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Einfalt im Porzellanladen

Fürstin Gloria plappert sich bei „Vorsicht: Friedman“ um Kopf und Kragen – und merkt es nicht

von ARNO FRANK

Sie ist ein Geschöpf von sonnigem Gemüt und praktischem Verstand, die Mariae Gloria Ferdinanda Joachima Fürstin von Thurn und Taxis. War sie schon immer: „Wenn sich unsere Generation erst mal an die Radioaktivität gewöhnt hat“, fiel ihr zur Katastrophe von Tschernobyl ein, „dann habe ich keine Angst, dann leuchte ich eben in der Nacht.“ Am Mittwoch fand sie bei „Vorsicht: Friedman“ strahlende Worte zur Aids-Katastrophe in Afrika: „Der Schwarze schnackselt halt gerne!“

Schnackseln war wohl auch eines der Steckenpferde von Johannes Baptista de Jesus Maria Louis Miguel, Luft holen, Friedrich Bonifazius Lamoral Fürst von Thurn und Taxis, der die gerade zwanzigjährige Gloria 1980 ehelichte. In den Achtzigern bestach die geborene Gräfin von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg zunächst durch amerikanische Motorräder und eigenartige Frisuren. Ein „Elefant im Porzellanladen“ wolle sie sein, sagte sie 1987 der FAZ – wie ernst sie es damit meinte, erwies sich aber erst 1990: Der sterbende Fürst übertrug seiner Frau die Geschäftsführung seines Firmenimperiums, zu dem – neben Banken und Brauereien – vor allem Wald- und Immobilienbesitz gehörten. So gewaltig das Vermögen des Regensburger Fürstenhauses war, so gewaltig waren auch seine Schulden beim bayerischen Staat. Doch die wilde Gloria schlüpfte flugs in den silbergrauen Einreiher und verblüffte die Fachwelt mit einem rigorosen Sparkurs und ausgefahrenen Ellbogen: Sie feuerte drei Spitzenmanager und verkaufte gezielt defizitäre Beteiligungen und unrentable Immobilien. Als Gloria 1992, horribile dictu, das kostbare Familiensilber bei Sotheby’s versteigern ließ (u. a. die Schnupftabaksdose von Friedrich dem Großen), fürchtete die bayerische Regierung gar einen Ausverkauf nationaler Kulturgüter. Inzwischen verstehen sich Staat und Fürstin wieder bestens: „Edmund Stoiber ist vor allem sexy, dies ist für uns Frauen besonders wichtig.“

Wie prächtig erzreaktionäre Einfalt im fürstlichen Biotop gedeihen kann, bewies sie zuletzt mit dem Blaublut-Knigge „Unsere Umgangsformen“ – während ihr 17-jähriger Sohn, Alleinerbe Albert, bei einem Starkbierfest einen Familienvater verprügelte. Bei Michel Friedman breitete Gloria nun fidel und selbstbewusst ihr katholisches Weltbild aus, verurteilte Sterbehilfe, Abtreibung und den Menschen schlechthin: „Er missbraucht Gesetze.“ Arme Gloria: Die Fürstin ist nicht nur sonnig und praktisch, sondern vor allem ein Geschöpf des Fürsten.

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