: Einmal innen durchfegen
Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 36: Fasten ist besser als Hungern – und entschlackt die Seele ■ Von Karen Schulz
Durchschnittlich 620 kg Nahrungsmittel vespeiste jedeR Deutsche 1998 - das ergibt eine Tagesration von knapp 1,7 Kilogramm. Da mag man kaum glauben, dass das Fasten als Trend seit Jahren im Kommen ist – schließlich heißt das, dass an den Nicht-Fasten-Tagen noch mehr als 1,7 Kilo gegessen werden.
Wer heute fastet, tut dies selten aus religiösen Gründen. Dennoch findet man man diese Art der inneren Reinigung und Buße vor allem im religiösen Kontext. Im Chris-tentum beispielsweise beginnt mit dem morgigen Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit, die mit dem Ostersonnabend endet: Sonntage sind ausgenommen. Während im christlichen Fasten vor allem auf Fleisch verzichtet wurde und diese Zeit der Buße und des Ernstes dem Osterfest vorausgeht, dient die Prozedur des Fastens in anderen Kulturen und Religionen oftmals eher meditativen Zwecken. Daran knüpfen heutige Fastenpläne an, die neben einer inneren, körperlichen Reinigung auch den Aspekt des Zur-Ruhe-Kommens und Sich-Besinnens betonen: Vom Autogenen Training über Qi Gong oder Yoga bis hin zu verschiedenen Meditationsformen sollen Fastentage von den unterschiedlichsten Entspannungspraktiken begleitet werden, um neben dem Körper auch die Seele zu pflegen.
Viele Menschen betrachten das Fasten in erster Linie als probates Mittel zur Gewichtsreduktion. Doch wer aus der veränderten Ernährungsweise vor und nach den eigentlichen Fastentagen nichts in den Alltag mitnimmt, wird auf Dauer wohl keine Pfunde lassen. Trotzdem ist richtiges Fasten gesünder als diverse Schlankheitskuren: Der Körper hat durch das Fehlen von Nahrung die Möglichkeit, körpereigene Reserven und damit, einhergehend angelagerte Schla-cken abzubauen und so quasi einmal von innen mit dem Besen durchzukehren. Auch die Angst vor dem Hungergefühl werden Fastende schnell ablegen: Nur am ersten Tag knurrt der Magen öfters mal, danach stellt sich vielmehr ein Gefühl besonderer Energie und Gelassenheit ein, das durch die weiteren Tage trägt.
Ohne ärztliche Aufsicht sollte man allerdings nicht zu lange auf Nahrung verzichten: Zwischen drei und fünf Tage haben gesunde Menschen in der Regel keinerlei Probleme damit. Zumal Fasten nicht gleichbedeutend mit völligem Nährstoffverzicht ist: Frisch gepresste Säfte, Brühe und mit Honig gesüßter Kräutertee bilden die Basis der gängigen Kuren und verhindern, dass Laien ihrem Körper mehr schaden als helfen.
Mit dem christlichem Bußeverhalten hat dies nicht mehr viel zu tun: So versuchten erfinderische Menschen von jeher, die kirchlicherseits auferlegten Verbote durch erlaubte Lebensmittel (z. B. Fisch statt Fleisch) zu umgehen. Bei einem Zeitraum mit dem biblischen Ausmaß von 40 Tagen ist das zwar verständlich, führt aber in Sachen Besinnung nicht besonders weit.
Wer mit einer 3-Tage-Kur beginnen möchte, findet Infos und Speiseplan in: Pamela Serure: Power-Fasten. vgs, 48 S., 9,90 Mark. Das Programm für eine ganze Woche liefert: Christina Kempe: Mega-fit mit der Fastenwoche. Gräfe & Unzer, 48 S., 9,90 Mark. Wer die Enthaltsamkeit nicht zu Hause durchhält, findet im Internet unter www.yahoo.de oder unter www.altavista.com bei der Stichwortsuche „Fasten“ ein breites Angebot an Fastenkuren, -reisen und -wanderungen.
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