    Soll mir nur mal einer in die Quere kommen und versuchen, meine Einkäufe in meinen Rucksack zu stecken, um dann im Anschluss mit moralischem Druck auch noch einen Obulus von mir zu kassieren. Ich glaube, es geht los! Der bekommt schon was einzustecken, allerdings keinen Einkauf!

    Mir reichen schon 5 versuchte und 2 halb-vollendete ungefragt 'geputzte' Windschutzscheiben an 7 Kreuzungen morgens.

    Für ungefragt durchgeführte Arbeit gibts kein Geld von mir. Fertig. Aus. Da kann ein Herr sonstnoch für tolle Ideen haben und die Schreiberlinge noch so tolle Artikel fabulieren. Es bleibt beim Tütenpacken bei Auftragsbettelei.

  • D
    dietah

    Kleine Kapitalismuskunde:

    Wie verkauf ich was, wenns nichts zu verkaufen gibt?

     

    Zuerst Bedarfsgenerierung:

    Man erleichtere die Kassenförderbänder um gut die Hälfte und um den Einpackbereich.

     

    Bedarfsbefriedigung:

    Man biete dem gestressten Kunden einen unerwünschten, dummerweise manchmal notwendigen Service und bedränge ihn mit falscher Freundlichkeit um Zahlungsbereitschaft zu kreieren.

     

    Innovationspreis:

    Lasse sich vom Blätterwald ausgiebig für die pfiffige und innovative Idee feiern. Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit steinzeitliche Arbeitsbedingungen mit Glanz und Glitter zu überziehen und als zukunftsweisend zu propagieren.

     

    Man solle sich hier bitte vor Augen führen, dass der Arbeitnehmer in Vorleistung tritt in dem er seine Arbeit beginnt, sich allerdings nicht sicher sein kann, ob er für diesen Einsatz auch (bzw. überhaupt) eine materielle Entlohnung erhält.

    Das ist kein Arbeitsverhältnis, das ist Glückspiel.

    Über fehlenden Versicherungsschutz debattieren wir erst besser gar nicht.

  • C
    Cedmay

    Dieser Artikel ist in mehrfacher Hinsicht eine Frechheit. Der Autor hat übersehen, dass die Handelsriesen schon ihre Kassiererinnen auf Niedriglohn drücken, 400 Eurojob, Leiharbeit usw., dann mit verkürzten Kassentischen die Kunden zum Schnelleinpacken nötigen, damit die Kassiererinnen einen höheren Kundendurchlauf haben und so die Produktivuität steigt und dann kommt da so ein "König der Bettler", der sonst wohl auch viel über "Gottes Lohn" fabuliert und lässt Jugendliche ohne Lohn und Versicherung an den Kassen für Trinkgeld arbeiten. Das ist für mich das Gleiche, wie die Autoscheibenreiniger die an manchen Kreuzungen ungefragt Scheiben putzen und dafür 2 Euro erwarten. Fehlt blos noch, dass die von den 2 Euro für den Platz an der Kreuzung einem Schutzgelderpresser was zahlen müssen. Für diesen Geistlichen sollten sich mal die Strafverfolgungsbehörden interessieren.

  • M
    marco

    Herr Lettenmeier, Hausmann, Vater von drei Töchtern und THEOLOGE !!! Die Frau Militärpfarrerin mit einem guten Wehrsold von uns Steuerzahlern !!! Dazu der parallele Artikel der taz "Studierende fühlen sich überfordert" und unsere armen Schüler sind ja ebenfalls schulisch überfordert.

     

    Ich sage nur eines. TAZ DIR DEINE MEINUNG

  • W
    wawult51

    Hat sich schon mal jemand gefragt was diese Niedriglohn und Billigjobs für die Volkswirtschaft im Endeffekt bedeuten?

    Da ist Japan ein abschreckendes Beispiel und wir gehen diesen Weg der Abwärtsspirale (Deflation) auch, weil die Mehrheit der Arbeitnehmer einfach nicht genug verdient, damit die Binnenkonjunktur anspringen kann. Bisher hat uns nur der Export über Wasser gehalten, aber wie lange noch?

  • W
    wuff

    Hier liest man ja das gesammelte soziologische und kaufmännische Halbwissen vom Feinsten!

    "Hände weg von meinen Einkäufen!" oder "..moralische Erpressung nicht bestellter Leistung.." WOW, da spricht der deutsche Michel.

    Leute, auch wenn´s schwer fällt, schaut nach vorn in die Zukunft, die Modelle werden kommen bzw. sind schon da, da könnt Ihr Euch aufbäumen wie Ihr wollt und schreiben, was Ihr wollt.

    Was ich hier lese, ist der deutsche Blick nach hinten. Als vor über 100 Jahren die ersten Autos über die Strassen knatterten, schlugen die Leute die Hände über dem Kopf zusammen und sagten den Weltuntergang voraus.

  • MF
    Manfred Fenn

    Unfassbar!

     

    Bei der Lektüre dieses Artikels, der völlig unkritisch über eine Ausbeutermethode berichtet, wurde mir regelrecht übel.

     

    Es handelt sich hier doch definitiv um eine unversicherte Tätigkeit. Versicherungspflicht z.B. in der Berufsgenossenschaft (gesetzliche Unfallversicherung) besteht für jede gering- und kurzfristige Tätigkeit, jede Haushaltshilfe muss versichert werden. Sogar die Nachbarschaftshilfe beim Häuslebauen ist versicherungspflichtig. Doch die jungen Leute sind weder im Falle eines Unfalls, einer Krankheit oder der Arbeitslosigkeit versichert. Die Rentnerbetrugskasse ist nicht erwähnenswert.

     

    Ungeheuerlich finde ich dann die Meinungen verschiedener Leser, die hier mit Verhältnissen in den USA vergleichen mögen. Dort bemüht sich Obama, ein sozialeres Krankenversicherungssystem zu installieren. Hier gewinnt man der Versicherungsfreiheit positive Seiten ab. Diese Damen und Herren werden im nächsten Schritt auch die Kinderarbeit in der dritten Welt als Fortschritt deklarieren. Besonders erbärmlich klingen die missgünstigen Zuschriften der Sofasozialisten, die auf die eigene Lohntüte hinweisen und es für gerechtfertigt halten, dass es anderen noch schlechter geht.

     

    Doch der Hammer ist, dass hier übersehen wird, dass das Betteln hier professionalisiert wird. Wie im 18. und 19. Jahrhundert werden Kinder und Jugendliche "an die Front" geschickt und Herr L., der "König der Bettler", wird peu a peu stinkereich.

     

    Das ist Frühkapitalismus, das sind Zustände aus der dritten Welt.

  • L
    Lucky

    @ manu

    Es gibt immer dumme Menschen die das Schlechte und Verwerfliche versuchen zu relativieren mit Hinweisen wie: "was regt ihr euch so auf? in sowiesoland ist das ganz normal und an der Tagesordnung etc, etc." Nur, dadurch wird das Schlechte nicht besser und bleibt schlecht!!!

    Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Unfairness, Ausbeutung usw. alles Dinge die wir nicht hinnehmen sollten, auch nicht wenn diese Dinge anderswo zum üblichen gehören.

  • W
    wenz

    das nennt man wohl typisch deutsch. dieses land reguliert sich zu tode und würgt jede innovation und kreativität ab. kein wunder das immer mehr fähige köpfe diesem land den rücken kehren.

  • K
    klömpi

    Endlich mal eine gute Idee..Nachdem ja bei Aldi, Edeka und Co die Kassen verkürzt wurde, um den Kunden künstlich Zeitdruck beim Einpacken aufzuhalsen, begrüße ich die Einpackhilfen..bei uns gibt es sie leider nicht.

  • S
    subbe

    Wieso glauben hier so viele, daß man Herrn Lettenmeier nicht braucht? Der gute Herr aquiriert die Schüler/Studenten und bringt sie mit den Auftraggebern zusammen. Darüber hinaus misst er die Leistung und setzt "gute" Einpacker bevorzugt ein. Durch seine Zusammenarbeit mit mehreren Märkten kann er sein Personal besser auslasten, Engpässe leichter überbrücken, usw. Mit Einzel-Verträgen zwischen den Einpackern und den Märkten wäre das Geschäftsmodell wohl kaum möglich.

     

    Ich jedenfalls fände es toll, wenn meine Kinder (derzeit noch viel zu klein) sich später was dazu verdienen würden. Und fände es auch toll, wenn es dann jemanden wie Herrn Lettenmeier gäbe, der ihnen das ermöglicht.

  • C
    chauffeur

    Einfach nur unverfroren und doppelmoralisch ist dieser Mann in meinen Augen.

  • Z
    Zion

    @esbe: "Nur weil jemand eine Firma hat und damit auch Geld verdient ist er noch lange kein Verbrecher!"

     

    So kann man auch die IG-Farben verteidigen!

  • S
    SelbstDenker

    @Einkäufer: der Kunde kann doch selbst entscheiden, ob er den Service annimmt oder nicht. Und wenn er sich durch solch eine Situation moralisch erpresst fühlt, dann ist es erst recht eine gute Gelegenheit, das Nein-Sagen zu üben. Oh ich merke gerade Einkäufer hat mich zum Lesen eines nicht bestellten Kommentars verleitet. Weg damit!

  • TB
    Tad Baste

    Ich war zweimal in dem Edeka im Olympia-Einkaufszentrum: Das erste und das letzte mal!

    Da standen diese gelbgeshirteten Kinder-Heloten hinter der Kasse. Wie schrieb "Einkäufer": Moralisches Erpressen einer nicht bestellten Leistung! Das trifft es, und auch die Beobachtung, das manche Leute eben keine Moral haben, sich die Sachen packen lassen und dann ohne Obolus davonmachen.

     

    Und mit einer noch weiter aufklaffenden Sozialschere kommt bald sicher auch ein alter, fast schon vergessener Job wieder zu Ehren: Spucknapfreiniger!

  • P
    Pat

    Alles klar! Warum nicht gleich Chinesen einsstellen, die passen einfach besser zur gelben Farbe der T-Shirts und grinsen von Haus aus. Kleiner Scherz. Warscheinlich üben die Studies schon mal fürs unbezahlte Praktikum und den schlecht bezahlten Job.

    Wie krank ist diese Welt!?

  • H
    HMH

    Zitat:

     

    "Warum kann man den Friendly-Service-Leuten nicht einfach einen fixen Stundenlohn zahlen, fragen Gewerkschafter. Weil dann die Motivation weg ist, sagt Lettenmeier, [...]"

     

    Wow, ein Festgehalt soll also dazu führen, dass der Arbeitnehmer schlechtere Arbeit abliefert. Was für eine perfide Perspektive!

    Auch ich übe einen kundenorientierten NEBENJOB (will also nicht meinen kompletten Lebensunterhalt damit bestreiten) aus, aber natürlich zu einem festen Stundenlohn. Und natürlich bin ich freundlich zu meinen Kunden (zugegeben: die auch zu mir).

    Dagegen beinhaltet das Modell von Herrn Lettenmeier die theoretische Möglichkeit, nichts zu verdienen. Der Nebenjobber muss hier also durch Einsatz seiner Zeit und Arbeitskraft in Vorleistung gehen - ohne dafür die Sicherheit einer Gegenleistung zu erhalten.

  • H
    hessebub

    52 Euro? Verdient ein taz-journalist so viel?

  • HG
    Herbert Gutzer

    ...also ich hatte in meinen bisherigen 58 Lebensjahren noch nie den Eindruck, einen Einpack-Service zu benötigen. Eigentlich schaffe ich es immer, die Sachen so schnell in meinen mitgebrachten Korb zu packen, wie sie vom Band kommen. Da sind mir glatt die Autofensterputzer an italienischen Ampeln oder Tankstellen lieber. Deren Dienste sind wenigstens wirklich nützlich. Vielleicht könnte man in Deutschland ja mal sowas versuchen... Herr Lettenmeier wäre allerdings auch hier völlig "überflüssig" (Zitat: wochschow)!

  • O
    ooops

    Mann kann das auch andersherum betrachten. Die "Tütenpacker" bezahlen einen der organisiert, mit den Märkten Vereinbarungen trifft und für "ausgleichende Gerechtigkeit" (wenn es denn so ist) sorgt. Er ist nicht am Umsatz/Gewinn beteiligt; der steht allein den Leistungserbringern ("Tütenpackern") zu. Bis dahin sieht doch gut aus. Kein Lohndiktat. Keine Kapital Kumulierung. Die Bescheidene Beteiligung des Organisierers (wenn diese denn so bleibt) wird besser kompensiert wenn mehr Märkte mitmachen. Moralische Keule? Die Leute die denken, dass man für alles (auch zwischenmenschliches) zahlen kann und muss sind selber schuld.

    Wer hat sich in seinen ersten Jobs nicht den A*** aufgerissen nur um festzustellen das dieses nicht honoriert wird. Ist beim Tütenpacken anders. Ohne lange Lehre oder Studium kann man etwas TUN (kommunikativ und Beitrag zum Lebensunterhalt) und weiß ruckzuck ob man damit weitermachen kann, soll und will.

    So, ich geh jetzt raus in den Schnee ;)

  • T
    Tocqueville

    Warum die Aufregung? In den USA gehört das überall zum normalen Service, sogar bis zum Einladen der Tüten in den Kofferraum. Allerdings gehören Trinkgelder nicht dazu - man gibt ja auch dem übrigen Verkaufspersonal kein "Tip".

  • C
    cocoainrausch

    Diese Diskussion ist unsäglich und kaum aushaltbar! An Alle (außer esbe): Beitrag von esbe lesen - steht alles Essentielle drin.

    Und noch ein Anmerkung von mir: Selbst organisieren? Tolle Idee - das machen wir dann bei der nächsten Demo gegen Globalisierung, AKWs etc auch! Und schaffen Campact, Attac und Konsorten ab! Wir können uns nämlich selbst organisieren...

    Pah!

  • H
    hajo

    Könnte man nicht auch mal versuchen, neben die freundlichen Einpacker an den Kassen, Schuhputzer hinzustellen? In Brasilien gibt es abertausende Kinder, die sich damit einen Hungerlohn verdienen.

  • S
    Stefan

    Finger weg! Ich will meine Tüte selber packen!

  • O
    onkelchen

    Im Moment mögen die Schüler etwas davon haben und wer nichts geben will, muss ja auch nicht. Alle haben etwas davon. Und es ist ja nur ein Nebenjob.

    All das ist wahr, tatsächlich, aber es ist sehr kurzsichtig gedacht und blendet einen entscheidenden Punkt aus: Wohin führt es. Dazu gibt es sehr viel zu sagen und ich bin hier keineswegs ganz sicher auf welcher Seite ich stehe, aber wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Thema für eine langfristige gesellschaftliche Entwicklung steht (auf die Lettenmeier aufspringt, die er aber auch aktiv vorantreibt), und man muss überlegen, ob man die will: Ist es vielleicht gefährlich, sich an Jobs zu gewöhnen (denn das passiert, man gewöhnt sich daran), die keinerlei garantiertes Gehalt bieten und was geben wir da auf. Sind die Quoten- (Hallo Fernsehen) und Leistungstabellen wirklich so wünschenswert? Was messen diese Tabellen am Ende, bei all Ihren Versuchen an alles zu denken? Wirklich die Leistung und wirklich die Freundlichkeit? Glaubt wirklich irgend jemand, dass sich diese Dinge nicht einspielen, abnutzen und dass die Tabellen nicht auch anderen Einfluss nehmen - Stichwort: Was sich NICHT niederschlägt, bedarf auch der Anstrengung nicht? (Und wenn man noch weiter gehen will: Ist es wirklich das Traumziel, dass z.B. Freundlichkeit abgegeben wird, gegen Bezahlung? Ist das die richtige Motivation? Es gibt tatsächlich auch andere Länder als die USA. In einigen findet man Freundlichkeit und Leistung ziemlich durchgehend einfach so, oh Wunder, ohne Leistungstabellen und Trinkgeldabhängigkeit.)

    Interessant finde ich, dass in den USA seit längerem (nicht erst seit Obama) die Strömung besteht, solche Zustände zu ändern, die hier bei uns immer mehr aufkommen. Erstaunlich, dass Europa seine Errungenschaften (auch in den Augen eines guten Teils der USA) langam aber sehr sicher freiwillig aufgibt.

    Vor allem aber: Wenn wir uns mal daran gewöhnt haben, was mach der nächste Anbieter draus, der vielleicht weniger gute Absichten hat als Lettenmeier?

    "Neulich, sagt Horn, war sie krank und hat trotzdem Tüten gepackt. Der Schnitt wurde gleich schlechter"

  • E
    erich

    Die Null-Euro-Jobs kommen

     

    Kaum zu glauben aber wahr: Supermärkte setzen verstärkt Einpackhilfen ein, die nur von Trinkgeldern leben

     

    Haben Sie es schon einmal bemerkt? In großen Supermarktketten sind in letzter Zeit immer häufiger nette Einpackhilfen mit gelben T-Shirts anzutreffen, die den Kunden beim Einpacken der Einkäufe helfen. Angestellt sind die netten Einpackhilfen nicht, sondern durch eine Agentur an die Supermärkte vermittelt. Die Niedriglohn-Jobber erhalten nur Trinkgelder. Die Supermärkte selbst zahlen keinen einizigen Cent an die Gehilfen.

     

    In den Vereinigten Staaten von Amerika ist diese Variante der Ausbeutung schon längst bittere Realität. Laut dem Magazin "Impulse" packen in den USA viele Menschen in etlichen Supermarktketten die Einkaufstaschen der Kunden und erhalten nichts, außer ein Trinkgeld. Auch die US-Amerikanischen Supermärkte zahlen keinen Lohn.

     

    Vermittelt werden die Einpackgehilfen durch die Firma "Friendly Service". Für die Vermittlung erhält die Agentur von dem Supermarkt pro Person und Stunde drei bis fünf Euro. Die Einpackgehilfen sind weder beim Supermarkt selbst, noch bei der Agentur angestellt. Im Gegenteil; die Gehilfen müssen sich selbstständig machen. Sie verfügen lediglich über einen Vertrag mit der Agentur, die die Menschen an die Supermarktketten vermittelt. Inzwischen hätten 32 Supermärkte der Edeka Kette Verträge mit der Agentur abgeschlossen. In Hamburg laufe derzeit ein Test mit der Drogeriekette "Budnikowsky". Laut Angaben der Agentur Friendly Service wird dieser Service seit Ende April 2006 angeboten. Vor allem Schüler und Studenten würden vermittelt.

     

    Bei steigender Arbeitslosigkeit in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise ist zu befürchten, dass sich diese Art der "Jobvermittlung" immer mehr durchsetzen wird. Dann könnte es demnächst in der Arge heißen: "Machen Sie sich doch selbstständig und werden sie Einpacker im Supermarkt. Ein toller Null-Euro-Job wartet auf Sie". (28.11.2009)

     

    http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-elend-die-null-euro-jobs-kommen3308.php

  • E
    esbe

    "Ich sehe das wie wochschow... Herr Lettenmeier braucht da niemand. Stattdessen sollten besagte 3 Euro pro Stunde direkt an die Schüler gehen (und dann eben das Trinkgeld), das wäre fair. "

     

    Genau. Eigentlich brauchen wir garkeine Dienstleister. Kann ja jeder ne Annonce aufgeben "Kann XY". Und jeder der Dienstleistungen braucht klaubt sich die Leute einfach selber irgendwo zusammen. Organisation? Is was für schwachmaten!

     

    Aber offenbar braucht man, den einige Ketten haben seinen Service ja genutzt. Offenbar weil sie es selbst nicht auf die Reihe gebracht haben, wie ja auch in dem Artikel steht! Und es scheint ja auch gut zu funktionieren. Die Schüler/Studenten verdienen gutes Geld (für einen N E B E N J O B um es nochmal zu sagen) für wirklich einfache Arbeit.

     

    Fällt eigentlich irgendjemandem auf, dass sich offenbar keiner von den "Opfern" beschwert? Warum sollten sie auch? Es ist ein Nebenjob! Ungelernte Arbeit für Schüler/Studenten gibt es wie Sand am mehr, nur das einige diesen Job offenbar besser finden. Und wenn nicht machen die eben was anderes. Im Endeffekt erwartet keiner von denen als Tütenpacker die dicke Kohle zu machen oder gar ne Karriere zu machen.

     

    "Ganz abgesehen davon, dass das Argument "die Einpacker dürfen nicht mehr verdienen als die Kassierer" ja der Gipfel des Hohns ist.""

     

    Glauben sie? Was kann der Herr dafür das Kassierer(innen) offenbar nicht gut bezahlt werden? Und wie glauben würden eine Kassiererin sich fühlen wenn irgendwelche ungelernten "Arbeiter" für 4h Tütenpacken als N E B E N J O B mehr verdienen als sie selbst mit ihrer 50-100% Stelle bei der sie gekündigt werden kann weil sie nen Flaschenbon falsch abrechnet?

     

    Bleibt mal auf dem Teppich Leute und denkt mal nach über eure Vergleiche! Nur weil jemand eine Firma hat und damit auch Geld verdient ist er noch lange kein Verbrecher!

  • M
    manu

    was regt ihr euch alle auf?

     

    war von 1980-1986 in den staaten...

     

    da ist sowas gang und gebe !!!die werden dort acuh nid vom supermarkt bezahlt!!!überall sind diese "packer"...

     

    mfg

  • L
    lucifari

    Erst letzte Woche habe ich beim Einkaufen überlegt, wie man die Leute davon überzeugen kann auf überflüssige Verpackungsmaterialien zu verzichten. In Australien gibt es ein Plastiktütenverbot, das von der Bevölkerung ohne murren angenommen wird, da es ein gewisses Bewusstsein vorhanden ist. Davon scheinen wir hierulande noch meilenweit entfernt zu sein. Dies scheint mir das größere Problem dieses Geschäftsmodells zu sein.

  • A
    azgho

    Den Schülern gönn' ich ja das Geld, es beleibt aber traurig das sie sich das überhaupt dazuverdienen müssen.

    @tanne

    Kapitulationen wie "so ist es nun mal" sind doch das Problem. Warum ist es denn nun mal SO! Hier geht es nicht um Axiome, sondern um menschgemachte Systeme, die auch von Menschen geändert werden könnten!

     

    Außerdem mag ich es nicht, wenn mir jemand meine Einkäufe einpackt, egal ob er dabei "lächelt"

  • J
    joho

    also ich arbeite für 7,50 euro/std die stunde als hausmeister in einer disko, ich bin dort angemeldet und verdiene ca.700 euro netto im monat. kann mir jemand sagen wie ich von diesem lohn noch jemanden fürs einpacken bezahlen soll? ich würde in einem solchen supermarkt nicht einkaufen weil ich es mir einfach nicht leisten kann. nach meiner meinung ist das schlicht und ergreifend "kapitalistische ausbeutung" oder wie mein mathelehrer immer zusagen pflegte "amerikanischer blödsinn". mfg joho P.S. wer arbeitet sollte auch dafür bezahlt werden. alles andere ist diebstahl von lebenszeit

  • D
    davidly

    Der Lächelnkampf wird aufhören, sobald sich die Kunden daran gewöhnen und nicht mehr bezahlen möchten.

  • C
    cosmonowt

    Ich kann mich nur wundern über einige schräge ansichten die hier zutage klettern. Anscheinend

    haben einige Hitzköpfe nicht verstanden wovon hier geredet wird,"NEBENJOBS"ist das Stichwort (lasst euch das mal auf der Zunge zergehen)und um nichts anderes geht es hier und ne bessere Lösung sich für einen bestimmten Zeitraum was dazu zu verdienen hat hier auch keiner parat.Wer hier von unterster Schublade redet und meint ein ein schlechtes gewissen haben zu müssen wenn er den Service nicht bezahlen will oder kann hat den Witz nicht verstanden,aber sich über faule jungendliche aufregen das können sie!

  • M
    Mephane

    Ich sehe das wie wochschow... Herr Lettenmeier braucht da niemand. Stattdessen sollten besagte 3 Euro pro Stunde direkt an die Schüler gehen (und dann eben das Trinkgeld), das wäre fair. Ganz abgesehen davon, dass das Argument "die Einpacker dürfen nicht mehr verdienen als die Kassierer" ja der Gipfel des Hohns ist. Denn das beweist nur, dass die Kassierer viel zu schlecht bezahlt werden. Aber es ist ja modern, in solchen Situation das untere Ende weiter nach unten zu ziehen statt dort zu verbessern, wo es nicht gut genug ist.

  • W
    woschow

    welcher Grundlohn? das sich immer jemand findet der für fast kein Geld arbeitet, weil er auch das wenige dringend benötigt ist verständlich- aber hier wird versucht genau aus dieser Armut Profit zu schlagen.Sowohl auf Seiten der Marktbetreiber als auch durch Hr. Lettenmeier

  • E
    Exschüler

    Ich habe als Schüler für etwa 7 - 10 Mark/Stunde Werbeblättchen ausgeteilt. Da gab es kein Trinkgeld (eher wurde man angepöbelt), ich wohnte im Mittelgebirge (steile Strassen)...

    Später habe ich ein Pizzataxi gefahren, da gab es 10 Mark pro Stunde.

     

    Ist doch eine super Sache für Schüler. Vor allem ist gut dass es keinem die "echte" Arbeit wegnimmt. Selbst der Grundlohn ist für einen Schüler OK.

  • S
    Student

    Lettenmeier hat eine gute Idee umgesetzt. Und davon profitieren alle.

  • T
    tanne

    Kinders, es ist ein Nebenjob!! Ein Job für Schüler und Studenten, welche Geld benötigen, um sich zu finanzieren. Als Student oder Schüler bekommt man keinen Job, der eine Ausbildung erfordert, weil man simpel und einfach keine hat.

     

    Und da dass Hochschulgesetz es mitlerweile auch verbietet, dass man für Master, Bachelor und Diplomarbeiten bezahlt wird. Werden viele Menschen weiterhin Jobs machen müssen mit der Prämisse Geld zu verdienen. Schade aber so ist es nun Mal.

  • E
    esbe

    Als ehemaliger Schüler und Student habe ich so einige Nebenjobs durch. Man beachte das Wort: Nebenjob. Jobs, die eine Karriere versprechen, die in der Regel keine Qualifikation erwarten und die man ein paar Monate, evtl. sogar nur ein paar Wochen macht. Bei denen es um eines geht: als jemand, der "Hauptberuflich" etwas anderes tut (Schüler, Student, Hausfrau, Rentern...) sich etwas _dazu_ zu verdienen.

     

    52 EUR in 4 Stunden? Nur weil ich freundlich bin? Und wenn dann nach ein- oder zwei Stunden festgestellt wird das ich an der "schlechten Kasse" war darf ich wechseln? Wo gibts den sowas?!

     

    Bei dem sch*** den ich stellenweise gemacht habe wäre ich dankbar gewesen für diesen Job!

     

    Und bevor jetzt wieder die Kapitalismuskritiker aus ihren Löchern kommen mit "das System ist schuld das Schüler und Studenten und Hausfrauen solche 'unwürdigen' Jobs machen müssen", sollte diese vielleicht mal bei sicher selbst anfangen und keine billig produzierte Kleidung, Lebensmittel oder Luxusgegenstände kaufen... den Menschen, diese Waren für uns produzieren geht es viel dreckiger als uns und wenn wir was verändern wollen sollten wir da anfangen... und diesen Schülern, Studenten und Hausfrauen ihren Job lassen, der bestimmt nicht viel schlechter ist als die ganzen anderen "niederen Tätigkeiten" mit "schlechter Bezahlung" genannt Nebenjob die man so machen kann... ich glaube sogar, dass diese Einpacker es um einiges besser haben und sich bei den Pappnasen, die ihnen diesen Job wegnehmen wollen bedanken würden, wenn sie wieder Pizza ausfahren müssten.

     

    Auf die völlig sinnfreue Aussage "Also laßt uns alle Tütenpacker werden und schon sind die Probleme mit der Arbeitslosigkeit gelöst....?" und "wie ist es lieber Autor, möchten Sie für ein Trinkgeld arbeiten?" möchte ich garnicht eingehen, denn sie haben nichts mit dem Artikel zu tun, sorry. Stichwort, nochmal zum mitschreiben: NEBENJOB.

     

    Just my 2c. Wer eingestruetige Polemik findet darf sie behalten. ;)

  • E
    Einkäufer

    Moralisches Erpressen von Trinkgeld durch Erbringen einer nicht bestellten Leistung: Das ist unterste Schublade!

     

    Weg damit!

  • W
    wochschow

    Weshalb sind weder die Marktleiter noch die Einpacker in der Lage sich selbst zu organisieren? Herr Lettenmeier ist in diesem System überflüssig.

     

    Darüberhinaus ist die Arbeit ähnlich freundlichem Scheibenwischen an der Ampelkreutzung zu bewerten.

     

    Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich den Einpackservice ablehne? Schließlich verdient der arme Schüler dann nicht.

  • L
    laon

    Also laßt uns alle Tütenpacker werden und schon sind die Probleme mit der Arbeitslosigkeit gelöst....?

    Über manche Versatzstücke des Journalismus kann man sich nur noch wundern..wie ist es lieber Autor, möchten Sie für ein Trinkgeld arbeiten?

    Oder doch lieber in einem 1 Euro-Job, dem anderen Wunderheilmittel für Arbeitslose und Arbeitsmarkt?